70 Jahre der gleiche Arbeitgeber, nur vier Tage krank

  19 April 2016    Gelesen: 860
70 Jahre der gleiche Arbeitgeber, nur vier Tage krank
Elena Griffing geht auch mit 90 Jahren noch jede Woche zur Arbeit in ein Krankenhaus in San Francisco. Jetzt feierte sie ihr 70. Dienstjubiläum und verrät das Geheimnis ihres langen Berufslebens.
Als sich Elena Griffing am 10. April 1946 pünktlich um neun Uhr morgens zum ersten Mal im Alta Bates Community Hospital in San Francisco zur Arbeit meldete, hatte die Welt von einem Smartphone oder dem Internet noch nichts gehört. Die Sensation damals war der erste Bikini, der in Frankreich vorgestellt wurde, oder die Tupperware, die an der Ostküste in den US-Haushalten ihren Siegeszug antrat. Damals kostete der Liter Benzin in Amerika auch nur fünf Cent, ein neues Auto im Schnitt 1120 Dollar, und ein Angestellter in den USA verdiente im Jahr kaum mehr als 2500 Dollar.

Die Zeiten haben sich geändert. Der Job nicht. Elena Griffing ist ihrem Arbeitgeber treu geblieben – seit mittlerweile 70 Jahren. In der vergangenen Woche feierte die rüstige ältere Dame von heute 90 Jahren ihr Dienstjubiläum. Es soll nicht das letzte sein. Denn ans Aufhören, an einen wohlverdienten Ruhestand denkt Griffing nicht. "Wenn sie mich nicht rausschmeißen oder in einer Kiste heraustragen, werde ich weiter machen", sagte sie jetzt in einem Interview. "Ich kann ja gar nicht glauben, dass ich schon 90 bin. Ich fühle mich wie 20." Dabei sei es vor allem die Arbeit, die sie "jung, aktiv und gesund" halte. Griffing hat in ihren sieben Arbeitsjahrzehnten nur vier Tage aus Gesundheitsgründen gefehlt.

Dabei war es eine "mysteriöse Krankheit" wie sie sagt, die sie zu ihrem Arbeitsplatz gebracht hatte. Anfang 1946 hatte sich Griffing schwach und apathisch gefühlt und später im Alta Bates Community Hospital untersuchen lassen. Ihr Blutbild war nicht in Ordnung, diagnostizierten die Ärzte. Wochenlang wurde sie mit Infusionen behandelt. So auch an einem Tag im April.

Sie saß im Wartesaal, als das Telefon klingelte. Niemand sei rangegangen. Die Telefonistin hatte sich krankgemeldet. "Sie sind doch eine ausgebildete Sekretärin", habe ein Arzt, der sie gut kannte, zu ihr gesagt. "Gehen Sie doch mal ran und fangen am besten gleich bei uns an zu arbeiten." 70 Jahre sei das jetzt her, sagt Elena Griffing. Und der Rest sei Geschichte.

Die Einzige, die noch die Klinik-Gründerin kannte

Den Job als Telefonistin allerdings machte sie nur kurz. Sie wechselte ins Labor der Klinik, wo sie 25 Jahre als rechte Hand des Pathologen arbeitete, später arbeitete sie zehn Jahre lang in der Endokrinologie und dann in der Abteilung für Verbrennungsopfer, wo sie mehr als 22 Jahre blieb.

Heute ist sie die Einzige im Haus, die noch mit der Gründerin des Krankenhauses zusammen gearbeitet hat. Alta Alice Miner Bates hatte die Klinik im Jahr 1905 mit acht Betten eröffnet. Als Griffing 1946 für einen Monatssalär von 120 Dollar begann, waren es bereits 112 Betten, heute besteht das vor Jahren in Sutter Health Alta Bates Summit Medical Center umbenannte Krankenhaus aus 944 Betten und hat 4462 Angestellte. Griffing hat all die Veränderungen und den Ausbau zu einem angesehenen Gesundheitszentrum miterlebt.

"Frau Bates war mit meiner Arbeit immer zufrieden", sagt Griffing über die Gründerin. Sie habe sich aber an etwas anderem gestört. "Sie hat mich immer wieder aufgefordert, nicht mit diesen hochhackigen Schuhen rumlaufen." Sie fürchtete wohl, Griffing könnte stürzen und am Ende das Krankenhaus auf Schadenersatz verklagen. Doch dazu ist es nie gekommen. Erst später habe sie nach ständigen Bitten die Höhe ihrer Absätze um einen auf knapp fünf Zentimeter reduziert.

Frank Sinatra verdankt sie ihr Leben

Vier Tage in der Woche kommt die alleinstehende und kinderlose Griffing, deren Mann vor 24 Jahren gestorben ist, noch immer in die Klinik. Inzwischen arbeitet sie in der Abteilung für Patientenbetreuung. "Wenn die Leute was verlieren, helfe ich ihnen, die Dinge wiederzufinden", erzählte sie der Lokalzeitung "East Bay Times". Das könnten Mäntel sein, aber auch Hörgeräte oder Gebisse. Sie kenne alle Stellen, wo sich diese Dinge versteckt haben könnten.

Für ihre stabile Gesundheit macht sie in erster Linie ihre "sizilianischen Wurzeln" verantwortlich. Die Familie sei Anfang des letzten Jahrhunderts aus Italien in die USA ausgewandert. Sie sei das jüngste von insgesamt neun Kindern gewesen, und viele davon seien über 90 Jahre alt geworden. "Ich esse kein Fastfood und versuche mich gesund zu ernähren." Nur eine Schwäche konnte sie nie ganz abstellen. "Ich liebe rotes Fleisch und ein ordentliches Steak."

Doch das beste Gesundheitsprogramm sei ihre Arbeit. "Die hält mich fit. Ich bin viel auf den Beinen und in der Klinik unterwegs." Mehrere Meilen würden da schon jeden Tag zusammenkommen. Und an ihren freien Tagen habe sie zu Hause noch ein Laufband. Dort höre sie dann immer Frank Sinatra. "Auch ein Sizilianer."

Sinatra habe sie 1946 zum ersten Mal bei einem Konzert in San Francisco erlebt. "Seitdem bin ich nicht nur ein echter Groupie, sondern auch im Fanclub aktiv", sagt Griffing. Und sie verdanke ihm möglicherweise sogar ihr Leben. Wenige Tage nach seinem Auftritt sei ihre mysteriöse Blutkrankheit auf einmal verschwunden gewesen.

Quelle : welt.de

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