Der Redakteursausschuss des ZDF habe einen offenen Brief an alle Büros innerhalb des Senders geschickt, so "Der Spiegel". Wörtlich heiße es: "Wir würden es begrüßen, wenn die `Schmähkritik` vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird. Als Dokument der Zeitgeschichte." Personen der Zeitgeschichte müssten sich bitterböse Satire gefallen lassen, auch in anderen Satireformaten wie der "heute-show".
Aus dem Brief der Mitarbeiter gehe hervor, dass sie ganz offensichtlich stolz auf ihren Sender seien, der einen "großartigen Erfolg errungen" habe. "Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt." Allerdings müsse man sich fragen, ob der Preis dafür nicht zu hoch gewesen sei, wenn der Senderleitung "vorauseilender Gehorsam nachgesagt" werde und Mitarbeiter "abgenommene Filme aus der Mediathek entfernen müssten". Auch darüber müsse jetzt öffentlich diskutiert werden.
Der Sender will aber offenbar davon nichts wissen, berichtet der "Focus". In einer Stellungnahme heißt es demnach: "Es ist das gute Recht des Redakteursausschusses, diese Meinung zu vertreten. Das ZDF bleibt aber bei seiner Entscheidung, das umstrittene `Schmähgedicht` nicht mehr zu verbreiten, weil die Passage nicht den Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF entspricht."
Juristen hatten Bedenken
Programmdirektor Norbert Himmler hatte die Löschung des Beitrags aus der Mediathek angeordnet. Zuvor waren Juristen des Senders zu dem Schluss gekommen, es handele sich bei Böhmermanns Gedicht um verbotene Schmähkritik. ZDF-Intendant Thomas Bellut hatte die Löschung damit begründet, dass die Satire "nicht den Vorstellungen, die wir vom Programm haben" entspreche. Gleichwohl stehe der Sender zu Böhmermann und zur Satire im ZDF.
Erdogan hat über seinen Anwalt Strafanzeige gegen Böhmermann gestellt und ihn aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Das hat der Satiriker abgelehnt. Zudem hatte Erdogan bei der Bundesregierung beantragt, den Moderator wegen "Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts" strafrechtlich zu verfolgen. Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte eine baldige Reaktion der Bundesregierung in diesem Fall an.
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