Der russische Präsident Wladimir Putin verfolgt nach eigenen Angaben keine Pläne für einen Angriff auf ein NATO-Land. Das transatlantische Militärbündnis habe sich zwar seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 nach Osten in Richtung Russland ausgedehnt, sagte Putin vor russischen Luftwaffenpiloten. Russland habe aber keine Pläne, einen NATO-Staat anzugreifen, auch nicht Polen, die baltischen Staaten oder Tschechien.
"Wir haben keine aggressiven Absichten gegenüber diesen Staaten", so Putin. "Die Vorstellung, dass wir irgendein anderes Land angreifen werden - Polen, die baltischen Staaten und die Tschechen haben auch Angst - ist völliger Unsinn."
Auch vor dem Großangriff auf die Ukraine 2022 hatte Russland kriegerische Absichten bestritten. Bei der Invasion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 bestritt der ehemalige KGB-Agent Putin zunächst, dass es sich bei den "grünen Männchen" um russische Soldaten handelte. Auch erklärte er: "Russland erwägt keinen Anschluss der Krim." Nur wenig später unterzeichnete Putin den Beitrittsvertrag der Krim zu Russland.
Im Gegensatz zu Putin reden Hardliner in Moskau seit Langem von einer möglichen Ausweitung des Krieges. Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew sagte etwa, sollte Russland auf die Grenzen von 1991 zurückgedrängt werden, würde das Land Atombomben nicht nur auf Kiew, sondern auch auf Berlin, London und Washington abwerfen. Auch in russischen Talkshows ist immer wieder von Angriffen auf westliche Städte die Rede.
Militärexperten sind besorgt
Nach Ansicht von Militärexperten könnte ein Sieg in der Ukraine früher oder später Russland zu weiteren militärischen Vorstößen ermuntern. "Ein siegreiches Russland ist ein schnellerer Weg zu einem Krieg zwischen Russland und der NATO als eine siegreiche Ukraine", befand etwa am Mittwoch das Institute for the Study of War.
Auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, warnte im Februar, dass erstmals seit Ende des Kalten Krieges ein möglicher Krieg von außen vorgegeben werde. "Wenn ich den Analysten folge und sehe, welches militärisches Bedrohungspotenzial von Russland ausgeht, dann heißt das für uns fünf bis acht Jahre Vorbereitungszeit." Das bedeute nicht, dass es dann Krieg geben werde - aber er sei möglich. "Und weil ich Militär bin, sage ich: In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein."
Es gehe am Ende darum, sich verteidigen zu können und dadurch für einen Gegner das Risiko so hoch anzusetzen, dass er sich gegen einen Angriff entscheide. "Das ist Abschreckung."
Quelle: ntv.de, ghö/rts
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