Weltpremiere des Porsche Macan - deutlich stärker als bisher

  25 Januar 2024    Gelesen: 885
  Weltpremiere des Porsche Macan - deutlich stärker als bisher

Mit dem neuen Macan eröffnet Porsche auch ein neues Kapitel der Elektrifizierung: Ihn wird es nur noch rein elektrisch geben. Nun feiert die zweite Generation des Zuffenhauseners seine Weltpremiere nach rund einem Jahrzehnt.

SUV, Elektromobilität, Südostasien. Auf diese Schlagworte wird im Kontext mit dem neuen Porsche Macan einzugehen sein. Doch der Reihe nach. Dass das Mittelklasse-SUV mit der neuen Generation nur noch rein elektrisch zu haben sein wird, lässt aufhorchen. Eigentlich hatte Porsche ja geplant, den Vorgänger noch eine geraume Zeit lang weiter anzubieten in der EU. Doch das hat sich erledigt wegen neuer Regularien im Bereich Cybersicherheit, die der bisherige Macan nicht mehr erfüllt. Also haben hiesige Kunden im Gegensatz zu den Käufern auf den großen Weltmärkten keine Wahl mehr, wenn sie bei Porsche das kleinere SUV unterhalb des Cayenne kaufen möchten. Der Verbrenner ist hier passé.

Inzwischen war die Neugierde dann doch groß geworden, das elektrische SUV endlich ungetarnt zu sehen, nachdem Porsche stufenweise immer wieder sogenannte Vorkommunikation mit noch unkenntlich gemachten Macan-Exemplaren betrieb. Optik ist natürlich Geschmacksache, aber dass der Macan unharmonisch aussehen würde, kann man jetzt nicht unbedingt sagen nach erster Livebetrachtung im Parkgelände Gardens by the Bay, wenn man so will, der grünen Lunge Singapurs. Die Front zitiert ganz klar Taycan - sicherlich als kleines Signal an die Elektro-Fraktion. Und das markante, durchgehende Leuchtband hinten ist natürlich gesetzt - weil mittlerweile schließlich Porsche-Familienmerkmal.

Starkes Signal für südostasiatische Märkte

Moment mal, was hat der Schwabe eigentlich bitte in Singapur zu suchen? Nun, der Stadtstaat ist geopolitisch ein neutraler Ort, könnte man sagen. Singapur gilt zudem als grüne Vorzeige-Megacity in der Region. Außerdem sind die Märkte im südostasiatischen Raum wirtschaftlich im Kommen. Somit setzt Porsche mit der Vorstellung hier ein Signal. Länder wie Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam scheinen Marktpotenzial zu bieten.

Und immerhin ist der Porsche deutlich moderner geworden, was kaum verwundert: Das alte Modell hat schon zehn Jahre auf dem Buckel, die ihre Spuren hinterlassen - immer wieder durchgeführte Facelifts hin oder her. Aber möchte Porsche das SUV lediglich über die Ästhetik verkaufen? Oder anders ausgedrückt: Kann die Ästhetik so stark strahlen, dass elektro-skeptische Autokäufer dennoch zugreifen? Das hat schon so ein bisschen experimentellen Charakter.

Sicher, im neuen Macan ruhen satte 95 kWh Netto-Strommenge. Und ja, die nominale Peak-Ladeleistung ist beachtlich mit 270 Kilowatt. Und vielleicht lädt der Zuffenhausener in der Praxis ja auch unglaublich schnell (was noch zu beweisen wäre). Aber binnen fünf Minuten 100 Prozent Energiefüllstand erreichen wie beim Verbrenner? Never. Porsche nennt 21 Minuten für das Fenster von 20 auf 80 Prozent. Und selbst die angegebenen 613 Kilometer gemittelte WLTP-Reichweite (Maximalwert im Mischbetrieb) sind ja auch nur bei moderater Fahrweise realistisch.

Jede Wette, dass bei forciertem Powereinsatz von Stuttgart nach Berlin zwei bis drei Ladestopps fällig werden? Da hilft dann auch der besonders niedrige Luftwiderstandsbeiwert von 0,25 wenig. Ist ja alles in Ordnung, aber es wird Kunden geben, die das ablehnen und vielleicht Richtung Maserati Grecale schielen. Das wird die Zeit zeigen.

Egal, ich setze mich jetzt trotzdem mal in den Newcomer und freue mich über das Porsche-typische Qualitätsfinish. Der Blick schweift in Richtung Armaturen und nimmt das filigrane, gebogene Display wahr. Ist schön, aber natürlich keine Überraschung mehr seit Cayenne, Panamera und Taycan. Auch nicht wirklich überraschend ist, dass der Macan jetzt eine mitlenkende Hinterachse bekommt. Der Wettbewerb hat sie ja schließlich auch. Ob Luft- oder Stahlfederung, das darf der Kunde dann indirekt wählen. Beim Macan Turbo hat man automatisch für das Luftfahrwerk optiert.

Bezeichnung Turbo weckt verbrennermotorische Reminiszenzen

Ein ausfahrbarer Spoiler sorgt bei hohen Tempi für ordentlich Abtrieb.
Man achte auf die Modellbezeichnung "Turbo" - da schwingt immerhin noch ein bisschen Verbrenner-Nostalgie mit. Ordentlich Punch hat er jedenfalls mit 639 PS und 1130 Newtonmetern Drehmoment. Der Macan 4 (für Allrad) steht ebenfalls nicht schlecht im Futter mit 408 PS Maximalleistung sowie 650 Newtonmetern Drehmoment. Das reicht für 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 220 km/h Spitzentempo. Der Turbo erreicht Landstraßengeschwindigkeit binnen 3,3 Sekunden und rennt 260 Sachen. Und klar, auch der Turbo verfügt über zwei angetriebene Achsen - derzeit besitzen beide Macan-Modelle einen permanenterregten Synchronmotor je Achse.

Doch die reine Längsperformance ist freilich nicht alles. Ob sich der 4,78 Meter lange Stromer porschemäßig agil fährt, bleibt allerdings ebenso abzuwarten (wenngleich die Vermutung naheliegt) wie der Umstand, ob das neue Infotainment einschließlich großer Augmented-Reality-Umfänge sowie der verbesserten Sprachbedienung Premiumansprüchen gerecht wird.

Keine Abstriche versprechen die Stuttgarter bei den praktischen Eigenschaften. So beträgt das reine Kofferraumvolumen zwar nicht mehr 1500, sondern nur noch 1348 Liter plus 84 Liter Frunk. Allerdings lassen sich hinter den Rücksitzlehnen nun 540 statt 500 Liter verstauen. Die Anhängelast (gebremst) liegt weiterhin bei zwei Tonnen - hier dürfte es in der Praxis aber beschwerlicher zugehen, weil die Ladeintervalle im Zugbetrieb erfahrungsgemäß kurz sind. Und mit einem Gespann Ladestandorte anzusteuern, kann sich als Abenteuer erweisen.

Preislich startet der Macan 4 bei 84.100 Euro, während der Turbo mit 114.600 Euro zu Buche schlägt. Attraktiv für Dienstwagenfahrer: Bloß der halbierte Bruttolistenpreis bildet die Grundlage für die pauschale Versteuerung von Privatfahrten. Mal schauen, ob das reicht, um eine große Kundenanzahl hierzulande vom neuen Porsche Macan zu überzeugen. Ob eine schwächere Variante mit bloß einer angetriebenen Achse kommen soll, verrät Porsche derzeit noch nicht. Kaum vorstellbar, dass diese ausbleibt, schließlich gibt es auch vom deutlich höher angesiedelten Taycan Ausgaben ohne Allrad. Es bleibt also weiterhin spannend.

Quelle: ntv.de


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