Selenskyj dämpft Erwartungen nach Erfolgen bei Charkiw - USA stocken Hilfspaket auf

  11 Mai 2022    Gelesen: 591
  Selenskyj dämpft Erwartungen nach Erfolgen bei Charkiw - USA stocken Hilfspaket auf

Den letzten ukrainischen Verteidigern des Werks Asowstal droht ein schweres Schicksal. Präsident Selenskyj sieht keine Hoffnung, die Eingeschlossenen militärisch zu befreien. Bessere Nachrichten gibt es aus der Region Charkiw. Allerdings mahnt Selenskyj trotz der Erfolge gegen die russischen Einheiten vor zu hohen Erwartungen.

Noch immer Zivilisten im Werk Asowstal

Die im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Soldaten dürfen das Gelände nach dem Willen der russischen Belagerer nicht verlassen. Das russische Militär habe jeden Vorschlag zum unbehinderten Abzug der Kämpfer abgelehnt, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Angaben der "Ukrajinska Prawda"."Die Verteidiger Mariupols bleiben dort, sie setzen den Widerstand auf dem Gelände von Asowstal fort", sagte er.

Selenskyj hatte zuvor erklärt, dass die Ukraine gegenwärtig nicht über die schweren Waffen verfüge, die für einen erfolgreichen Vorstoß zur Befreiung von Mariupol nötig wären. Am Dienstag berichteten die Verteidiger über schweren Beschuss durch russische Truppen. Die ganze Nacht lang sei das Gelände aus der Luft angegriffen worden, sagte der Vizekommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, der "Ukrajinska Prawda". Es gebe viele Schwerverletzte. Sie müssten dringend in Sicherheit gebracht werden. Entgegen jüngster Berichte über die vollständige Evakuierung aller Zivilisten aus dem Werk erklärte der regionale Verwaltungschef Pawlo Kyrylenko am Montagabend, es seien doch noch 100 Menschen dort, die keine Kämpfer seien.

Selenskyj lobt ukrainische Truppen

In seiner täglichen Videoansprache lobte Selenskyj Mut und Opferbereitschaft der Truppen seines Landes. "Ich bin all unseren Beschützern dankbar, die sich verteidigen und wirklich übermenschliche Stärke zeigen, um die Armee der Eindringlinge zu vertreiben", sagte er. Und das im Kampf gegen die "einst zweitstärkste Armee der Welt". Trotz weiterer Erfolge an verschiedenen Fronten wollte Selenskyj keine Euphorie und "übermäßige Emotionen" aufkommen lassen. "Es ist nicht notwendig, eine Atmosphäre spezifischen moralischen Drucks zu schaffen, wenn bestimmte Siege wöchentlich und sogar täglich erwartet werden", warnte er.

Der ukrainische Präsident bezog sich dabei auf Erfolgsmeldungen seines Generalstabs, der über Geländegewinne in der Umgebung der ostukrainischen Großstadt Charkiw berichtete. Die Besatzer würden "nach und nach" aus der Region vertrieben. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs wurden mehrere Ortschaften zurückerobert. "Die Streitkräfte der Ukraine tun alles, um unser Land und unser Volk zu befreien", sagte Selenskyj. "Alle unsere Städte werden befreit - Cherson, Melitopol, Berdjansk, Mariupol und alle anderen."

US-Repräsentantenhaus verabschiedet neues Hilfspaket

Unterdessen hat das Repräsentantenhaus in Washington ein von US-Präsident Joe Biden beantragtes Hilfspaket um 7 Milliarden Dollar aufgestockt und mit großer Mehrheit verabschiedet. In der Parlamentskammer stimmten 368 Abgeordnete sowohl von Bidens Demokraten als auch der oppositionellen Republikaner für den Gesetzesentwurf. Die 57 Gegenstimmen kamen aus den Reihen der Republikaner. Der Senat muss noch zustimmen.

Das Paket umfasst ein Volumen von fast 40 Milliarden Dollar. Biden hatte den Kongress um 33 Milliarden Dollar gebeten. In dem nun aufgestockten Paket entfällt rund die Hälfte der Gesamtsumme auf den Verteidigungsbereich. Seit Kriegsbeginn Ende Februar sagten die USA der Ukraine allein Waffen und Munition im Wert von mehr als 3,7 Milliarden US-Dollar zu oder lieferten auch schon.

Callamard: Putin hasst Ukrainer

In der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin herrscht nach Ansicht der Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein "Hass" gegen alle Ukrainer. "Es gibt Aussagen, Kommentare und Auftritte Putins und anderer russischer Führer, die zeigen, wie sie das Volk der Ukrainer ignorieren und hassen, in denen sie reden, als ob die Ukraine nicht existiert", sagte Agnès Callamard im ukrainischen Fernsehen. "Und genau diese Aussagen werden wir als Teil der Beweisführung nutzen, wenn wir die Frage des Völkermords erörtern."

Die in diesem Krieg eingesetzte Gewalt sei auf das von der Führung geschaffene Systemdenken zurückzuführen. "Gewalt wird zur Haupthandlungsweise, sie wird toleriert und manchmal sogar verherrlicht ... Es gibt keine Kontrolle, und dies schafft die Bedingungen für gewalttätiges Verhalten, es gibt ein Regime der Straflosigkeit ...", wurde Callamard von der Agentur Unian zitiert. Es gebe zwar keine Beweise dafür, dass die Militärführung von den Soldaten Folter oder Mord verlange. "Aber wir haben Beweise dafür, dass die Führung diese Verbrechen nicht stoppt."

Beschuss von Saporischschja fordert Opfer

Bei neuen russischen Angriffen in der Umgebung der südostukrainischen Stadt Saporischschja sind mindestens ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden. Nach Angaben der Regionalverwaltung seien vor allem Wohngebäude in Orechowo getroffen worden, berichtete die "Ukrajinska Prawda". Wegen der Intensität des Beschusses sei vorübergehend die Zustellung humanitärer Hilfe in den Ort unterbrochen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Das bringt der Tag

Ukrainische Soldaten werden ab heute in Deutschland an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet. Die künftigen Besatzungen des Waffensystems und technische Fachleute sollen in die Ausbildung an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein eingewiesen werden.

Bundesligist Borussia Mönchengladbach empfängt die ukrainische Fußball-Nationalmannschaft am Abend zu einem besonderen Benefizspiel.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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