Und wieder nervt Ronaldo
Real Madrid – VfL Wolfsburg 3:0 (2:0)
Tore: 1:0 Ronaldo (16.), 2:0 Ronaldo (17.), 3:0 Ronaldo (77.)
Was ist passiert?
Der VfL Wolfsburg ist im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Gegen Real Madrid. Noch vor einer Woche hätte man diese Nachricht in der Kategorie "Wasser ist nass" und "VW-Abgase stinken" abgespeichert. Nach dem 2:0 im Hinspiel aber dachten nicht nur die vielen Dutzend deutschen Wolfsburg-Fans, es könne doch was werden mit der Sensation. Es wurde aber nichts. Nach 16 Minuten machte Cristiano Ronaldo das erste Tor, eine Minute später köpfte er das zweite, der Vorsprung war dahin und noch viel Zeit. Danach fing sich der völlig verängstigte VfL etwas, zumal ein Lucky Punch der Wolfsburger die Angelegenheit für Real extrem verkompliziert hätte. Aber Real musste seine königlichen Trikots gar nicht übermäßig vollschwitzen, Chancen gab es auch so. Am Ende entschied ein Ronaldo-Freistoß, über den weiter unten noch geschrieben wird. Wolfsburg versuchte dann noch einmal etwas, aber nicht nur eine der kläglichste Nachspielzeiten der Champions-League-Geschichte, in der nicht einmal ein hoher Verzweiflungsball den Real-Strafraum erreichte, zeigte: Der VfL hätte - trotz einer passablen internationalen Saison - im Halbfinale nichts verloren.
Lag es am Auswärtsspiel?
Ja. Wissenschaftler haben schon vor Ewigkeiten herausgefunden: Spieler von Heimteams schütten mehr Testosteron aus, um ihr Revier zu verteidigen. Natürliches Doping sozusagen - neben Reisestrapazen des Gastes und Schiedsrichtern, die dazu neigen, eher fürs Heimteam zu pfeifen, alles Teil des sogenannten Heimvorteils. Wenn es gegen den VfL geht, scheinen Heimteams zudem besonders motiviert. Der VfL Wolfsburg ist in der Bundesliga die zweitschlechteste Auswärtsmannschaft. Und dort müssen sie nur am Böllenfalltor, im Audi Sportpark oder in der Bayarena ran. Nun aber das Bernabéu: die steilen Tribünen, die vielen Leute, und wer da alles schon gespielt hat! Die kurzbehosten Groundhopper aus Niedersachsen schienen sich am Ende damit zufrieden gegeben zu haben, stolz darauf zu sein, dass die Madrilenen einen Sieg über den VfL entschieden enthusiastischer feierten, als sie es vor der Auslosung gedacht hätten. Immerhin können sie für den Rest ihrer Karriere sagen: "Uns hat nur ein Tor gefehlt, um Real Madrid rausgeworfen zu haben."
War Ronaldo wirklich so gut?
Ronaldo machte die Tore Nummer 14, 15 und 16 in dieser Champions-League-Saison. Ganz Wolfsburg machte nur 15. Der Portugiese ist zurecht der zweitbeste Kicker der Welt, aber er nervte auch wieder. Eigentlich müsste man sich ja schon längst dran gewöhnt haben, aber dieses Getue und Gefuchtel, dieser empörte Blick nach einem Foul (und auch nach einem Nichtfoul), diese Faxen bei Freistößen, das affige Feiern von weniger schönen und/oder weniger wichtigen Toren. Würde er doch einfach nur Fußball spielen, er kann es doch. Der eigentliche Beweis, wie weit er es gebracht hat: Selbst Zufallstore werden ihm als Geniestreiche ausgelegt. Beim entscheidenden Freistoß zum 3:0 ließ sich Ronaldo bejubeln, als hätte er ein Kunstwerk vollbracht. Doch das Tor war reines Glück, weil Naldo und Guilavogui in der Wolfsburger Mauer eine Lücke öffneten, durch die sich der Ball quetschte. Ronaldo schoss sicher nicht absichtlich durch diese Lücke, wie der Sky-Kommentator behauptete, denn die Lücke hatte beim Schuss noch gar nicht existiert. Hätten Naldo und Guilavogui ihren Job gemacht, wäre der Freistoß wie beim Schülerfußball billig in die Mauer geprallt. Wie übrigens sehr oft bei Ronaldos Freistößen. Ach so, Ronaldo erstes Tor hätten wir auch reingemacht. Das zweite, einen schönen Kopfball, wohl nicht.
Was war noch?
Julian Draxler, neben Keeper Benaglio der einzige Wolfsburger, der auch bei Real Madrid spielen könnte, musste schon nach einer halben Stunde verletzt raus. Ein Wechsel, der nicht gerade für Zuversicht bei den angezählten Wolfsburgern sorgte. Für ihn kam Max Kruse, Twitter explodierte.
Apropos untenrum: Beim Jubel nach dem 3:0 riss Reals Trainer Zinedine Zidane die Hose. Damit ist er in der Riege der ganz Großen angekommen.
Und das andere Spiel?
Gewann Manchester City mit 1:0 gegen Paris St. Germain und schaffte es damit erstmals ins Halbfinale. Für das entscheidende Tor sorgte ein Ehemaliger, ohne den der VfL Wolfsburg womöglich gar nicht in der Champions League spielen würde: Kevin de Bruyne. Manchester City schickt sich also wirklich an, die Champions League zu gewinnen. Dann kann Pep Guardiola in den kommenden Jahren mit City ja beruhigt im Halbfinale ausscheiden.