Was Zinsbewegungen für Anleihen bedeuten

  31 März 2016    Gelesen: 886
Was Zinsbewegungen für Anleihen bedeuten
Die Frage, ob die Zinsen bald wieder steigen, lässt sich so einfach nicht beantworten. Denn während die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen angehoben hat, hat die EZB sie gesenkt. Doch wie geht jetzt weiter?
Der Schritt war zwar klein, aber ein Signal: Im Dezember erhöhte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen von 0,25 auf 0,5 Prozent - zum ersten Mal seit langem. Manche Experten werteten diesen Schritt schon als Zinswende. In Europa bietet sich hingegen ein ganz anderes Bild: Hier hat die Europäische Zentralbank EZB im März den Leitzins im Euroraum auf null Prozent gesenkt. "Früher folgte die EZB den Zinsschritten ihrer amerikanischen Kollegen zuverlässig mit sechs bis neun Monaten Verzögerung", sagt Jan Holthusen, Anleiheexperte der DZ-Bank. "Das hat sich grundlegend geändert."

Das niedrige Zinsniveau bedeutet auch magere Renditen für Sparer. Denn für Einlagen auf Tagesgeldkonten oder für Festgelder gibt es nur wenig Zinsen. Und das wird sich in absehbarer Zeit wohl kaum ändern. "Ebenso wenig ist eine Wende bei Euro-Anleihen mit gutem Rating sowie Euro-Rentenfonds in Sicht", sagt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die derzeit gezahlten Renditen seien kaum ein Investment wert.

Bauer rät daher, mit dem Kauf zu warten, bis wieder bessere Konditionen locken. Damit nicht genug: "Anleihen und Rentenfondsanteile können Anleger jetzt sogar verkaufen und den Erlös sicher auf dem Tagesgeldkonto parken." Für Guthaben über 100.000 Euro sollte man jedoch ein zweites Konto bei einer anderen Bank eröffnen, damit jeweils der gesamte Betrag unter den Einlagenschutz fällt. Auch Holthusen rät, einen Verkauf zu prüfen: "Gerade Rentenfonds, die in Anleihen mit langer Laufzeit investieren, müssten zuletzt üppige Kursgewinne eingefahren haben."

Euro-Fonds empfohlen

Dagegen dürften Anleger, die Anteile an internationalen Rentenfonds im Depot liegen haben, die Auswirkungen der US-Zinserhöhung sehr wohl spüren. "Da durch steigende Zinsen der Dollar tendenziell teurer wird, steigt der Wert von Dollar-Anleihen schon allein aufgrund des Wechselkurses", sagt Mathias Kathke von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. "Umgekehrt sind jedoch etwa Anleihen aus Schwellenländern oft von Wertverlusten betroffen." Aufgrund dieser Währungsrisiken raten Verbraucherschützer vom Kauf internationaler Rentenfonds ab und empfehlen Fonds, die in Euro notieren.

Egal ob in den USA oder Euroland: Wer derzeit über den Kauf von Anleihen oder Rentenfonds nachdenkt, sollte sich soweit wie möglich gegen das Risiko steigender Zinsen absichern, rät Kathke. Hintergrund: Ziehen die Zinsen an den Kapitalmärkten an, sinkt der Börsenkurs bereits auf dem Markt befindlicher Anleihen. "Neueinsteiger können dann höher verzinste Papiere kaufen, während die Nachfrage nach Anleihen mit niedrigerem Zinskupon sinkt", erklärt Karin Baur, Anleiheexpertin der Stiftung Warentest. "Solange die Zinsen weitersteigen, haben Anleger Verluste im Depot stehen. Diese sind tendenziell umso höher, je länger die Restlaufzeit der im Fonds enthaltenen Papiere ist." Nur wer seine Papiere bis zur Fälligkeit hält, sei - je nach Kaufpreis - am Ende eventuell wieder im Plus.

Kurzläufer bringen kaum Rendite

Obwohl es angesichts dessen naheliegt, auf Anleihen mit kurzer Restlaufzeit zu setzen, sind diese ebenfalls nur bedingt zu empfehlen. "Kurzläufer bringen derzeit kaum Rendite, dadurch schlagen gerade bei teuren Fonds die Kosten stärker durch", so Baur. Aus diesem Grund sollten Anleger auch keine aktiv gemanagten Rentenfonds wählen, sondern die deutlich günstigeren börsengehandelten Indexfonds (ETF). Kathke empfiehlt dagegen gerade jetzt gemanagte Fonds, weil deren Manager schneller auf veränderte Marktlagen reagieren könnten.

"Wer sein Geld für zwei bis fünf Jahre anlegen will, sollte Rentenfonds am besten derzeit ganz meiden", empfiehlt Baur. "Ich empfehle statt dessen gut verzinste Tages- und Festgelder." Ähnlich sieht das Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Anleger sollten ihre Zeit nicht mit der Lektüre von Zinsprognosen vergeuden." Auch die Experten tappten bei dieser Frage im Dunkeln.

Stattdessen gehe es bei der Geldanlage darum, die Laufzeiten so zu wählen, dass sie zu den eigenen Bedürfnissen passen und man bei Bedarf schnell an sein Geld herankommt. "Wer länger auf sein Erspartes verzichten kann, kann ruhig die höheren Zinsen länger laufender Sparbriefe mitnehmen." Für noch höhere Erträge empfiehlt Nauhauser preiswerte Aktien-Indexfonds - allerdings eigneten die sich nur für Anleger, die auch bei Börsenturbulenzen die Nerven behielten.

Quelle: n-tv.de , Christian Eigner, dpa

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