Opel Grandland GSe - sportlicher Plug-in-Hybrid

  26 Juni 2023    Gelesen: 803
  Opel Grandland GSe - sportlicher Plug-in-Hybrid

Als ökologische Alternative haben Plug-in-Hybride bisher versagt. Das Zusammenspiel von E- und Verbrennungsmotor hat jedoch seinen Reiz, den Opel im Grandland GSe gut zur Geltung kommen lässt. Mit ihm ist man elektrisch ohne Reichweitenangst, aber mit viel Leistung unterwegs. Preislich ist er allerdings schon nah an der Premiumklasse.

Ein mittelgroßes SUV mit leicht krawalliger Aufmachung und 300 PS - wirklich zeitgemäß dürfte Opels Grandland GSe vielen nicht mehr erscheinen. Jedoch: Sein potenter Plug-in-Hybridantrieb erlaubt emissionsfreies Fahren auch über mittellange Distanzen. Der Fahrer entscheidet, ob er das Topmodell von Opel eher klimafreundlich oder verschwenderisch bewegt. Beides ist möglich. Beides funktioniert in gewissen Grenzen gut.

Topmodell? Nach dem Produktionsende des Insignia steht der rund viereinhalb Meter lange Grandland für den mächtigsten Berg im Opel-Gebirge, dessen Spitze seit Anfang 2023 in der 58.600 Euro teuren GSe-Version gipfelt. Für diesen stattlichen Betrag bekommt der Kunde neben vielen serienmäßigen Annehmlichkeiten außerdem noch ein potentes Motoren-Trio, bei dem ein 147 kW/200 PS starker 1,6-Liter-Turbobenziner tatkräftig von Elektroaggregaten mit 81 kW/110 PS und 83 kW/113 PS an Vorder- und Hinterachse unterstützt wird.

Rein elektrisches Fahren bis 135 km/h

Die E-Maschinen sorgen nicht nur für bärigen Boost und Allradantrieb, sie erlauben außerdem rein elektrisches Fahren bis 135 km/h. Die den Kofferraum von normal 514 auf 390 Liter verkleinernde Traktionsbatterie mit 14,2 kWh Speicherkapazität kann dabei theoretisch über 60 Kilometer weit emissionsfrei tragen.

In gut zwei Stunden ist es möglich, über den nur einphasigen 7,4-kW-Bordlader den leeren Akku vollständig zu füllen. An öffentlichen Säulen wurden uns fürs Laden von 0 auf 100 Prozent stets 13,1 kWh und rund 8,50 Euro berechnet. Wird Hausstrom getankt, lassen sich pro Füllung einige Euro sparen. Doch um Energiekosten zu senken, ist der E-Antrieb nicht gedacht. Bei konsequenter Nutzung lässt sich vielmehr, das gilt vor allem für Fahrten im urbanen Geläuf, der Ausstoß gesundheitsschädlicher Partikel sowie von Klimagasen reduzieren.

Langstrecke möglich - in bescheidenem Umfang

In bescheidenem Umfang ist das auch im Langstreckeneinsatz möglich, wie das Beispiel einer 330 Kilometer langen Autobahntour zeigt, zu der wir mit vollem Tank und Akku angetreten sind. Auch im Autobahnbetrieb kann man konsequent elektrisch fahren. Bei dichtem Verkehr und Stop-and-go-Passagen reichte der Stromvorrat für immerhin 60 Kilometer. Auf den restlichen 270 vorwiegend mit Tempo 130 gefahrenen Kilometer sorgte hingegen der Vierzylinder für Vortrieb, der für die Resttrecke 19,8 Liter Benzin verfeuerte, was einem Durchschnittsverbrauch von 7,3 Liter pro 100 Kilometer entspricht.

Mit der Nutzung des Stromvorrats konnten wir gegenüber dem reinen Benzinbetrieb auf dieser Tour also viereinhalb Liter Benzin einsparen, die an der Zapfsäule aktuell rund 8 Euro und damit etwas weniger als der getankte Strom kosten. Wie man den Stromvorrat einsetzt, kann der Fahrer übrigens variieren, indem zwischen dem rein elektrischen oder dem hybridischen Fahrmodus wählt. Fährt man hybridisch, zehrt man länger vom Stromvorrat und wird zugleich häufiger vom Benziner unterstützt.

Auf Verbrauchsbilanz und Fahrkomfort hat die Wahl des Fahrmodus unterm Strich jedoch wenig Auswirkung. Nur wenn man den Normverbrauch von 1,2 Liter oder weniger erreichen will, sollte man möglichst oft und konsequent rein elektrisch und zudem im Nahbereich unterwegs sein. Auf langen Strecken sorgt vornehmlich der Verbrenner für Vortrieb und treibt die Verbräuche auf das Niveau eines klassischen Benziners.

Kein Ökomobil, sondern verschwenderisch

Als Ökomobil kommt der Plug-in-Hybrid also weniger infrage. Sein eigentlicher Reiz liegt im Verschwenderischen, denn die 224 kW/300 PS Systemleistung verleihen dem Grandland ein eindrucksvolles Beschleunigungspotenzial. Wer Leistung fordert, wird dank des spontan einsetzenden Elektro-Boosts spürbar in die konturierten Lehnen der auch auf langen Fahrten bequemen Sportsitze gedrückt. Bis zu 520 Newtonmeter Drehmoment können anliegen. Der Sprint von 0 auf Tempo 100 soll lediglich 6,1 Sekunden dauern, maximal schafft der 1,9-Tonner 235 km/h. Beeindruckend schnell lässt sich der GSe auf über 200 km/h treiben, zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit braucht es allerdings etwas Anlauf.

Ebenfalls eindrucksvoll ist das geschickte Zusammenspiel der Aggregate mit der achtstufigen Wandlerautomatik. Leise, kraftvoll, geschmeidig - so erlebt man das Trio in den meisten Fahrsituation. Will man maximalen Vortrieb, rückt der Benziner kernig, aber nicht zu aufdringlich brummend in den Vordergrund. Das Hybridsystem kann also entspannter Komfortantrieb als auch längsdynamischer Freudenquell sein, was auch gut zum Fahrwerks-Setup passt. Wer es mag, kann den GSe beherzt um Ecken scheuchen, ohne sich anschließend über übertrieben harte Stöße bei Kopfsteinpflaster ärgern zu müssen. Das "Frequency Selective Damping"-System der Koni-Dämpfer ermöglicht diesen Spagat, das abhängig von der Bewegung des Fahrzeugs die Fahrwerksdämpfer bei sportlicher Gangart härter oder beim Cruisen weicher werden lässt.

Gutes Alltagsauto

Insofern ist der Grandland GSe ein gutes Alltagsauto, mit einem für seine Größe allerdings etwas dürftigen Platzangebot. Der Kofferraum ist dank Batterie auf ein bescheidenes Maß geschrumpft, der Fond ausreichend, aber nicht großzügig dimensioniert. Wer ein Familienauto wünscht, findet jedenfalls geräumigere und nutzwertigere Alternativen.

Ebenfalls keinen Glanzpunkt setzt das Cockpit-Design. Das Facelift 2021 sowie die beiden großen Displays können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 2017 eingeführte Grandland in die Jahre gekommen ist. Manches Detail wirkt schon ein wenig angestaubt, einige Kunststoffbauteile in der Qualitätsanmutung zudem etwas spröde.

Für 60.000 Euro bekommt man bei Premiumherstellern Autos, die einen moderneren und wertiger eingerichteten Arbeitsplatz bieten, allerdings auch weniger Ausstattung. Sehr viel teurer kann der Grandland übrigens nicht werden, denn die Liste der im GSe-Paket enthaltenen Features ist lang, die der Optionen mit Park-Paket, Metallic-Lack oder Ladeschale hingegen kurz. Angesichts des Gebotenen scheint das derzeit teuerste Pferd im Opel-Stall nicht einmal teuer.

Opel Grandland GSe - technische Daten

Fünftüriges, fünfsitziger SUV der Mittelklasse

Länge: 4,48 Meter, Breite: 1,91 Meter, Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 390-1528 Liter

1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, 147 kW/200 PS, E-Motor vorne: 81,2 kW/110 PS, E-Motor hinten: 83 kW/113 PS, Systemleistung: 221 kW/300 PS, 8-Stufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb

0-100 km/h: 6,1 s, Vmax: 235 km/h, elektr. Reichweite: 63 km, Normverbrauch: 1,2 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 27 g/km (WLTP), Abgasnorm Euro 6e, Effizienzklasse A+

Preis: ab 58.600 Euro

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x


Tags:


Newsticker