"Dem Fußball habe ich mein ganzes Leben geschenkt. Für mich war Fußball eine Obsession", sagt Sacchi über sein Lebenswerk. Der Mann mit der markanten Glatze war nie ein guter Spieler, aus dem Nichts arbeitete er sich zur Trainerlegende hoch. "Ein Jockey muss schließlich auch nicht als Pferd geboren worden sein", sagt er. Im Land des "Catenaccio" entwickelte Sacchi nach holländischem Vorbild insbesondere in seiner Glanzzeit beim AC Mailand einen für Italien völlig neuen Spektakel-Fußball mit organisiertem Pressing, Passsicherheit und totalem Angriff. Nicht der einzelne Spieler stand bei Sacchi im Fokus, sondern das Kollektiv. "Der Gedanke, elf Menschen beizubringen, sich wie eine einzige Person zu bewegen, macht mir immer noch Gänsehaut", sagte er einmal dem Magazin "11 Freunde".
Sacchi, gelernter Schuster, war ursprünglich Buchhalter und dann Auslandsvertreter der Schuhfabrik seines Vaters in Fusignano nahe der Adria-Stadt Ravenna. Auf seinen Reisen besuchte er die Trainingseinheiten von Klubs wie Ajax Amsterdam und Bayern München. Gleichzeitig begann der Kahlkopf nach einer bescheidenen Karriere als Abwehrspieler eine Amateurmannschaft zu trainieren. Den Durchbruch verdankt er Silvio Berlusconi, nachdem Sacchi mit der zweitklassigen Mannschaft vom AC Parma im Pokal den großen AC Mailand im heimischen San Siro besiegt hatte.
Taktische Genialität und introvertierter Charakter
1987 übernahm Sacchi die Rossoneri - der Beginn einer Ära. Mit Stars wie Franco Baresi, Paolo Maldini, Ruud Gullit und Marco van Basten veränderte er nicht nur das Spiel, sondern räumte auch Titel ab. 1988 wurde er italienischer Meister, in den beiden nächsten Jahren triumphierte Milan im Europapokal der Landesmeister sowie beim Weltpokal. Wegen seiner taktischen Genialität und seines etwas introvertierten Charakters wurde Sacchi ehrfurchtsvoll der "Prophet" genannt.
1991 verließ Sacchi den AC Mailand und rückte zum Trainer der italienischen Nationalmannschaft auf. Doch mit der Squadra Azzurra war Sacchi nur mäßig erfolgreich. 1994 verlor Italien das WM-Finale gegen Brasilien im Elfmeterschießen, nach dem EM-Fiasko 1996 in England (Aus in der Vorrunde) warf Sacchi das Handtuch. Es folgten glücklose Engagements bei Atlético Madrid, erneut in Parma und als Sportdirektor bei Real Madrid. Mittlerweile genießt der Revolutionär seine Rente. "Der Stress war mir einfach zu viel geworden. Ich wollte nicht der Reichste auf dem Friedhof sein", sagt er.
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