Wirtschaftsstandort Deutschland verliert an Attraktivität

  16 Januar 2023    Gelesen: 561
  Wirtschaftsstandort Deutschland verliert an Attraktivität

Der Wirtschaftsstandort Deutschland bietet immer weniger Vorteile für Familienunternehmen. Auf der Rangliste des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW liegt die Bundesrepublik nur noch auf Platz 18. Vor allem zwei Faktoren machen die USA für deutsche Unternehmen immer attraktiver.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat sich im internationalen Vergleich deutlich verschlechtert und kann mit Spitzenstandorten in Nordamerika, Westeuropa und Skandinavien kaum noch mithalten. Nach einer Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen befindet sich Deutschland in der aktuellen Rangliste auf Platz 18, vier Plätze schlechter als beim vorhergehenden Länderindex aus dem Jahr 2020. Angeführt wird die Rangliste unverändert von den USA, gefolgt von Kanada, Schweden und der Schweiz. Die Stiftung forderte von der Bundesregierung, angesichts des schlechteren Rankings Maßnahmen wegen der hohen Energiepreise zu ergreifen.

Laut der Studie, die aus der Perspektive großer Familienunternehmen die für diese Betriebe besonders bedeutsamen Standortvoraussetzungen in Deutschland denjenigen wichtiger Wettbewerberländer gegenüberstellt, gibt es für Deutschland keinerlei Anzeichen für eine Aufwärtsbewegung. Nur Ungarn, Spanien und Italien schneiden noch schlechter ab als Deutschland.

"Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren. Gerade die hohen Energiepreise, an denen wir wenig ändern können, müssten doch Anreiz bieten, die übrigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern", erklärte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. "Im internationalen Vergleich auf den hintersten Plätzen - das ist nicht das Feld, in das wir gehören."

Nirgendwo klare Aufwärtsbewegung für Deutschland

Auch abseits des Themas Energie lassen sich laut Studie keine Standortfaktoren finden, bei denen für Deutschland eine klare Aufwärtsbewegung zu verzeichnen wäre. Der mit Abstand größte Aktivposten des deutschen Standorts bleibt demnach der Bereich der Finanzierung, in dem Deutschland die Spitzenposition einnimmt.

Im Zeitverlauf lasse sich allerdings ablesen, dass sich Deutschland bei Steuern, Regulierung und Infrastruktur negativ entwickelt habe. Auch das Verhältnis Arbeitskosten und Produktivität zeigt demnach einen ungünstigen Trend im Vergleich zu den Wettbewerbern, so das Ergebnis der Studie.

Bei der Steuerlast für Familienunternehmen rangiert Deutschland der Untersuchung zufolge weiterhin auf dem vorletzten Platz - bedingt vor allem laut ZEW durch die Untätigkeit der deutschen Steuerpolitik.

USA bei Energie und Regulierung herausragend

Der Spitzenstandort USA zeigt in Studie hingegen herausragende Ergebnisse bei den Standortfaktoren Energie und Regulierung. ZEW-Ökonom und Studienautor Friedrich Heinemann betonte allerdings, dass diejenigen, die die USA als unschlagbar attraktiven Standort auch für deutsche Unternehmen betrachten, die dort überdurchschnittliche Inflation nicht vergessen dürften. Der Preis- und Lohndruck sei hoch in den USA. Verbunden mit der Dollar-Aufwertung mindere das die Attraktivität des Standorts.

"Die überdurchschnittlich stark inflationären USA verlieren sehr stark an preislicher Wettbewerbsfähigkeit, weil die hohe Inflation in Amerika noch dazu mit einer Dollar-Aufwertung einhergeht", heißt es in der 334-Seiten langen Studie.

Der Länderindex wird als gewogener Durchschnitt von sechs Subindizes errechnet: Steuern, Arbeit, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur und Investitionen, Energie. Starke Verbesserungen zeigten Japan und Schweden, große Verluste verzeichneten Österreich und die Niederlande.

Quelle: ntv.de, Von Andrea Thomas, DJ


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