Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wählt an diesem Mittwoch drastische Worte. Der Präsident wirft Russland vor, die Ukraine, ihre Geschichte und ihr Volk in diesem Krieg auslöschen zu wollen. Ob Wladimir Putin tatsächlich bereit ist, so weit zu gehen? Offiziell ist das Ziel seiner ausgerufenen "Sonder-Militäroperation" eine Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Landes. Angriffe auf Zivilisten soll es demnach nicht geben. Berichte aus der Ukraine widerlegen das. Es gebe Opfer in der Bevölkerung, heißt es. Wie bei allen Nachrichten aus dem Krieg lassen sich die Angaben nur schwer überprüfen.
Die Frage, wie und wann der Krieg enden kann, wird derweil auf allen Ebenen diskutiert. Der Sicherheitsexperte Joachim Weber zeichnet im Gespräch mit RTL/ntv ein eher düsteres Bild der Situation, denn Putin habe sich mit dem maximal möglichen Druck, mit dem er die Invasion in der Ukraine am vergangenen Donnerstag begonnen habe, alle Wege zurück verbaut. "Ihm droht der totale Gesichtsverlust, und dieser totale Gesichtsverlust würde womöglich auch das Ende seiner Herrschaft bedeuten, diesen Schritt wird er nicht gehen", sagt Weber.
Putin habe alles auf eine Karte gesetzt. Die höchste Stufe der "konventionellen Eskalation" gewählt und nicht etwa auf eine "Salami"-Taktik gesetzt. Ein Vorgehen, das den Experten vom Cassis Institut (Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies) der Universität Bonn überrascht. Und weil der russische Präsident den Erfolg unbedingt will, werde er den militärischen Druck noch weiter steigern. Für ihn selbst, aber auch für den Westen sei das ein immenses Problem, so Weber. "Putin hat alles auf eine Karte gesetzt, er hat unermessliches Leid über die Ukraine, aber auch über sein eigenes Land gebracht und er braucht dafür eine Rechtfertigung." Daher sei es ausgeschlossen, dass der Präsident nun daherkäme und sagt: "Ich habe mir überlegt, wir können das jetzt mal so und so machen, es hat leider nicht geklappt und wir ziehen jetzt ab."
Für Weber bedeutet das auch, dass Putin offenbar keine Exit-Strategie für seinen Angriffskrieg hat. Er habe sich "völlig verrannt", das mache es umso schwerer, ihm überhaupt noch eine Brücke zu bauen. Wie am Vormittag aus dem Kreml bekannt wurde, ist Russland aber weiter bereit, auf diplomatischem Wege über Lösungen zu sprechen. Womöglich soll es noch am Abend Gespräche geben. Der ukrainische Präsidentenberater Mykhailo Podolyak sagt der Nachrichtenagentur Reuters, dass dafür aber erst eine "substanzielle Agenda" benötigt werde. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow stellte aber schon klar, dass Russland auf den von Präsident Wladimir Putin formulierten Maximalforderungen bestehe. Die Regierung in Kiew muss demnach die "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk sowie Russlands Souveränität über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim anerkennen. Zudem fordert Russland eine "Demilitarisierung" der Ukraine.
Quelle: ntv.de, tno
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