Russland verbrennt einem BBC-Bericht zufolge riesige Mengen an Erdgas nahe der im Moment kaum noch befüllten Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Flamme bei der Kompressorstation Portowaja nordwestlich von Sankt Petersburg ist demnach bis in das benachbarte Finnland und deutlich auf Satellitenbildern zu sehen. Es soll sich um Gas handeln, das für den Export nach Deutschland bestimmt war, aber wegen der geringeren Auslastung der Leitung im Moment nicht anderweitig abgeführt werden kann.
Das Abfackeln von Gas im Verarbeitungsprozess ist nichts Ungewöhnliches. Erstaunt zeigten sich der BBC zufolge Experten jedoch über die Menge. Der Branchendienst RystadEnergy geht dem Bericht zufolge davon aus, dass dort täglich 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen - das entspreche einem Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag und entspricht etwa 0,5 Prozent des Tagesbedarfs der EU.
Deutschlands Botschafter in London, Miguel Berger, sagte der BBC, man beobachte das Abfackeln bereits seit einiger Zeit. Das zeige, dass die Verringerung des Anteils von russischem Gas am deutschen Verbrauch von über 50 auf nun etwa 10 Prozent Wirkung zeige und einen starken Effekt auf die russische Wirtschaft habe. "Weil sie ihr Gas nirgendwo anders verkaufen können, müssen sie es verbrennen", sagte er.
Gazprom bestätigt Abfackeln nicht
Aktuell ist Nord Stream 1 nach russischen Angaben wegen fehlender Turbinen nur zu 20 Prozent ausgelastet. Damit werden täglich etwa 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ostsee nach Deutschland gepumpt. Die von russischer Seite mit technischen Notwendigkeiten begründeten Drosselungen haben zu einem weiteren massiven Anstieg der Gaspreise geführt.
Unlängst hatte Russland angekündigt, die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 ab dem 31. August für drei Tage zu unterbrechen. Die letzte an der Kompressorstation Portowaja verbliebene Turbine soll dann an Ort und Stelle von Siemens-Experten gewartet werden. Am Markt gibt es Befürchtungen, der ohnehin schon stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollte die Lieferung nach der Pause nicht wieder aufgenommen werden. Russland beteuert, seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu wollen.
Nach Berechnungen von Professor Esa Vakkilainen von der LUT-Universität in Lappeenranta hat Gazprom in den vergangenen zwei Monaten womöglich Gas im Wert von 1000 Euro pro Stunde verbrannt. Das schädige die Atmosphäre. "Das ist auch ein großes Umweltproblem - vor allem für die Nordpolregion, wo dieser Ruß definitiv einen Einfluss auf die globale Erwärmung hat", sagte der Experte. Das sehen auch die Rystadt-Experten so. "Das Abfackeln ist eine Umweltkatastrophe, bei der täglich rund 9000 Tonnen CO2 freigesetzt werden", betonten sie.
Der russische Energieriese Gazprom bestätigt nicht, dass nicht verkauftes Gas abgefackelt wird. Der Staatskonzern teilte mit, dass die Speicher in Russland aktiv aufgefüllt würden für den Herbst und Winter. Sie seien zu 91,4 Prozent befüllt.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts
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