“Dirt Rally“ - die schmutzige Rennsimulation

  14 April 2016    Gelesen: 767
“Dirt Rally“ - die schmutzige Rennsimulation
Mit Sébastien Loeb EVO ist vor Kurzem ein Rallye-Spiel für Konsole und PC auf den Markt gekommen, das Maßstäbe setzt. Jetzt hat Codemasters mit der Neuauflage von "Dirt Rally" nachgezogen und lässt die Konkurrenz Staub schlucken.
Die Krux an Rennspielen für PC und Konsole liegt häufig darin, dass die Realitätsnähe fehlt oder die Erfinder sie wie beim jüngst erschienen "Sebastien Loeb Rally Evo" so aufwendig und schwer gestalten, dass der Spieler schneller die Lust verliert, als er um die Kurve fahren kann.

Mit der neuesten Ausgabe von "Dirt Rally" hat Codemasters jetzt die Neuauflage eines Titels vorgelegt, der die Konkurrenz in diesem Bereich Staub schlucken lässt. Hier wird eine Rennsimulation präsentiert, die virtuelle Rallye-Fahrer mit einer grandiosen Natürlichkeit auf die Strecken schickt.

Herzstück Karrieremodus

Das Herzstück des Spiels ist der Karrieremodus. Hier muss der Spieler nicht nur sein Können als Fahrer unter Beweis stellen, sondern auch mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein eigenes Team aufbauen, das die Fahrzeuge zwischen den Rennen repariert und weiterentwickelt. Der Einstieg erfolgt mit einem Mini Cooper oder einem Renault Alpine 110. Beide Fahrzeuge sind eine Legende im Rallye-Sport. Der Mini gewann zum Beispiel 1964 die Rallye Monte Carlo, der Alpine war 1973 das stärkste Auto in der Rallye-WM. Leicht zu fahren waren beide nicht.

Insgesamt bietet "Dirt Rally" 39 Wagen in sechs Autoklassen. Gestartet wird in den 1960er-Jahren. Je mehr Siege der Spieler einfährt, desto größer werden seine Preisgelder und moderner die Fahrzeuge. Aber Vorsicht: Bevor es so weit ist, braucht es Übung. Denn die Spieleentwickler haben gemeinsam mit der Community einen gesteigerten Wert auf Realitätsnähe gelegt. Egal, ob sie durch finnische Wälder, über Flugfelder in Deutschland, durch die französischen Alpen oder schwedische Schneelandschaften pesen: Die Herausforderung ist groß.

Keine Fahrfehler bitte

Da wechseln Bodenbeläge von Schotter auf Asphalt, vereiste Kurven machen den Lauf ums Eck zu einem Vabanquespiel und fiese Bodenwellen bringen den Wagen an Stellen in Bewegung, an denen man es gar nicht gebrauchen kann. Kleine Fahrfehler werden unter Umständen mit einem Abflug von der Piste bestraft. Natürlich sind die Schwierigkeitsgrade einstellbar. Selbstverständlich kann das Fahrzeug nach einem Unfall auf die Strecke zurückgesetzt werden, aber nicht, ohne dafür Strafzeiten zu kassieren.

Mit Force-Feedback-Effekten, die Lenkradnutzer ebenso spüren wie die Nutzer eines Controllers, wird die Strecke für die Gamer noch spürbarer. Klar, wer mit dem Volant unterwegs ist, hat hier wesentlich mehr vom Spiel, aber auch mit dem Controller bringt die Fahrt einen Heidenspaß. Nur sanft darf der Triggerfinger das Gaspedal bewegen. Wer hier voll durchzieht ist, schneller von der Strecke, als ihm lieb ist. Ebenso gefährdet sind renitente Fahrer, die den Ansagen des Kopiloten keinen Glauben schenken. Wenn der sagt: "Kurve nicht schneiden!", dann sollte man das auch tunlichst unterlassen. Andernfalls bekommt der Wagen im besten Fall unschöne Dellen, im schlimmsten verabschieden sich elementare Fahrwerkskomponenten.

Spaß auch mit dem Controller

Die Steuerung über den Stick zeigt sich sensibel, erfreut aber, wenn man den Dreh raus hat, durch ihre Direktheit auch bei geringen Bewegungen. Erleichternd kommt für die Controller-Spieler hinzu, dass sie Fahrhilfen wie Traktionskontrolle, ABS oder ESP auch bei den Oldtimern zuschalten können. Während sich also die 70 Etappen an insgesamt sechs Schauplätzen mit dem Controller gut bewältigen lassen, stellen sich die Rallyecross-Rennen als extrem schwierig dar. Stoßstange an Stoßstange fährt man hier mit drei weiteren Fahrzeugen auf unterschiedlichen Rundkursen, die es von Belag, Streckenführung und Geschwindigkeit in sich haben. Um hier länger Spaß zu haben, muss die Frustrationsschwelle recht hoch sein.

Abseits des Karrieremodus kann übrigens auch die Königsstrecke des Rallye-Sports Pikes Peak gefahren werden. Selbstredend nur mit einem der legendären Rennmaschinen, die diese Hill-Climb-Strecke schon einmal bewältigt haben. Bis man sich aber mit einem Audi Sport Quattro S1 auf die Piste wagen darf, mit dem Walter Röhrl die Konkurrenz einst das Fürchten lehrte, muss der Spieler sich seine Meriten auch auf diesem Kurs verdient haben. Wer die Herausforderung gegen andere Spieler sucht, der findet sie im Online-Modus. Neben der täglichen Fahrt kann hier auch in der Community gefahren werden.

Großen Wert haben die Macher von "Dirt Rally" auf die Optik gelegt. Es darf behauptet werden, dass kein anderes Rally-Spiel derzeit eine solche realitätsnahe Grafik zu bieten hat. Für die Fahrt selbst ist es die Cockpit-Perspektive, die den Puls höher schraubt. Eingebettet in rustikale Armaturen rast die Landschaft vorbei.

Aus den Lautsprechern tönt das Dröhnen der Motoren, während der Kies von den Rädern scheppernd in die Radkästen gefeuert wird. Übertroffen wird dieser Moment nur noch bei der Fahrt durch Pfützen, wenn das Wasser auf die Windschutzscheibe knallt. Auch bei der Darstellung von optischen Schäden haben sich die Entwickler von Codemasters größte Mühe gegeben. Wer beispielsweise seinen Kotflügel zu stark eingedellt hat, der muss damit rechnen, dass er sich den Reifen aufschlitzt.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem Rennspiel ist, das nicht nur eine einzigartige Grafik bietet, sondern auch ganz nah am realistischen Fahrverhalten ist, der muss "Dirt Rally" ausprobieren. Selbst die Fahrer, die ihre Rallye-Boliden mit dem Controller durch die Schlammschlacht lenken, dürfte das natürliche Gebaren der Autos entgegenkommen. Ansprechend auch der Umstand, dass Codemaster bei der Rennsimulation auf extra Filmchen, Feuerwerk und anderen Zauber verzichtet und den Spieler das sein lässt, was er möchte: Rennfahrer!

Quelle: n-tv.de

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