Ukraine zählt 600 Kriegsgefangene - Moskau ruft Mariupol zur Kapitulation auf

  05 April 2022    Gelesen: 683
  Ukraine zählt 600 Kriegsgefangene - Moskau ruft Mariupol zur Kapitulation auf

Die Empörung über Kriegsverbrechen an Zivilisten in der Ortschaft Butscha hält weiter an. Die ukrainische Justiz geht mittlerweile Hunderten Hinweisen auf weitere Massaker in der Region Kiew nach. Präsident Selenskyj fordert eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen. Unterdessen ruft die russische Armee die Verteidiger der belagerten Stadt Mariupol erneut zur Kapitulation auf.

Russland fordert ukrainische Armee in Mariupol zur Kapitulation auf

Die russische Armee hat die ukrainischen Streitkräfte im seit Wochen belagerten Mariupol erneut aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Die Soldaten sollten am Morgen über einen Korridor sicher die Hafenstadt in Richtung der von Kiew kontrollierten Gebiete verlassen können, sagte der Generalmajor Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium. "Allen, die ihre Waffen niederlegen, wird das Leben garantiert", sagte er.

Justiz zählt Hunderte Gräueltaten in der Region Kiew

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft verzeichnete nach eigenen Angaben mehr als 7000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Agentur Unian zufolge. "Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen." Die Generalstaatsanwaltschaft arbeite an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

Selenskyj fordert Aufklärung von Massakern

Präsident Wolodymyr Selenskyj versicherte, dass die Verantwortlichen der Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden. "Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von seinen Mitbürgern (in der Ukraine) gemordet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat", sagte der ukrainische Präsident. Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. "Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!" Selenskyj, der Butscha am Montag besuchte, befürchtet, dass russische Truppen nun versuchten, "die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen".

US-Satellitenbilder bestätigen Leichen in Butscha vor russischem Abzug

Unterdessen widerlegen US-Satellitenbilder die russische These, dass einige der in Butscha gefundenen Leichen erst nach dem Abzug der russischen Truppen dort abgelegt wurden. Die "hochauflösenden" Bilder "bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen", erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma Maxar Technologies.

Das russische Verteidigungsministerium hatte die Bilder als "Fälschungen" bezeichnet. Demnach seien die Leichen noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren. Maxar-Satellitenbilder vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-Straße in Butscha befanden.

Tote und Verletzte bei Luftangriffen

Bei russischen Angriffen auf die südukrainische Stadt Mykolajiw wurden nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet und verletzt. Der Gouverneur des Gebietes, Witalij Kim, berichtete von 11 Getöteten und 62 Verletzten. In der Nacht gab es Luftalarm auch in den Gebieten Poltawa, Charkiw, Dnipropetrowsk sowie in den Gebieten Sumy, Tschernihiw, Luhansk, Donezk und Saporischschja.

Ukraine zählt 600 Kriegsgefangene

Etwa 600 russische Soldaten befinden sich in Kriegsgefangenschaft der Ukraine, wie Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk nach Angaben der "Ukrajinska Prawda" im Einheitsprogramm des ukrainischen Fernsehens sagte. Man suche nach Wegen, über das Rote Kreuz Ukrainer in russischer Kriegsgefangenschaft zu erreichen, und wolle Russland dazu bringen, sie freizulassen.

CSU fordert weitere Waffen für die Ukraine

Angesichts der Gräueltaten in Butscha forderte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Bundesregierung auf, die Ukraine mit weiteren Waffenlieferungen zu unterstützen. "Die Bilder aus Butscha treffen in Mark und Knochen und zeigen einen unbeschreibbaren Zivilisationsbruch Russlands", sagte Dobrindt der "Augsburger Allgemeinen". "Es braucht jetzt eine weitere Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine mit Waffen, geschützten Fahrzeugen und Aufklärungstechnik mit Drohnen, die nicht nur von der Bundeswehr, sondern auch aus der Industrie heraus geliefert werden müssen."

Das wird heute wichtig

Das ukrainische Verteidigungsministerium rechnet mit weiteren Angriffen auf die Millionenstadt Charkiw. Russische Truppen bereiteten sich darauf vor, die Stadt zu erobern, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk, nach Angaben der "Ukrajinska Prawda".

Mit einer Unterstützer-Konferenz in Berlin will Außenministerin Baerbock die internationale Hilfe für die von vielen ukrainischen Kriegsflüchtlingen aufgesuchte Republik Moldau ankurbeln. Dabei sollen etwa die Versorgung der Flüchtlinge sowie die gestiegenen Energiepreise eine Rolle spielen.

Präsident Selenskyj will sich per Videoschalte an die Mitglieder des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen wenden.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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