Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntermaßen aufhören. Aber ein bisschen hätte der F-Type vermutlich schon noch durchgehalten. Wäre da nicht dieses leidige Thema mit der EU-Cybersicherheit. Mit dem Problem, die Kriterien hierfür nicht mehr zu erfüllen, kämpfen jüngst viele ältere Modelle und müssen folglich zwangsausscheiden.
Im Falle des athletischen Jaguar ist der kurzfristige Abschied bedauerlich. Einerseits. Anderseits hat das Modell schon stattliche elf Jahre auf dem Buckel. Da wird es sowieso langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Was nicht heißt, dass dieser leichtfällt. Der F-Type ist zwar ein Auto, das die Welt nicht braucht. Aber was braucht man schon im Leben? Der knackige britische Roadster (wahlweise gibt es auch ein Coupé) bietet wenig Platz, ist aber wunderschön gezeichnet. Sein Infotainment ist nicht mehr ganz vorn dabei, aber wen stört das schon, wenn unter der wohlgeformten Haube ein betörend klingender Fünfliter-V8 erklingt?
Der F-Type lebt auch vom Achtzylinder
Das tut er zwar nicht zwingend, denn seit längerer Zeit gibt es den F-Type auch mit vier Zylindern. Aber da reagiert der gemeine Autofan doch eher ablehnend - passt nicht zum ikonischen Sportler F-Type. Und für den Abschied muss sowieso der V8 her, der bei Jaguar übrigens leider auch sukzessive verschwindet. Noch ein bisschen bleibt er aber immerhin in Form des Topmodells F-Pace SVR. Aber im luftigen Roadster macht der bollernde Sehnsuchtsbenziner besonders viel Spaß, selbst wenn er, wie im Falle dieses Exemplars in Giola Green, in der später nachgereichten leistungsreduzierten Version P450 um die Ecke kommt.
Leistungsreduziert heißt allerdings keinesfalls leistungsarm. Demnach treffen 450 PS und 580 Newtonmeter auf 1,9 Tonnen Leermasse. Aber damit ist der 4,47 Meter lange Jaguar immer noch mehr als souverän motorisiert. Von wegen souverän: Dieser Kompressor-F-Type hat Druck ohne Ende (4,6 Sekunden auf 100 km/h und 285 km/h Topgeschwindigkeit). Knapp über Leerlauf schiebt der Fünfliter so gewaltig, dass die Hinterreifen mit dem Kraftübertragen kaum hinterherkommen. Hallo? Der F-Type mit dem Achtzylinder hat Hinterradantrieb und keinen Allrad (bekommt man auf Wunsch aber auch)! Dass es so etwas noch gibt! Quer mit dem Gaspedal um die Kehre also? Besser nicht.
Der Roadster ist ein Frischluft-Meister
Der Roadster ist straff, aber nicht hart. Er ist näher am komfortablen Cruiser als am brutalen Tracktool. So kann er beides - für glückliche Gesichter auf der Landstraße sorgen, aber auch entspannt Strecke machen. Und der zugegeben knapp bemessene Kofferraum fasst locker eine große Reisetasche mit Gepäck für ein ausgedehntes Wochenende.
Wie wäre es, mit heruntergelassener Stoffkapuze zu fahren? Die Briten sind schließlich die Roadster-Spezialisten schlechthin. Man denke an die unzähligen Healy, MG und Triumph - in den Fünfzigerjahren spross diese Fahrzeuggattung wie Pilze aus dem Boden. Nicht umsonst gehört UK (neben Deutschland übrigens) zu den stärksten Cabrio-Märkten, wenngleich die Gattung allmählich ausstirbt. Jedenfalls spart der F-Type nicht mit Frischluft und erfüllt demnach die Bedürfnisse hartgesottener Cabriofans.
Mit dem F-Type fährt man am besten offen
Offen gefahren wird je nach Geschmack bei Wind und Wetter, auch wenn es mal nass aus Richtung Wolkendecke kommt. Wie war das noch? Wenn man schnell fährt, regnet es auch nicht ins Auto und man bleibt trocken. Wer nach diesem Motto lebt, muss eigentlich nie geschlossen fahren. Aber Spaß beiseite, auf der Autobahn pustet der Wind schon heftig, da müsste man auch einen Partner finden, der das mitmacht, wenn es denn gemeinsam in das verlängerte Wochenende geht.
Der Roadsterfan will es aber so. Toll, dass der F-Type diesen Wunsch also bedient. Und nicht nur, dass man ohne Dach (verschwindet übrigens elektrisch im Handumdrehen) mehr von der umliegenden Natur mitbekommt. Auch der Achtzylinder klingt viel intensiver.
Und jetzt fällt der F-Type also weg. Das schmerzt, beziehungsweise nicht der Wegfall schmerzt, sondern die Tatsache, dass es keinen Nachfolger geben wird. Also schon wieder ein Roadster weg. Und ein weiterer V8 weg. So muss man sich wohl oder übel von alten automobilen Traditionen verabschieden. Dass Jaguars neue elektrische Antriebe auch Fahrspaß bereiten, darf vermutet werden angesichts der bereits angeteaserten Specs.
Aber wird auch ein Roadster kommen? Ironischerweise bringt der inzwischen chinesische MG-Konzern ein offenes Modell mit dem Cyberster. Habt ihr das auch mitbekommen, liebe Jaguar-Manager? Ich zähle auf euch! Dann wird der F-Type-Wegfall vielleicht eines Tages doch zu verschmerzen sein.
Und übrigens: Freilich gibt es noch Bestände an F-Type im Handel. Wer also nicht weiß, was er mit seiner gerade ausgezahlten Lebensversicherung anfangen soll - da könnte ein F-Type Cabrio genau die richtige Lösung sein. Gebrauchte F-Type P450 gibt es ab circa 60.000 Euro im Handel. Neue Lagerautos sind natürlich teurer. Der Listenpreis für das Cabrio liegt bei 113.000 Euro.
Quelle: ntv.de
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