Die Toyota-Tochter Daihatsu hat auch in seinem letzten Werk in Japan die Produktion gestoppt. Vorausgegangen war die Enthüllung eines riesigen Sicherheitsskandals: Daihatsu hatte bereits im Frühjahr eingeräumt, bei einigen Modellen die Ergebnisse von Unfalltests manipuliert zu haben. Vor einer Woche stellte der japanische Kleinwagenhersteller daher weltweit alle Auslieferungen seiner Autos ein.
Im April war bekannt geworden, dass Daihatsu in seinen Werken in Malaysia und Thailand die Sicherheitstests von vier Automodellen gefälscht hatte. Daraufhin wurde eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, die am vergangenen Mittwoch ihren Bericht vorstellte: Offenbar hat Daihatsu seit Jahrzehnten Sicherheitstests manipuliert. Die japanische Regierung hat Inspektionen aller Daihatsu-Fabriken angekündigt.
Daihatsu hat im vergangenen Jahr etwa 870.000 Fahrzeuge in Japan hergestellt. Wie der britische "Guardian" berichtet, gilt der Produktionsstopp vorerst bis Ende Januar. Betroffen sind demnach mehr als 9000 Mitarbeiter und mehr als 8000 Zulieferer. Über die gesamte Lieferkette hinweg soll der Schaden umgerechnet mehr als 15 Milliarden US-Dollar betragen.
Unregelmäßigkeiten in 25 Testkategorien
In ihrem Bericht schreiben die Experten, sie hätten in 25 Testkategorien insgesamt 174 weitere "Unregelmäßigkeiten" entdeckt, die teilweise bis ins Jahr 1989 zurückgehen. Sie nannten etwa Tests von Türen oder zum Seiten-Aufprallschutz. Betroffen seien insgesamt 64 Modelle, darunter solche, die schon gar nicht mehr hergestellt werden, und auch 22, die Daihatsu für Toyota, Mazda oder Subaru herstellt.
Grund für die manipulierten Tests sei vorwiegend "extremer Zeitdruck" bei der Entwicklung von Modellen gewesen, lautet das Urteil der Experten. Die mit den Sicherheitstests beauftragten Beschäftigten hätten unter enormem Erfolgsdruck gestanden. Autos hätten den Unfalltest beim ersten Versuch bestehen müssen, um so die Zahl der Fahrzeuge zu verringern, die hätten zerstört werden müssen. So sollten Kosten reduzierte werden. "Es herrschte die Auffassung, dass Fehler nicht zu entschuldigen sind", sagte der Vorsitzende der Expertenkommission, Makoto Kaiami.
Der Chef von Daihatsu, Soichiro Okudaira, entschuldigte sich während einer Pressekonferenz bei den Kunden, ihr Vertrauen missbraucht zu haben. Zulassungstests seien "unabdingbar" für einen Autohersteller, sagte er. "Unser Verhalten verdient Geringschätzung".
Auch Toyota-Modelle betroffen
Der Mutterkonzern Toyota äußerte ebenfalls seine "aufrichtige Entschuldigung" für die "Unannehmlichkeiten und Sorgen", die diese "Situation" verursacht habe. Die Verfehlungen von Daihatsu hätten "die Grundfesten des Konzerns" erschüttert. Die Auslieferung der betroffenen Toyota-Modelle sei vorerst ausgesetzt. Toyota werde zudem kontrollieren, ob Kundinnen und Kunden ihr Fahrzeug ohne Sorgen weiterhin nutzen könnten.
Toyota kündigte "grundlegende Reformen" bei Daihatsu an. Erst im vergangenen Jahr war herausgekommen, dass Tests beim Lastwagenhersteller Hino unzureichend waren. Toyota ist Mehrheitseigentümer.
Daihatsu hat im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 1,7 Millionen Autos produziert, die meisten davon in Japan. Die meisten Wagen verkauft die Toyota-Tochter auf dem Heimatmarkt und in Asien. Daihatsu war 1931 mit einem dreirädrigen Gefährt in die Autoproduktion gestartet. Seit 1967 gehört das Unternehmen zu Toyota.
Quelle: ntv.de, chr/AFP
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