Bei einem Besuch des Malyschew-Werks in der Region Charkiw gab der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow bekannt, den dort hergestellten Kampfpanzer Oplot (Deutsch: Festung) zu bestellen. Er sei davon überzeugt, "dass es in den ersten Reihen der Panzerkoalition einen ukrainischen Panzer wie den Oplot geben sollte", sagte er laut "Ukrajinska Prawda" nach einer Probefahrt mit dem Kriegsgerät. Wie viele davon vom staatlichen Rüstungsunternehmen Ukroboronprom geordert werden und wann sie einsatzfähig sein sollen, sagte Resnikow allerdings nicht.
Lange Entwicklungsgeschichte
Es ist nicht der erste Anlauf, die ukrainische Armee mit dem Oplot auszurüsten. Denn es handelt sich bei ihm um keine Neuentwicklung. Der MBT (Main Battle Tank) ist grundsätzlich ein T-84, der wiederum eine Weiterentwicklung des sowjetischen T-80 ist.
Zu den Verbesserungen gehörten "Army Recognition" zufolge ein stärkerer Motor, eine bessere Panzerung und ein fortgeschritteneres Feuerleitsystem. Der erste Prototyp wurde in Charkiw bereits 1994 gefertigt und 1999 weiter verbessert als T-84U Oplot in den Dienst der ukrainischen Armee gestellt.
Das Design des ukrainischen MBT ist klassisch: Der Fahrer sitzt vorne, der Kampfraum befindet sich in der Mitte, der Motor ist im Heck untergebracht. Mit einem 882 Kilowatt (1200 PS) starken Motor soll der Kampfpanzer auf der Straße bis zu 75 Stundenkilometer und im Gelände 50 Stundenkilometer schnell und damit vergleichbaren russischen Weiterentwicklungen des T-80 deutlich überlegen sein. Dazu kommt, dass der T-84U Oplot auch rückwärts bis zu 35 Stundenkilometer erreichen soll. "Dieses Ding eignet sich hervorragend zum Positionswechsel und zum schnellen Zurückbewegen", schreibt "Army Recognition". "Dadurch ist es für den Feind extrem schwierig, den Panzer zu treffen."
Modern bewaffnet und geschützt
Die bisher jüngste Weiterentwicklung im aktiven Einsatz ist der 2009 in Dienst gestellte Oplot-M. Laut "The New Voice of Ukraine" ist der Panzer mit einer 125-mm-Glattrohrkanone, einem 7,62-mm-Koaxialmaschinengewehr und einem 12,7-mm-Flugabwehrmaschinengewehr ausgestattet. Er verfügt außerdem über in der Ukraine hergestellte lasergelenkte Raketen namens "Kombat". Sie können Ziele wie Panzer, Hubschrauber und stark befestigte Boden-, Oberflächen- oder tieffliegende Ziele aus einer Entfernung von bis zu 5 Kilometern treffen. Die Herstellungskosten betragen etwa 4 Millionen US-Dollar pro Panzer.
Sich selbst schützt der Oplot unter anderem mit einer Reaktiv-Panzerung, einer Anti-Radar-Abdeckung und einem optoelektronischen Gegenmaßnahmen-Komplex. "Army Technology" zufolge verfügt der ukrainische Kampfpanzer auch über ein fortschrittliches Feuerleitsystem. Es soll dem Richtschützen oder Kommandanten ermöglichen, die Hauptbewaffnung unterwegs anzulegen und abzufeuern. "Stationäre und bewegliche Ziele können mit einer hohen Trefferwahrscheinlichkeit im ersten Durchgang getroffen werden", schreibt das Militärmagazin.
Vielleicht nur fünf im Einsatz gegen Russland
Obwohl die Oplots laut "Army Recognition" zu den modernsten Kampfpanzern der Welt gehören, waren bisher nicht viele von ihnen im Kampf gegen die russischen Invasoren im Einsatz. "Forbes" berichtete im Mai 2022, das Malyschew-Werk habe der ukrainischen Armee lediglich zehn Exemplare übergeben. Neben den hohen Kosten habe die Militärführung der Anschaffung von Oplots keine hohe Priorität gegeben, da sie noch viele Hundert perfekt funktionierende T-64 aus der Sowjetära gehabt habe.
Vier ihrer zehn georderten Oplots soll die Ukraine dem US-Militär zur Bewertung überlassen haben. Möglicherweise waren also nie mehr als sechs ukrainische Oplot-Kampfpanzer im Krieg gegen Russland im Einsatz. Das International Institute for Strategic Studies listete für 2021 sogar nur fünf im Bestand der Ukraine auf. Die meisten Oplots hat Thailand, das vor zwölf Jahren 49 Stück kaufte. Eigentlich sollten alle bis 2014 geliefert werden. Wegen der fortlaufenden russischen Aggressionen dauerte es aber bis 2018.
"Vorführ-Panzer" Oplot-2M
Bei den Kampfpanzern, deren Bestellung Verteidigungsminister Resnikow jetzt angekündigt hat, handelt es sich vermutlich um eine weitere Weiterentwicklung des T-84, dem Oplot-2M. Laut "Militarnyi" wurde im August 2021 ein Prototyp fertiggestellt, der als Demonstrationsobjekt ausländische Käufer anlocken sollte.
Die große Frage ist, wie viele moderne Kampfpanzer Ukroboronprom dem ukrainischen Militär wann liefern kann. "Militarnyi" schreibt, einige der Unternehmen, die Komponenten herstellten, seien im Laufe des Krieges zerstört oder von den Russen geplündert worden.
Für den aktuellen Kriegsverlauf hat Resnikows Ankündigung wohl nur symbolischen Charakter. Möglicherweise wollte der ukrainische Verteidigungsminister vor allem zeigen, dass sein Land nicht auf Dauer komplett von Lieferungen der westlichen Partner abhängig ist und seinen Beitrag leisten kann - auch in Bezug auf eine erhoffte NATO-Mitgliedschaft.
Quelle: ntv.de
Tags: