Die deutschen Unternehmen müssen sich im laufenden Jahr auf erheblich stärkere Belastungen durch die hohen Energiepreise einstellen als 2022. Laut der in Hamburg veröffentlichten Allianz Trade Studie dürften die Energiepreise 2023 um rund 40 Prozent höher ausfallen als vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Allerdings federe der staatliche Gaspreisdeckel die Preisentwicklung deutlich ab.
Der eigentliche Energiepreisschock stehe noch bevor, teilte der Kreditversicherer Allianz Trade mit. Eine Ursache dafür sei, dass längerfristige Lieferverträge nach und nach auslaufen. Auch staatliche Unterstützungen hätten 2022 zur Entspannung beigetragen. Diese Entspannung gelte natürlich auch noch für das laufende Jahr, hieß es unter Hinweis auf den Gaspreisdeckel. Zudem seien die deutschen Unternehmen "krisenfest und solide finanziert", erklärte der Allianz-Trade-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Milo Bogaerts.
Deindustrialisierung droht nicht
Der Energieverbrauch mache allerdings im Durchschnitt nur einen kleinen Teil der Produktionskosten im verarbeitenden Gewerbe aus, hieß es weiter. Lohnkosten und Wechselkurse hätten auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit einen viel größeren Einfluss. Daher seien Sorgen vor einer Deindustrialisierung wegen der hohen Kosten für Strom und Gas unbegründet.
Deutlich schwieriger ist die Lage allerdings demnach in anderen europäischen Ländern. "Für Italien und Spanien gehen wir davon aus, dass die Preise 2023 mit plus 90 Prozent im Vergleich zu 2021 mehr als doppelt so stark in die Höhe schnellen", erklärte Bogaerts. Damit dürften "einige Branchen in Europa durchaus Marktanteile verlieren", erklärte Allianz-Trade-Chefvolkswirt Maxime Darmet. Problematisch sei vor allem das Energiepreisgefälle zwischen Europa und den USA, wo der Preisanstieg bisher deutlich geringer ausfällt.
Quelle: ntv.de, mau/AFP
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