"Es liegt also nahe, dass diese Personen den Asylantrag nur stellen, um sich zur Begehung von Straftaten vorübergehend in Deutschland aufhalten zu können", teilte das BKA der "Welt" auf Anfrage mit.
Die Wiesbadener Behörde hatte bereits im Jahr 2014 in einer vertraulich gestempelten Analyse festgestellt, dass "georgische Staatsangehörige gezielt Asylanträge in Deutschland stellen, um während der Dauer des Asylverfahrens intensiv Straftaten im Eigentumsbereich zu begehen".
Aus Ermittlungsverfahren sei bekannt, dass Georgier in ihrer Heimat gezielt angeworben werden, "um in Deutschland und im europäischen Ausland bandenmäßig organisierte Einbrüche und Diebstähle zu begehen."
Dabei wird laut BKA ganz bewusst nach Wertsachen gesucht, die sich sowohl in Georgien als auch in Deutschland gut verkaufen ließen. Neben Bargeld und Schmuck gehören vor allem auch Computer und Laptops sowie Handys, MP3-Player, Navigationsgeräte und Digitalkameras zu den beliebten Gütern. Die Ware wird laut BKA entweder Hehlern oder direkt auf Flohmärkten und über das Internet angeboten.
"Insgesamt ist feststellbar, dass in Deutschland durch georgische Tatverdächtige begangene Straftaten im Eigentumsbereich professionell geplant und arbeitsteilig durchgeführt werden", heißt es in der BKA-Analyse.
Bei den Tätern handele es sich überwiegend um Männer im Alter von 20 bis 45 Jahren, die häufig als Mehrfachtäter in Erscheinung getreten seien. Um ihre Identität zu verschleiern, würden sie oft auch gut gefälschte Papiere aus EU-Staaten verwenden. Die Polizei beschlagnahmte beispielsweise Ausweise und Führerscheine aus Litauen und Tschechien.
2015 beantragten 3196 Georgier Asyl
Das BKA spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten Dieben im Gesetz. Gemeint ist damit jene Form der organisierten Kriminalität, die unter dieser Bezeichnung in Russland schon seit der Zarenzeit bekannt ist. Im Zentrum stehen laut Ermittlern Banden, die in Strukturen der russisch-eurasisch organisierten Kriminalität eingebunden sind. Zum obersten Führungskreis wird etwa der Familienclan Schuschanaschwili gerechnet, der Statthalter in deutschen Städten haben soll.
BKA-Präsident Holger Münch hat bereits mehrfach davor gewarnt, dass Banden aus Ost- und Südosteuropa in Deutschland auf Beutezug gehen. Die Kriminellen kämen vor allem aus Serbien, Rumänien, Polen sowie dem ehemaligen Jugoslawien – und, wie Münch sagt, auch "zunehmend aus Georgien".
Dabei ist die Zahl der in Deutschland lebenden Georgier im Vergleich zu anderen Nationalitäten eher gering; es sollen nur mehrere Tausend sein. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) teilte der "Welt" mit, dass im vorigen Jahr 3196 Georgier (2014: 3180) Asyl beantragten. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es nur 751.
Die Anerkennungsquote ist nach Auskunft der Nürnberger Behörde äußerst gering: Sie beträgt nur 0,3 Prozent. Wie viele der hierzulande lebenden Georgier zu Mafiaorganisationen gehören, ist allerdings nicht bekannt.
Gleichzeitig gelingt es der Polizei eher selten, Mitglieder der gut organisierten Banden festzunehmen. Im Jahr 2013 schnappte die Polizei zum Beispiel lediglich 156 georgische Tatverdächtige, denen Einbrüche zur Last gelegt werden konnten. Neuere Zahlen werden bislang unter Verschluss gehalten.
Banden nehmen sich ganze Landstriche vor
Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) verfolgt das Treiben der georgischen Mafia mit zunehmender Sorge. Die Täter seien Teil der organisierten Kriminalität, sagte der BDK-Vorsitzende André Schulz der "Bild"-Zeitung.
"Dahinter steckt in vielen Fällen die georgische Mafia, die in Georgien gezielt Verbrecher anspricht und sie nach Deutschland schickt." Immer wieder würden diese Menschen hierzulande Asyl beantragen und die acht bis zwölf Monate bis zur Ablehnung ihres Antrags nutzen, um regelmäßig einzubrechen. Diese Kriminalität liegt Schulz zufolge im Wesentlichen in der Hand weniger großer Banden.
Für einen Großteil der Einbrüche in Deutschland seien "hochmobile, reisende Tätergruppen" verantwortlich. Professionelle Banden aus Südosteuropa nähmen sich "ganze Landstriche und Städte auf einmal vor".
Im Interview mit der "Welt" hatte Schulz im November 2015 vor der Mafia gewarnt: "Wir gehen allein bei den georgischen Banden von einem volkswirtschaftlichen Schaden von über 100 Millionen Euro aus – pro Jahr."
Quelle : welt.de
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