Kraftprotzende Giganten der Lüfte

  12 April 2016    Gelesen: 1158
Kraftprotzende Giganten der Lüfte
Um die Geschichte der größten Flugboote der Welt geht es in einem kürzlich veröffentlichten Video eines US-amerikanischen Technikportals, berichtet die russische Zeitung „Rossijskaja Gaseta“.
Die Entwicklung der Flugboote gehe auf die legendäre Do X von Dornier aus dem Jahr 1929 zurück.



Mit 40 Metern Länge sei sie ein fliegendes Monster gewesen. bei ihrer Tragflächenspannweite von 48 Metern hätte sich die Do X mit dem strategischen Bomber der russischen Luftwaffe Tu-95 messen können.

Zwölf in Tandem-Gondeln angeordnete Propellerantriebe hätten für den nötigen Auftrieb gesorgt – ein Ruderpropeller habe die Manövrierfähigkeit auf dem Wasser sichergestellt. Die Drehzahl der Motoren habe ein Bordingenieur aus seiner eigenen Kabine gesteuert, die entsprechenden Befehle habe ihm der Kapitän per Telefon durchgesagt, heißt es im Artikel der Rossijskaja Gaseta.

Das Flugboot habe einen Demonstrationsflug mit 169 Menschen ebenso wie einige Überflüge nach Afrika und in die Vereinigten Staaten absolviert. Zur Nachbetankung habe es im Atlantischen Ozean wassern müssen. Die Serienreife habe das Flugschiff aufgrund unzureichender technischer Eigenschaften jedoch nicht erreicht.



Im Jahr 1935 haben die Franzosen mit der sechsmotorigen Latecoere 521 nachgezogen. Das Flugboot habe mehrere Weltrekorde in seiner Klasse aufgestellt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges habe die auf den Namen „Lieutenant de Vaisseau Paris“ getaufte Maschine es geschafft, vier reguläre Flüge nach New York zu absolvieren. Das gehobene Ambiente an Bord habe den Fluggästen den 34-stündigen Überflug angenehm gestaltet. Auf dem Unterdeck hätten sich sechs Einzelkabinen mit eigenen Bädern befunden, sowie die Bar, der Salon und der Speisesaal samt einer Küche. Die Economy-Class habe sich eine Etage höher befunden. Bei ihrem Rückzug 1944 hätten die deutschen Truppen das Flugzeug verbrannt.

Einen weiteren Giganten der Lüfte haben 1942 die USA entworfen. Die Martin JRM Mars sei für Fernpatrouillen über dem Ozean ausgelegt gewesen. Das „fliegende Kampfschiff“ habe sie bei der US-Navy geheißen. Anders als andere Flugboote ihrer Zeit sei der Riese bis heute im Einsatz, jedoch zu friedlichen Zwecken: Er lösche Waldbrände in Kanada.



Und wieder die Franzosen. Die Latecoere 631 sei aufgrund der Katastrophe von 1948 in die Geschichte eingegangen. Das sechsmotorige Amphibienflugzeug mit 52 Menschen an Bord habe auf dem Flug von Martinique nach Port-Etienne in der Nacht zum 1. August einen Notruf abgegeben. Nach zwei Tagen habe ein amerikanisches Schiff verkohlte im Meer treibende Wrackteile entdeckt. Am 9. August seien die Suchaktion eingestellt und die Flugpassagiere und die Besatzung für tot erklärt worden. Air France habe das Flugzeug außer Dienst gestellt.

Eine weitere französische Maschine – die Sud-Est SE.200 Amphitrite – sei vor dem Zweiten Weltkrieg für transatlantische Flüge entwickelt worden. Nach dem Einmarsch habe die Wehrmacht alle vier gebauten Maschinen auf den Bodensee überführt. Das erste davon sei bei englischen Bombardements vernichtet worden, die US Air Force habe das zweite zerstört und die beiden anderen stark beschädigt. Einer der 40-Meter-Riesen sei nach dem Krieg wiederaufgebaut worden und habe einige Flüge absolviert, bevor er bei einer harten Wasserung in 1949 endgültig verloren gegangen sei.

Die sowjetische Ant-22 habe 1934 zum ersten Mal abgehoben. Die Maschine sei als Fernaufklärer und Marinebegleiter ausgelegt gewesen. Ihr Doppelrumpf habe ihr zudem ermöglicht, schwere Lasten zu transportieren: kleine U-Boote und Torpedoboote.



Das größte jemals entworfene Wasserflugzeug jedoch sei die Blohm & Voss BV238 gewesen. Das Konzept habe den Einbau von vier 24-zylindrigen Dieselmotoren mit einer Gesamtleistung von 10.000 Pferdestärken vorgesehen. Die Wunderdiesel seien jedoch nie gebaut worden. Also hätten sechs einfachere Motoren verbaut werden müssen. Mit 16 Maschinengewehren auf vier Lafetten und zwei 20-Millimeter-Kanonen habe das Flugzeug einer fliegenden Festung geglichen.

Das größte je gebaute Flugboot hingegen sei die US-amerikanische Hughes H-4 Hercules gewesen: 90 Meter Spannweite, 180 Tonnen Fluggewicht, acht Propellermotoren mit 5-Meter-langen Blättern. Wegen ihrer Holzkonstruktion habe die Maschine den Spitzennamen „Fichtengans“ erhalten. In der Tat sei der Rumpf des Flugzeugs mit Spanplatten beklebt gewesen. Das für den Transport von 170 Soldaten vorgesehene Flugboot sei bis heute erhalten geblieben. An die 300.000 Touristen besuchten es im Evergreen-Luftfahrtmuseum jährlich.

Auch Großbritannien komme ein Platz in der Flugboot-Geschichte zu. Zu ihrem Erstflug sei die zehnmotorige Saunders Roe SR.45 Princess 1952 gestartet. Insgesamt seien drei Stück gebaut worden. Wie bei der russischen Tu-95 seien ihre Propeller – zwei an jeder Seite – gegenläufig gewesen. Der zweistöckige Rumpf der Princess habe 105 Passagieren in großzügigen Kabinen den nötigen Komfort für einen Transatlantikflug geboten. Nach dem Krieg hätten die Fluggesellschaften das Interesse an Flugbooten verloren: Für gewöhnliche Passagiermaschinen sei die Strecke kein Problem mehr gewesen. Alle drei SR.45 seien verschrottet worden.



Im März dieses Jahres habe das Kommando der russischen Schwarzmeerflotte erklärt, vier Mehrzweckmaschinen vom Typ A-40 Albatros in Dienst zu stellen. Die strahlgetriebenen Wasserflugzeuge seien im Beriew-Konstruktionsbüro kurz vor dem Untergang der Sowjetunion entwickelt worden. Neben den beiden Strahltriebwerken verfüge es über zwei Startantriebe – ausschließlich für Wasserstarts. Das Projekt sei für lange Zeit in Vergessenheit geraten. Inzwischen sei die Maschine jedoch das größte Wasserflugzeug der Welt, schreibt die Rossijskaja Gaseta.




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