Die USA und Großbritannien haben mit Unterstützung weiterer Verbündeter in der Nacht Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Der "erfolgreiche" Militärschlag sei eine direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte das Weiße Haus in einer schriftlichen Stellungnahme von US-Präsident Joe Biden mit. Angriffe der Rebellen hätten US-Personal, zivile Seeleute und Partner der USA gefährdet, den Handel infrage gestellt und die Freiheit der Schifffahrt bedroht. Er werde nicht zögern, weitere Maßnahmen zum Schutz der Menschen und des freien Handelsflusses anzuordnen, erklärte der US-Präsident.
Der britische Premierminister Rishi Sunak erklärte, dass die Royal Air Force des Landes an der Seite der Vereinigten Staaten und mit nicht-operativer Unterstützung der Niederlande, Australiens, Kanadas und Bahrains gezielte Angriffe auf Militäranlagen der Huthi-Rebellen im Jemen gestartet habe. "Die genauen Ergebnisse der Angriffe im Jemen werden noch ausgewertet, aber erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die Fähigkeit der Huthi, die Handelsschifffahrt zu bedrohen, einen Rückschlag erlitten hat", hieß es in der Erklärung des Premierministers. Großbritannien setzte nach Angaben der Regierung vier Eurofighter Typhoon Kampfflugzeuge ein, die Angriffe auf zwei militärische Einrichtungen der Huthi-Rebellen geflogen haben.
Sunak sagte weiter, in den vergangenen Monaten hätten die Huthi eine Reihe von gefährlichen und destabilisierenden Angriffen gegen die Handelsschifffahrt im Roten Meer verübt, eine wichtige Handelsroute empfindlich gestört und die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben. "Ihr rücksichtsloses Vorgehen gefährdet Menschenleben auf See und verschlimmert die humanitäre Krise im Jemen." Er forderte die Huthi auf, ihre Angriffe einzustellen und Schritte zur Deeskalation zu unternehmen.
27 Huthi-Angriffe seit Mitte November
Es ist das erste Mal, dass die vom Iran unterstützte schiitische Gruppe bekämpft wird, seit sie Ende vergangenen Jahres damit begonnen hat, internationale Schiffe im Roten Meer anzugreifen. Die Angriffe der USA und Großbritanniens wurden auch von einem Sprecher der Huthi-Miliz bestätigt. Wie Abdul Qader al-Mortada auf X schrieb, habe es Angriffe auf verschiedene jemenitische Städte gegeben: "Die amerikanisch-zionistisch-britische Aggression gegen den Jemen hat mehrere Angriffe auf die Hauptstadt Sanaa, das Gouvernement Hodeidah, Saada und Dhamar gestartet."
Der Anführer der Huthis hatte am Vortag erklärt, dass jeder Angriff der USA auf die Gruppe nicht ohne Antwort bleiben werde. Für Freitag rief er die Bevölkerung dazu auf, in der Hauptstadt Sanaa zu Millionen auf den Straßen zu demonstrieren. Nach Angaben des US-Militärs feuerten die Huthi-Rebellen am Donnerstag eine ballistische Anti-Schiffs-Rakete in die internationalen Schifffahrtswege im Golf von Aden ab - es war der 27. Angriff der Gruppe seit dem 19. November. Erst vor wenigen Tagen hatten die Huthi einen Großangriff mit Drohnen und Raketen auf Schiffe im Roten Meer durchgeführt. Wie das zuständige US-Regionalkommando mitteilte, wurden 18 Drohnen und drei Raketen von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen.
Militärschlag war absehbar
Zuletzt hatten sich die Hinweise auf eine Reaktion der USA und ihrer Verbündeten verdichtet. Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps hatte in den vergangenen Tagen immer wieder vor Konsequenzen gewarnt, sollten die Angriffe nicht aufhören. Premierminister Rishi Sunak rief Medienberichten zufolge am Abend sein Kabinett kurzfristig zu telefonischen Beratungen ein. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, warnte gestern, sollten die Huthi ihre Angriffe nicht stoppen, müssten sie die Konsequenzen dafür tragen.
Im ans Rote Meer grenzenden Jemen haben sich die Huthi-Rebellen mit der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen solidarisch erklärt und wiederholt Schiffe vor der von ihnen kontrollierten Küste attackiert. Die Rebellen erklärten, dass sie Schiffe angreifen würden, die mit Israel in Verbindung stünden oder israelische Häfen anlaufen würden. Viele der angegriffenen Schiffe hatten jedoch keine Verbindungen zu Israel. Viele Frachter meiden nun das Rote Meer und den Suezkanal und fahren einen Umweg um Südafrika, was zu höheren Kosten und längeren Roten führt. Bis zu 15 Prozent des Welthandels verlaufen durch den Suezkanal zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer. Es ist die kürzeste Schiffsverbindung zwischen Asien und Europa.
Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen, und sie kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts
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