Hyundai Ioniq 6 - Energiesparer mit großer Reichweite

  01 Auqust 2023    Gelesen: 738
  Hyundai Ioniq 6 - Energiesparer mit großer Reichweite

Auch der Hyundai Ioniq 6 ist nicht ganz billig. Aber was die Elektrolimousine für das Geld bietet, ist fast konkurrenzlos. Er punktet mit großer Reichweite und hoher Ladeleistung. Allerdings sind die Materialien im Cockpit recht einfach und der Tempowarner streng. Insgesamt zählt der Ioniq 6 aber zu den besten E-Autos auf dem Markt.

Elektro-SUV hat mittlerweile fast jeder Autohersteller im Programm. Eine reisetaugliche E-Limousine wie der Hyundai Ioniq 6 hingegen ist immer noch selten, vor allem unterhalb der Premiumklasse. Die Koreaner kommen dabei auch dank technischer Kniffe ohne übergroße Batterie aus und bleiben so in einigermaßen bürgerlichen Preisregionen.

Dass die meisten Konkurrenten beim Thema E-Auto auf SUV setzen, hat vor allem zwei Gründe. Zunächst ist die Crossover-Klasse ungebrochen beliebt, und zwar weltweit. Fast noch wichtiger: Die voluminöse und hoch bauende Karosserie bietet ausreichend Platz für den massigen Akku-Pack, der die Proportionen bei einer Limousine unschön verzerren kann. Das Problem dabei: Der massive Luftwiderstand der hochbauenden Karosserie sorgt vor allem auf der Autobahn für hohen Stromverbrauch.

"Stromlinienlimousine" verbraucht sehr wenig Energie

Hyundais "Stromlinienlimousine" (Eigenbezeichnung) hingegen verbraucht extrem wenig Energie. Wer es gelassen angeht, kommt bei gemäßigten Temperaturen mit weniger als 15 kWh auf 100 Kilometern aus. Bei eiliger Fahrt auf der Autobahn werden es auch mal 20 kWh, viel mehr Strom aber fließt auch oberhalb der Richtgeschwindigkeit nicht mehr von Elektrode zu Elektrode. Die Werte gehören zu den besten in der Branche - Kleinwagen und die ebenfalls sehr effizienten Teslas mit einberechnet.

Einen großen Anteil daran hat die windschlüpfige Karosserie: Das Dach spannt sich in großem Bogen über das Passagierabteil, vorne gibt es eine kurze Stummelhaube, hinten ein aerodynamisch zerklüftetes Bürzel-Heck mit zwei Spoilern und diffusorartigem Stoßfänger. Die Außenspiegel werden auf Wunsch durch schmale Kameragehäuse ersetzt, was noch ein paar Promillepunkte weniger Widerstand bieten dürfte. Im Ergebnis kommt der Viertürer auf einen sehr guten cw-Wert von 0,21 und einen auffällig futuristischen Auftritt.

Praxisreichweite von 500 Kilometern pro Akkufüllung

Die beeindruckende Effizienz führt zu einer Praxisreichweite von rund 500 Kilometern pro Akkufüllung, ohne dass man dafür im Schleichmodus unterwegs sein müsste. Der Hersteller wirbt sogar mit 614 Kilometern, was wie üblich kaum realistisch zu erreichen ist. Die genaue Kilometerzahl ist aber fast Nebensache, denn der Ioniq lädt bei Bedarf im Spitzentempo wieder auf. Dank 800-Volt-Technik lässt sich die Batterie mit bis zu 240 kW druckbetanken (Test-Bestwert: 236,5 kW).

Die maximale Ladeleistung liegt vor allem bei geringem Ausgangsfüllstand an, so dass in zehn Minuten gut 200 Kilometer Reichweite in die Zellchemie eingelagert werden. So schnell muss man erst einmal zur Sanifair-Toilette hin- und zurückkommen. Wer von 10 auf die üblichen 80 Prozent lädt, wartet weitere zehn Minuten, komplett voll wäre der Akku nach rund einer halben Stunde - ein ausreichend flotter Schnelllader vorausgesetzt. Während der Hyundai beim DC-Laden Bestmarken setzt, die sonst nur Luxusautos wie ein Porsche Taycan erreichen, bietet er an Wallbox und AC-Ladesäule ziemlich durchschnittliche 11 kW. Ein 22-kW-Bordlader ist aktuell auch nicht gegen Zuzahlung zu bekommen.

Gute Technik-Gene und ziemlich komfortables Fahrwerk

Hohe Effizienz und gute Reichweite allein reichen für ein Reiseauto aber noch nicht aus. Hyundai kombiniert die guten Technik-Gene daher mit einem ausgewogenen, ausreichend komfortablen Fahrwerk, das gemeinsam mit dem leisen Antrieb zum entspannten Cruisen einlädt. Zwischenspurts bleiben dank des spontanen Antritts immer möglich, die auf dem Papier für diese E-Fahrzeugklasse nicht unbedingt üppigen 168 kW/229 PS reichen im Alltag jederzeit aus. Als Höchstgeschwindigkeit sind 185 km/h möglich, bevor die Elektronik zur Batterieschonung auf die Bremse tritt.

Nicht ganz auf dem hohen Niveau des übrigen Fahrzeugs präsentieren sich Innenraum und Infotainment. Während das klare Design des Cockpits grundsätzlich überzeugt, ist bei der Materialauswahl noch deutlich Luft nach oben. Farblich dominiert passend zu dem großzügig eingesetzten Hartplastik tristes Grau, so dass das Interieur nicht recht zum durchaus ambitionierten Exterieur passen will. Immerhin: Ablagen gibt es reichlich, die Bedienung ist durchdacht und alle wichtigen Funktionen sind gut erreich- und erkennbar.

Nerviger Piepston warnt schon bei 1 km/h zu viel

Fast alle - denn ausgerechnet eine der wichtigsten versteckt sich hinter mehreren Menüebenen des Touchscreen-Infotainments: die Deaktivierung des Geschwindigkeitswarners. Bei jedem Motorstart erwacht der nervige Piepston neu und warnt schon bei Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit um 1 km/h recht eindringlich. Und noch ein weiteres Manko muss erwähnt werden: Wie unterhalb der Premiumklasse leider üblich, ist auch bei Hyundai die Lade-Routenplanung verbesserungsbedürftig. Vor allem die Informationen zu den jeweiligen Ladestationen müssten umfassender sein, um dem Fahrer die Touren-Organisation zu erleichtern. Möglicherweise lässt sich das aber durch eines der nächsten Software-Updates verbessern.

Knapp 44.000 Euro will Hyundai für die große Limousine haben. Dafür gibt es allerdings nur die kleine Batterie (53 kWh, 429 Kilometer Normreichweite) und überschaubare 111 kW/151 PS. Für das 168 kW/229 PS starke Modell mit 77,4 kWh Energierucksack und mehr Ausstattung werden bereits 54.000 Euro fällig, ab 61.100 erhält man die 239 kW/325 PS starke Allradvariante mit nochmals erweiterter Ausstattung. Schon das Basismodell mit kleinem Akku ist ordentlich bestückt (unter anderem 18-Zöller, Rückfahrkamera und Digital-Cockpit). Wer die größere Batterie will, hat automatisch auch noch eine Wärmepumpe und zahlreiche Assistenten an Bord.

Relativiert werden die durchaus nicht bescheidenen Preise außer durch die Ausstattung auch durch eine großzügige Garantie, die Hyundai bei allen E-Modellen von fünf auf acht Jahre erhöht. Ein Laufleistungs-Limit gibt es dabei nur für die Batterie, die ebenfalls acht Jahre, aber nur 160.000 Kilometer abgesichert ist.

In der Summe seiner Eigenschaften zählt der Ioniq 6 zu den besten E-Autos, die aktuell auf dem Markt sind. Die großzügige Reichweite in Kombination mit der rasanten Ladegeschwindigkeit machen ihn zum Meister auf der Langstrecke, auf der auch der für ein elektrisches Volumenmodell sehr hohe Fahrkomfort und die wertige Anmutung passen. Schwächen bei Infotainment und Tempowarner lassen sich da verschmerzen.

Technische Daten Hyundai Ioniq 6 Heckantrieb 77,4 kWh

Fünftürige, fünfsitzige Limousine

Länge: 4,86 Meter, Breite 1,88 Meter, Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,95 Meter, Kofferraumvolumen hinten: 401 Liter / vorne: 45 Liter, Anhängelast, gebremst: 1500 Kilogramm

Ein Elektromotor (Heck), 168 kW/229 PS, Drehmoment: 350 Nm, Heckantrieb, 1-Gang-Automatik

0-100 km/h: 7,4 s; Vmax: 185 km/h

elektrische Reichweite nach WLTP: 614 km, Akku: 77,4 kWh, Ladedauer: 07:10 h:min. (11 kW-Wallbox). 73 min (50 kW-Ladestation auf 80 Prozent), 18 min (350-kW-Ladestation auf 80 Prozent), Ladeleistung 11 kW (AC), 240 kW (DC), Stromverbrauch nach WLTP: 14,3-16,0 kWh/100 km; CO2-Ausstoß: 0 g/km, Testverbrauch: 15,8 kWh/100 Kilometer

Preis: ab 54.000 Euro

Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x


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