"Gräueltaten an Zivilisten gehören zur Kriegstaktik"

  05 Dezember 2022    Gelesen: 402
  "Gräueltaten an Zivilisten gehören zur Kriegstaktik"

Die Ukraine prangert eine Zunahme der Fälle sexueller Gewalt durch russische Soldaten an. "Oft finden Vergewaltigungen vor den Augen von Angehörigen und Kindern statt", sagt Generalstaatsanwalt Kostin. Der Deutschland-Chef von Human Rights Watch geht von einer gezielten Kriegstaktik aus.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin hat vor einer "drastischen Zunahme" sexualisierter Gewalt durch russische Soldaten im Ukraine-Krieg gewarnt. Betroffen seien "alle Geschlechter und alle Altersklassen (...), Kinder ebenso wie Alte", sagte Kostin den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France". Vor vier Monaten seien 40 Fälle von sexualisierter Gewalt registriert worden. "Mittlerweile liegt die Zahl bei mehr als 110 Fällen - Tendenz stark steigend." Die Dunkelziffer sei deutlich höher.

Kostin kritisierte, sexualisierte Gewalt werde im Krieg gezielt durch russische Soldaten angewandt. "Wir sind sicher: Das ist eine Kriegsmethode, um Ukrainerinnen und Ukrainer zu demütigen", sagte Kostin den Zeitungen. Es sei zwar nicht leicht, die gesamte militärische Befehlskette nachzuverfolgen. "Wir haben aber viele Fälle entdeckt, bei denen der russische Kommandeur Vergewaltigungen angeordnet oder zumindest unterstützt hat", sagte Kostin.

"Vergewaltigt, gefoltert und danach getötet"

"In vielen Fällen werden Menschen durch russische Soldaten vergewaltigt, gefoltert und danach getötet. Oft finden Vergewaltigungen vor den Augen von Angehörigen und Kindern statt." Betroffen seien vor allem besetzte Gebiete. Der Deutschland-Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Wenzel Michalski, sprach ebenfalls von einer Systematik der Gewalt. "Gräueltaten an Zivilisten gehören zur Kriegstaktik der russischen Soldaten in der Ukraine", sagte Michalski den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Die Gewalt der Soldaten einschließlich der Vergewaltigungen wird von der Spitze der russischen Politik und des Militärs nicht geahndet. Im Gegenteil: Kräfte, die besonders brutal vorgehen, werden noch ausgezeichnet", sagte er. Die Gewalt werde von der Führung mindestens billigend in Kauf genommen.

Kostin zufolge wurden in der Ukraine seit Kriegsbeginn vor gut neun Monaten fast 8500 Zivilisten getötet, darunter 440 Kinder. Mehr als 11.000 Zivilisten seien verletzt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft habe bislang 50.197 Fälle von Kriegsverbrechen aufgenommen, sagte er.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP


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