Hiphi X und Hiphi Z - zwei neue Elektroautos aus China

  30 Auqust 2023    Gelesen: 698
  Hiphi X und Hiphi Z - zwei neue Elektroautos aus China

Mit HiPhi drängt die nächste Marke aus China nach Europa. Der Premiumhersteller startet mit zwei großen, luxuriösen E-Modellen. Mit spektakulären Lichteffekten und faszinierenden Innenräumen stehlen die elektrischen Newcomer Hiphi X und Z der europäischen Oberklasse an der Ladesäule die Schau. Reicht das?

Die Elektromobilität treibt weiter bunte Blüten und bringt die nächsten China-Importe ins Land. Hiphi heißt der jüngste Herausforderer, der noch in diesem Jahr mit einem Gran Turismo namens Z und einer Kreuzung aus Van und Geländewagen mit dem Kürzel X für jeweils über 100.000 Euro bei uns durchstarten will.

Zwar ist die Marke aus Shanghai nur eine von vielen. Doch gibt es zwei Eigenheiten, die aufmerken lassen. Zum einen ist das der Erfolg: Daheim in China hat Hiphi in der Oberklasse Tesla hinter sich gelassen und bereits mehr E-Autos verkauft als Audi, Mercedes, BMW und Porsche zusammen. Und zum anderen ist das die technische Ausstattung der beiden Modelle, die so ziemlich alles in Serie bieten, was deutsche Premiumhersteller zuletzt allenfalls als Vision und Wunschdenken bei ihren Studien gezeigt haben.

Ins rechte Licht gerückt

Außen sind das vor allem spektakuläre Lichtspiele: Sowohl der stolze 5,20 Meter lange X als auch der wie ein Nissan GT-R mit vier Türen gezeichnete Z (5,04 Meter) haben Matrix-Scheinwerfer, mit denen man im Stand sogar eigene Filme auf die Fahrbahn oder die nächste Wand projizieren kann.

Zudem gibt es Pixel-Displays an Bug und Heck, auf denen Piktogramme Stimmung bei den andren Verkehrsteilnehmern machen sollen. Und der Z hat sogar noch LED-Bänder in dem Türen, die sich mit individuellen Texten bespielen lassen. Mehr Show geht in Serie wahrscheinlich kaum.

Und als wäre das nicht genug, haben beide auch noch gegenläufig angeschlagene Türen wie sonst nur Rolls-Royce. Der X hat obendrein zwei Dachelemente, die sich auf Knopfdruck über dem Fond aufstellen lassen, damit Hinterbänkler erhobenen Hauptes zusteigen können. Dagegen wirken die Flügeltüren ("Falcon Doors") des Tesla Model X fast irgendwie flügellahm.

Auch an kleine, praktische Alltagslösungen haben die Chinesen gedacht: Die wild gezeichneten Felgen sind mit Gummipolstern ausgelegt, die sich nach einer sonst sehr teuren Reiberei etwa den der Bordsteinkante ganz einfach austauschen lassen.

Hightech in der ersten ...

Auch innen inszenieren die Chinesen Hightech-Erlebnisse: In der ersten Reihe locken sie im X mit einem Beifahrerdisplay groß wie mancher Wohnzimmer-Fernseher und lassen so den Hyperscreen von Mercedes gefährlich nach Mäusekino aussehen. Und natürlich ist alles so programmiert, dass die Show auch während der Fahrt funktioniert.

Im Z gibt es stattdessen einen fast frei stehenden Screen vor der Mittelkonsole, der sich automatisch zu jenem Insassen ausrichtet, der gerade den Ton angibt. Und während uns Mercedes für die neue E-Klasse gerade die Kopplung von Musik und Ambientebeleuchtung gerade als letzten Schrei verkaufen will, haben die Chinesen diese Neuinterpretation der Lichtorgel aus den Partykellern der 1980er Jahre längst in Serie.

... und klassischer Luxus in der zweiten Reihe

Damit sich die Hinterbänkler dabei nicht zurückgesetzt fühlen, baut Hiphi ihnen eine Luxuslounge, wie es sie sonst nur bei Maybach & Co gibt. Ja, es gibt den X auch als schnöden Sechssitzer mit vier vergleichsweise gewöhnlichen Sesseln im Fond.

Aber wer seinen Mitfahrern etwas Gutes tun will, der bestellt den X als Viersitzer mit riesigen Captain Chairs, die sich auf Knopfdruck in Liegen verwandeln, klimatisiert sind und einem während der Fahrt den Rücken massieren. Und weil dafür die dritte Reihe rausfliegt, ist zwischen den Sitzen auch noch Platz für ein elektrisch öffnendes Kühlfach.

Im Autoquartett der E-Modelle nur gehobener Durchschnitt

So spektakulär das Design der beiden Newcomer ist und so verspielt ihre Ausstattung, ist der Antrieb nur gehobener Durchschnitt. So fährt der X mit einer 97 kWh großen Batterie, die den beiden zusammen 440 kW/598 PS starken Motoren für bis zu 460 Kilometer reicht. Er beschleunigt in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht maximal 200 km/h.

Beim Z montieren die Chinesen 120 kWh und kommen auch wegen der flacheren Bauform auf 555 Kilometer Normreichweite. Die beiden Motoren haben hier 494 kW/672 PS Leistung, entwickeln 820 Nm und ermöglichen einen Sprint von 3,8 Sekunden. Schluss ist aber auch hier bei 200 km/h. Und was fürs Fahren gilt, das gilt übrigens auch fürs Laden: 11 kW an der Wallbox und für den X bestenfalls 100, für den Z immerhin 150 kW am Gleichstrom - da ist im Ringen mit Tesla & Co nur schwer ein Stich zu machen.

Bitte etwas Feinschliff beim Fahren

Beide Autos haben aktive Fahrwerke und Allradlenkung und sind damit in der Theorie auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Und wenn es ums autonome Fahren geht, hat der Z mit seinem serienmäßigen Lidar-System sogar schon die nötige Hardware an Bord, um das Kommando nach einem Software-Update und der gesetzlichen Freigabe alleine zu übernehmen.

Aber für ein wahlweise entspanntes oder engagiertes Fahren fehlt den Newcomern der Feinschliff. Die Lenkung wirkt nervös und lässt das bei so viel Leistung nötige Feingefühl vermissen und das Fahrwerk zeigt sich wenig harmonisch, poltert mal stark und ist zugleich etwas schwammig. Da zahlt sich bei der Abstimmung die Erfahrung der Stammspieler aus.

Fazit: Zwischen Spektakel und Seriosität

Ja, die beiden neuen China-Modelle sind spektakulär und erlangen mehr Aufmerksamkeit als alle anderen Stromer in dieser Liga. Und zumindest verglichen mit ihren westlichen Luxus-Konkurrenten sind sie fast lachhaft billig. Schließlich kostet der X als Sechssitzer 109.000 und in der Luxusvariante mit nur vier Plätzen 123.000 Euro und beim Z geht es mit 105.000 Euro los.

Doch auch wenn sie kaum mehr als halb so viel kosten wie ein Porsche Taycan oder ein Mercedes EQS SUV, ist das viel Geld für einen Nobody, dem die Kunden erst einmal das nötige Vertrauen entgegenbringen müssen. Das weiß auch Europachef Kjell-Arne Wold, der deshalb sehr viel bescheidener plant als seine Kollegen in China: Während Hiphi daheim auf fünfstellige Stückzahlen im Jahr kommt, wäre er schon froh, wenn es dieses Jahr in ganz Europa 500 Autos würden.

Quelle: ntv.de, Thomas Geiger, dpa


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