In den Waldbrandgebieten im Süden Brandenburgs und im Nationalpark Sächsische Schweiz geht der Kampf gegen die Flammen weiter. In der Sächsischen Schweiz erstreckte sich das Feuer am Dienstagabend über 250 Hektar, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte. 400 Kräfte seien im Einsatz. Problematisch sei neben der Unzugänglichkeit des Geländes auch die komplizierte Beschaffung von Löschwasser, welches unter anderem aus der Elbe und der Kirnitzsch geholt werde, sagte ein Sprecher. Das Wasser muss erst mittels Tankfahrzeugen oder Hubschraubern in das betroffene Gebiet gebracht werden.
Inzwischen seien alle drei erwarteten Hubschrauber der Bundeswehr eingetroffen und mit zwei weiteren Helikoptern der Bundespolizei im Einsatz, hieß es am Dienstagabend weiter. Das Feuer hatte am Montag vom Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen.
Auch im Süden Brandenburgs löschten Hubschrauber der Bundeswehr am Dienstag aus der Luft, Wasserwerfer der Polizei waren im Einsatz und viele Hundert Feuerwehrkräfte. Immer wieder erschwerte aufkommender Wind ein Eindämmen der Brände.
Schwieriger Zugang für Fahrzeuge
Am Abend konzentrierten sich die Löscharbeiten im Elbe-Elster-Kreis auf den südlicheren Bereich des Feuers entlang der Bundesstraße 183 nahe dem Flugplatz Falkenberg-Lönnewitz. Noch immer sei eine Fläche von rund 850 Hektar betroffen, sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte, Philipp Haase. Ein heißer Brand - mit Flammen und Rauchentwicklung - tobe allerdings nur noch auf einer Fläche von rund 500 Hektar. Dabei handele es sich vor allem um bewaldete Flächen, in die Fahrzeuge nur schwer gelangen könnten. Es stellte sich zudem heraus, dass dort mitunter alte Munition liegt.
Der Landesfeuerwehrverband bezeichnete das Feuer als größten Waldbrand in diesem Jahr in Brandenburg. "Die Einsatzkräfte versuchen unter allen Umständen zu verhindern, dass die Flammen auf die andere Seite der Bundesstraße gelangen", sagte Haase. Weiter nördlich bei Rehfeld sei die Lage inzwischen unter Kontrolle. Insgesamt waren am Dienstag rund sieben Hubschrauber im Einsatz. Haase geht davon aus, dass das Löschen aller Glutnester noch Tage, wenn nicht gar Wochen dauern könnte.
In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz wurde am Dienstag Katastrophenalarm ausgelöst. Touristen sollen das Gebiet meiden. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres die Wälder nicht mehr betreten werden. Das Feuer hatte am Montag vom Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien auf Sachsen übergegriffen. Wohngebiete waren nicht bedroht.
Landesumweltminister Wolfram Günther bezeichnete den Brand als eine Tragödie. Die aktuelle Waldbrandsaison sei verheerend, sagte er. In der Nähe des Waldbrandgebietes im Kreis Elbe-Elster liegt ein Erholungsgebiet mit Badesee und Campingplatz. Jetzt diente das Gewässer der Bundeswehr dazu, Löschwasser für die Hubschrauber aufzunehmen. Der See wurde deshalb am Dienstag gesperrt. Auch der Bahnverkehr zwischen Leipzig und Cottbus war unterbrochen.
Evakuierung von Kölsa-Siedlung aufgehoben
Für einige Dorfbewohner entspannte sich die Lage etwas: Die Evakuierung der beiden Ortsteile Rehfeld und Kölsa konnte aufgehoben werden. Bewohner, die teils in einer Notunterkunft übernachteten, durften am Dienstag in ihre Häuser zurück. Am Abend wurde auch die Evakuierung von Kölsa-Siedlung aufgehoben, wie der Landkreis mitteilte. "Hintergrund für die aktuelle Entscheidung ist die Entspannung der Lage in den Einsatzabschnitten Nord und Ost beim Großbrand Kölsa-Rehfeld in der Stadt Falkenberg", hieß es weiter. Für einen Ferkelzuchtbetrieb hat der Brand jedoch schlimme Folgen: Der Landwirt verlor Ställe und viele Tiere.
In der Nähe des Waldbrandgebietes gibt es auch etliche Windräder. Betreiber berichteten, dass an ihren Windenergieanlagen kein Schaden entstanden sei. Das Unternehmen Thüga teilte mit, seine drei Anlagen seien aus Sicherheitsgründen außer Betrieb. Untersucht werden muss nun, wie es zu den Waldbränden kam. Im Kreis Elbe-Elster hatte es in den vergangenen Tagen mehrere kleine Feuer gegeben. Die Polizei leitete in einigen Fällen Strafverfahren wegen des Verdachts der Brandstiftung ein.
Der Feuerökologe Johann Georg Goldammer hält den Einsatz von Löschpanzern bei Waldbränden in munitionsbelasteten Gebieten für sinnvoll. Dem RBB sagte der Experte, er verstehe nicht, warum in Brandenburg in diesem Jahr noch kein Löschpanzer eingesetzt worden sei. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen sprach sich im RBB jedoch gegen Löschpanzer aus. Bei den schweren Brandlagen im Jahr 2018 seien Löschpanzer von privaten Anbietern eingesetzt worden. Diese hätten sich in der Nutzung im engen Wald und auch von der Wassermenge her nicht bewährt, sagte Stübgen.
Brände in Tschechien spitzen sich zu
Schlimme Waldbrände herrschten unterdessen auch in Tschechien, wo sich die Lage beim Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz nahe der Grenze zu Sachsen dramatisch zugespitzt hat. Rund 450 Feuerwehrleute kämpften am Dienstag gegen die Flammen, wie ein Sprecher mitteilte. Sie wurden von Polizei- und Armeehubschraubern sowie Flugzeugen unterstützt. Der Waldbrand breitete sich auf eine Fläche von fast 1000 Hektar aus. Ministerpräsident Petr Fiala machte sich vor Ort ein Bild von der Lage.
Das Dorf Vysoka Lipa mit rund 100 Einwohnern musste am Abend geräumt werden, weil es von den Flammen eingeschlossen zu werden drohte. In dem Ort Mezna fingen acht Gebäude Feuer und brannten teils komplett aus. Fast alle Bewohner der Gemeinde Hrensko, die als Tor zum Nationalpark gilt, mussten bereits am Dienstagmorgen ihre Häuser verlassen, teilte ein Sprecher der tschechischen Feuerwehr mit. Zudem evakuierten die Einsatzkräfte ein Kinderferienlager in Srbska Kamenice mit rund 100 Teilnehmern aus Deutschland.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe in Deutschland deutlich gestiegen. Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einzelnen Waldbränden nachzuweisen, ist laut Experten schwierig. Fest steht: Durch den Klimawandel gibt es mehr heiße Tage. Hitze allein löst zwar noch keine Waldbrände aus. Aber hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind können das Risiko für Waldbrände steigern.
Quelle: ntv.de, mba/dpa
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