Kiew will eigene Waffen künftig selbst herstellen

  28 Juni 2023    Gelesen: 772
  Kiew will eigene Waffen künftig selbst herstellen

Nach dem Zerfall der Sowjetunion gehört die Ukraine zu den größten Waffenherstellern der Welt. Seit dem Überfall Russlands muss das Land teils verzweifelt um westliche Militärhilfen bitten. Selenskyj peilt künftig eine komplett autarke Rüstungsindustrie an.

Die von Russland angegriffene Ukraine will ihre Waffen und Rüstungsgüter nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj künftig komplett selbst produzieren. "Unsere Soldaten werden immer Waffen haben", sagte Selenskyj zum Tag der ukrainischen Verfassung im Parlament. Bisher erhält das Land etwa Raketen, Panzer und Flugabwehrsysteme vom Westen. Die Ukraine werde einen ausreichend starken Rüstungskomplex haben, um den Bedarf von Armee, Flotte, Luftwaffe und Cyberkräften zu decken, versprach Selenskyj.

Aktuell habe Kiew damit begonnen, Seedrohnen selbst zu produzieren. "Wir setzen sie bereits erfolgreich ein." Die ukrainische Drohnenproduktion werde zur stärksten in Europa. Die Regierung in Kiew hatte zuvor den 31 Jahre alten Herman Smetanin als neuen Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom bestätigt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 gehörte die unabhängige Ukraine jahrelang zu den größten Waffenexporteuren der Welt. Russland hatte die Zerstörung des ukrainischen Rüstungspotenzials als ein Kriegsziel genannt.

Zuvor hatte Selenskyj den bisherigen Ukroboronprom-Chef Jurij Hussjew nach rund zweieinhalb Jahren auf dem Posten entlassen. Bei Ukroboronprom sind alle staatlichen Rüstungsunternehmen der Ukraine konzentriert. Nach einem Bericht des Internetportals Ukrajinska Prawda hatte Selenskyj von Hussjew eine höhere Produktion der Kurzstreckenrakete Sapsan (Wanderfalke) erwartet. Die in der Exportvariante Hrim-2 (Donner-2) genannte Rakete kann Ziele bis in 500 Kilometer Entfernung erreichen. Bisher ist Kiew im Kampf gegen die russische Invasion, die vor mehr als 16 Monaten begonnen hatte, vor allem auf Raketen westlicher Herkunft angewiesen. Allerdings hat die ukrainische Armee russischen Angaben zufolge auch schon mehrfach Ziele auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim mit Hrim-2-Raketen angegriffen.

"Kiews Sieg hilft auch Moldau und Georgien"

"Der Sieg der Ukraine ist die Befreiung unseres gesamten Territoriums von der russischen Besatzung", betonte der Staatschef. Aktuell stünden dabei gut eine Million Ukrainer unter Waffen. Es dürfe kein Teil der Ukraine "dem Feind überlassen" werden. Kiew werde "niemals" einer Variante eines Einfrierens des Krieges zustimmen, sagte Selenskyj. Der Sieg des Landes werde zudem Moldau und Georgien bei der Rückholung ihrer russisch kontrollierten Territorien helfen. In Moldau ist das Transnistrien; in Georgien sind es die Regionen Abchasien und Südossetien.

"Die Ukraine wird selbst ihre Allianzen und ihre Zukunft für sich wählen - offensichtlich in der Europäischen Union und offensichtlich in der NATO", betonte Selenskyj unter starkem Beifall. Dabei sei die "ukrainische Komponente" das, was der EU bisher fehle. Selenskyj beklagte auch, dass, es Staaten gebe, die weiterhin bei ihren Entscheidungen Rücksicht auf Russland nehmen würden. Das sei "absurd und blamabel". "Russland verliert, wenn es auf einen mutigen und überzeugenden Widerstand stößt."

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Finanz- und Waffenhilfe seit mehr als 16 Monaten gegen die russische Invasion. Einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim steht derzeit beinahe ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets unter Kontrolle Moskaus.

Quelle: ntv.de, mau/dpa


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