Nun muss eben der Herr auf dem 20-Dollar-Schein dran glauben. Wie am Mittwoch bekannt wurde, will das Finanzministerium den siebten Präsidenten und Gründer der demokratischen Partei, Andrew Jackson, auf die Rückseite der Note verbannen. Jackson war der erste "Populist" unter den US-Präsidenten und der erste, der nicht aus der Patrizierschicht stammte. Er war aber in letzter Zeit immer mehr in die Kritik geraten, weil er als Indianerhasser gilt, der für mehrere expansive Feldzüge gegen Indianerstämme verantwortlich war.
Statt Jackson soll nun Harriet Tubman auf die Vorderseite kommen, die im 19. Jahrhundert gegen die Sklaverei kämpfte – als erste Frau und erste afroamerikanische Person. Tubman war selbst aus der Sklaverei geflohen und half von 1848 bis zum Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, hunderte Sklaven aus den Südstaaten in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu bringen. Sie organisierte das als "Underground Railroad" bekannte Netzwerk von Fluchthelfern und engagierte sich am Ende ihres Lebens auch in der Frauenbewegung.
Hillary Clinton begrüßt die Wahl euphorisch
Das Finanzministerium gab damit auch einer Kampagne der Gruppe "Woman on $20s" nach, die in den sozialen Netzwerken eine Abstimmung darüber organisiert hatte, welche Frau am besten geeignet wäre, auf den Dollarnoten verewigt zu werden. Mehr als 600.000 Bürger hatten sich an der Kampagne beteiligt und Tubman hatte vor der in Frauen- und Menschenrechtsfragen engagierten Präsidentengattin Eleanor Roosevelt und der schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks gewonnen.
Viele Frauen reagierten erfreut auf die Wahl Tubmans. "Eine Frau, eine Anführerin und eine Freiheitskämpferin. Ich kann mir keine bessere Wahl für den 20-Dollar-Schein vorstellen als Harriet Tubman", twitterte etwa Hillary Clinton. nachdem die Nachricht durchgesickert war.
Einige linke Antikapitalisten verwahrten sich aber auch gegen solch eine Vereinnahmung von Tubman. Die habe schließlich gegen die Perversion des amerikanischen kapitalistischen Systems gekämpft, nämlich die Ausbeutung schwarzer Arbeitskraft durch die Sklaverei.
Die Regierung beugte sich dem öffentlichen Druck
Finanzminister Lew machte später deutlich, dass die Entscheidung auch die Folge öffentlichen Drucks war. "Die Entscheidung, Harriet Tubman auf die neuen 20 Dollar zu nehmen war angetrieben von Tausenden von Reaktionen, die wir von jungen wie älteren Amerikanern bekommen haben", sagte er. "Ihre unglaubliche Geschichte von Mut und Engagement für Gleichheit verkörpert die demokratischen Ideale, die unsere Nation hochhält, und wir werden ihr Erbe damit weiter wertschätzen, indem wir sie auf unserer Währung ehren."
Aber auch der 10-Dollar-Schein bleibt nicht unberührt. Hamilton bleibt zwar auf der Vorderseite, auf der Rückseite sollen aber in Zukunft die Suffragetten Lucretia Mott, Sojourner Truth, Susan Anthony, Elizabeth Cady Stanton und Alice Paul zu sehen sein sowie die historische Demonstration für das Frauenwahlrecht von 1913, die in der Nähe des Finanzministeriums endete.
Auch die Rückseite der Fünf-Dollar-Note wird verändert. Während vorne weiter Abraham Lincoln zu sehen sein wird, bekommt er auf der Rückseite Gesellschaft von denen, die seine Emanzipationspolitik in der Bürgerrechtsbewegung des 20. Jahrhunderts fortgesetzt haben. Das bisher dort abgebildete Lincoln Memorial soll bleiben, es wird jedoch angereichert mit der schwarzen Sängerin Marian Anderson, die 1939 vor dem Memorial auftrat, weil sie aus der rassengetrennten Constitution Hall in Washington verbannt worden war.
Eleanor Roosevelt soll ebenfalls zu sehen sein, die Andersons Auftritt damals arrangierte. Und Martin Luther King Jr., der 1963 seine berühmte "I have a Dream"-Rede auf den Stufen des Memorials hielt, die zu den beeindruckendsten Ereignissen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gehört.
Allerdings wird die ethnische und geschlechtliche Diversifizierung des Papiergeldes noch einige Zeit dauern. Laut Lew soll die Ausarbeitung der Designs bis 2020 abgeschlossen sein, pünktlich zum 100. Jahrestages der Verabschiedung des Frauenwahlrechtes. Bis alle drei neuen Scheine sich dann in den Geldbeuteln wiederfinden, wird es möglicherweise 2030 werden. Wer weiß, ob die Amerikaner dann überhaupt noch Bargeld benutzen.
Quelle : welt.de
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