In Polen haben Demonstranten Russlands Botschafter mit roter Flüssigkeit attackiert und daran gehindert, Blumen auf einem Friedhof für sowjetischen Soldaten niederzulegen. Als die Delegation um den russischen Botschafter Sergej Andrejew auf dem Warschauer Mausoleumsfriedhof erschien, hätten zahlreiche ukrainische und polnische Demonstranten sie mit Rufen wie "Mörder" und "Faschisten" empfangen, berichtete die Nachrichtenagentur PAP. Dabei wurde Andrejew demnach mit einer roten Substanz übergossen. Der Botschafter und die Delegation kehrten daraufhin zu ihren Dienstwagen zurück.
Andrejew habe sich das Gesicht abgewischt und gesagt: "Ich bin stolz auf mein Land und meinen Präsidenten", berichtete ein AFP-Fotograf. Andrejew sagte der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, er sei nicht verletzt worden. Bei der Flüssigkeit habe es sich "um eine Art Sirup" gehandelt.
Russland verurteilte den Vorfall. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte im Onlinedienst Telegram: "Die Bewunderer des Neonazismus haben erneut ihre Gesichter gezeigt." Sie wiederholte damit die russische Behauptung, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sei ein Kampf gegen Neonazis. "Aber wie ich bereits gesagt habe, lassen wir uns nicht einschüchtern. Es muss furchtbar für die Bewohner Europas sein, sich selbst im Spiegel anzusehen."
Am 9. Mai begeht Russland den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland. Der Mausoleumsfriedhof in Warschau wurde einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angelegt und hat den Charakter eines großen Parks. Dort sind die sterblichen Überreste von mehr als 20.000 Soldaten begraben, die in den Jahren 1944 und 1945 gefallen sind.
Die russische Botschaft hatte als Teil der Feierlichkeiten eine offizielle Kranzniederlegung auf dem Friedhof geplant. Diese war jedoch auf Wunsch des Warschauer Bürgermeisters und des polnischen Außenministeriums abgesagt worden. Dennoch waren der Botschafter sowie andere Russen am Morgen zu dem Mausoleum gekommen. Das russische Außenministerium beschwerte sich nach eigenen Angaben bei den polnischen Behörden über deren "Duldung junger Neonazis" und forderte Polen auf, "unverzüglich eine Kranzniederlegung zu organisieren und dabei absolute Sicherheit vor jeglichen Provokationen" zu gewährleisten.
Polen hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar mehr als 3,2 Millionen Flüchtlinge aus seinem östlichen Nachbarland aufgenommen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP
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