Deutschland schwach - Eurozone schlittert in Rezession

  24 Oktober 2022    Gelesen: 486
 Deutschland schwach - Eurozone schlittert in Rezession

Der Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister sinkt - eine Rezession der Eurozone wird immer wahrscheinlicher. Erheblichen Anteil daran hat Deutschland, wo der Indexwert so schwach ist wie seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 nicht mehr.

Die Eurozone steuert unter anderem wegen der Schwäche ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel im Oktober um 1,0 auf 47,1 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Damit entfernte sich das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer merklich von der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.

"Angesichts des verstärkten Produktionsrückgangs und der weiter nachlassenden Nachfrage dürfte die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone im vierten Quartal 2022 schrumpfen", sagte S&P Global-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Das heizt die Spekulation an, dass eine Rezession immer unvermeidbarer wird." Das sehen auch Banken-Volkswirte so. "Es gibt kaum noch Zweifel: Die Wirtschaft im Euroraum befindet sich in der Rezession", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Der anhaltende Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation hinterlasse immer tiefere Bremsspuren beim privaten Verbrauch.

Dies bekomme vor allem der Dienstleistungssektor mit voller Wucht zu spüren. Noch schlimmer hat es im Oktober allerdings die Industrie der Eurozone erwischt: Hier fiel der fünfte Produktionsrückgang in Folge so stark aus wie in den vergangenen zehn Jahren nur während der ersten Pandemie-Monate. Ein Wachstum meldeten diesmal lediglich die Bereiche Technologie, industrienahe Dienstleister sowie Pharma & Biotechnologie. Die stärksten Rückgänge verzeichneten die Branchen Chemie & Kunststoffe sowie Grundstoffe, was auf deren hohe Energieabhängigkeit zurückzuführen sein dürfte.

Deutsche Industrie schwächelt

Besonders schlecht steht das exportabhängige Deutschland da. Hier sank der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft um 1,6 auf 44,1 Punkte, den niedrigsten Stand seit den ersten Corona-Lockdowns Anfang 2020. "Die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone haben zugenommen", sagte dazu S&P-Ökonom Phil Smith. Dabei nahm die deutsche Industrieproduktion so deutlich ab wie zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren. "Verantwortlich hierfür waren die hohen Energiekosten und die anhaltend schwache Nachfrage nach Industrieerzeugnissen", hieß es dazu von S&P Global. Die Aussichten bleiben insgesamt stark eingetrübt.

"Der starke Preisdruck, die steigenden Zinsen und die zunehmende Ausgabenzurückhaltung der Kunden aufgrund von Rezessionsängsten sorgten dafür, dass der Auftragseingang in Industrie und Servicesektor jeweils das höchste Minus seit Mai 2020 auswies", betonten die Experten mit Blick auf Deutschland.

Die Europäische Zentralbank (EZB) bringt die schwächer werdende Konjunktur in eine Zwickmühle. Wegen der Rekordinflation dürfte sie schon am Donnerstag ihren Leitzins erneut kräftig anheben - zum zweiten Mal in Folge um 0,75 Punkte auf dann 2,0 Prozent. Damit dürften die Kreditkosten aber weiter steigen, was die Konjunktur zusätzlich belasten könnte.

Quelle: ntv.de, als/rts


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