Kellnerin empfiehlt wärmstens die Toiletten

  05 April 2016    Gelesen: 724
Kellnerin empfiehlt wärmstens die Toiletten
Christian Rach ist auf der Suche nach dem beliebtesten Restaurant Deutschlands. Dass dies so schwer wie ein XXL-Burger ist, liegt auf der Hand. Aber warum führt ihn eine Kellnerin ausgerechnet auf die Herrentoilette?
Christian Rach sitzt gemütlich beim "Harzer Schnitzelkönig", einem sehr beliebten Restaurant in Langelsheim, in dem Maßlosigkeit keine Todsünde ist - denn die servierten Hamburger haben das Volumen einer Sachertorte. Doch bevor der Gourmet sich einen Happen dieser gigantischen Küchenkonstruktion einverleiben kann, tritt plötzlich die Kellnerin an seinen Tisch und hat für den Restaurantester eine andere Empfehlung: die Toiletten.

Statt ihm die Karte oder ein Amuse-Gueule zu reichen, (ent)führt sie ihn kurzerhand auf die Herrentoilette, wo sie mit ihm ein Pläuschchen vor den sehr sauberen Pissoirs hält. "Sie sollten mal die Frauentoiletten sehen", schwärmt sie Rach mit leuchtenden Augen vor, "da gibt’s sogar Musik!"

Christian Rach ist auf der Suche nach Deutschlands Lieblingsrestaurant. Egal, ob Pommesbude oder Sternehaus: Bei dem Feinschmecker sind mehr als 10.000 Bewerbungen eingegangen, allesamt von den Wirtshäusern oder ihren begeisterten Gästen. Weil die Konkurrenz so riesig ist, werden die zu bewertenden Fresstempel in Kategorien eingeteilt: Italienische Küche, Steakhaus und gutbürgerliche Küche - Rachs kulinarische Reise führt ihn auch in abgelegene Regionen.

Zwei Tonnen Fleisch pro Woche

So landet er also auch im "Harzer Schnitzelkönig" - jenem Restaurant mit den schmucken Klos, das seinen Gästen, wenn sie ausgepullert haben, "wahnsinnig, große XXL-Monster-Cheeseburger" anbietet. Die Teile sehen aus, als würde eine fünfköpfige Familie damit locker zwei Wochen überleben. Das Konzept der Vielfresserei scheint aufzugehen: Der Schnitzelkönig verkauft 2 Tonnen Fleisch in der Woche.
Deutschlands Lieblingsrestaurant zu finden, ist gar nicht so einfach. Alles muss stimmen: die Atmosphäre, das Ambiente und nicht zuletzt das Essen. Der Gast muss sich so wohlfühlen, dass er ernsthaft darüber nachdenkt, die Schuhe auszuziehen, weil er noch nicht nach Hause möchte und am liebsten bis zum nächsten Morgen einen Absacker nach dem anderen zwitschern würde.

So ist es beispielsweise bei "Giuseppe et amici" in Kolbermoor. Der Italiener ist an einem normalen Mittwochnachmittag gerammelt voll. Das liegt vor allem an den "schön knackigen Pizzen aus dem sich drehenden Ofen". Und erst dieser Octupus-Salat - ein Gedicht!

"Essen gehen ist harte Arbeit"

Das sind auch die Rochenflügel mit Jakobsmuscheln, die man sich im "Elements" in Dresden munden lassen kann. Und weil man ja nicht tagein tagaus nach Belieben bechern soll, gibt es zum leckeren Fisch den möglicherweise besten Apfelquittensaft von ganz Dresden. So testet sich Rach durch eine Menge Restaurants und muss schon nach dem dritten Mahl schnaufen. Ja, "Essen gehen, ist harte Arbeit".

Heutzutage genügt es den Leuten ja nicht mehr, einfach nur gut zu essen. Sie wollen unterhalten werden! In Sachen Marketing und Entertainment muss man sich als Gastronom schon was einfallen lassen. Deswegen gibt es beispielsweise im "Royal Thai" als Vorspeise eine Massage von der Ehefrau des Chefs. Im Liegen! Mit allem Drum und Dran! Frisch massiert geht’s zum Hauptgericht.

Im "Goldenen Spatz" in Jeßnitz trällert die Chefin Angela Novotny den Gästen zwar höchstpersönlich etwas vor, das Essen jedoch kann den Restaurantester nicht vollends überzeugen. Vielleicht kann Frau Novotny sich beim Koch des "Bibulus" in München ja noch was abgucken! Der Italiener serviert seine Tagliatelle mit würziger Wurst, weißen Bohnen und glasierten Kirschtomaten - ein Ensemble, das dermaßen lecker ist, das Rach aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt. "Und wenn man auf ein Fenchelkorn beißt, kann ein mineralischer Wein nicht schaden." Dass dann auch der kleine Blumenkohl so knackig ist, ist einfach nur noch "Bravissimo!"

Schnitzelfreie Zone

Ganz bravissimo ist auch das Restaurant "Kopps" in Berlin. In dem veganen Gourmettempel ist "schnitzelfreie Zone." Es gibt keine Eier, keine Butter und keinen Honig, dafür aber tolles Gemüse, frisch vom Acker. Die "Variation von der Wurzelpetersilie" schmeckt so gut, wie sie aussieht und der "am Stück gegarte Sellerie mit Grünkohl" ist ein veganer Gaumenschmaus.

Rach testet sich durch die mutmaßlich besten Lokale der Republik. Es wird gefuttert wie bei Muttern und geschlemmt wie Gott in Frankreich. Der Zuschauer verliert dabei leicht den Überblick. Das soll sich in der nächsten Woche allerdings ändern. Dann lässt der Kritiker sich für die Restaurants, die es in die engere Auswahl geschafft haben, ausgiebig Zeit und will sie "auf Herz und Nieren" prüfen.

Zusätzliches Manko: Der Zuschauer kriegt von den ganzen leckeren Gerichten nicht nur einen Mordsappetit, sondern wahnsinnigen Kohldampf. So tigert er gen 22:30 Uhr statt in die Koje erstmal zum Kühlschrank.

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