Bundesaußenministerin Annalena Baerbock möchte die Rüstungskooperation mit Australien weiter ausbauen. Konkrete Projekte nannte sie nach einem Treffen mit ihrer Amtskollegin Penny Wong im südaustralischen Adelaide allerdings nicht.
"Die Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, die ist eng, und wir wollen sie auch weiter vertiefen", sagte Baerbock lediglich. Beide Länder seien schließlich in einer Situation, "wo wir von ähnlichen Gefährdungslagen ausgehen müssen", fügte sie mit Blick auf die Bedrohungen aus Russland für Europa und China für Australien hinzu.
Deutsches Kriegsschiff startet nächste Woche Richtung Pazifik
Baerbock unterstrich die Kooperationsbereitschaft im Rüstungsbereich mit einem Besuch der Osborne-Werft. Dort baut das Bremer Unternehmen Lürssen sechs Patrouillenboote für die australische Marine, von denen die Ministerin sich eins ansah. Ein anderes deutsch-australisches Leuchtturm-Projekt im Rüstungsbereich ist die Produktion von 123 Boxer-Radpanzern durch Rheinmetall in Australien: Diese sollen zwischen 2025 und 2030 an die Bundeswehr ausgeliefert werden.
In der nächsten Woche starten die Fregatte "Baden-Württemberg" und ein Versorgungsschiff zu einer mehrmonatigen Übungs-Mission Richtung Pazifik. Auch das ist Ausdruck eines steigenden sicherheitspolitischen Interesses Deutschlands an der Indopazifik-Region, in der China gegenüber seinen Nachbarn immer aggressiver auftritt. Mit Nachbarländern wie Vietnam, Malaysia und den Philippinen streitet sich die autoritär geführte kommunistische Volksrepublik um Seegebiete. Außerdem droht sie der demokratischen Republik Taiwan immer wieder mit einer Invasion.
Die australische Außenministerin Wong lobte das deutsche Engagement im Indopazifik-Raum. "Wir begrüßen die Art und Weise, wie Deutschland seinen Einfluss in der Welt und in unserer Region ausübt", sagte sie. Australien strebe eine stärkere wirtschaftliche, aber auch strategische Partnerschaft mit Deutschland an.
Rückgabe von Kulturgütern an Aborigine-Stamm
Baerbock und Wong nahmen nach ihren politischen Gesprächen an einer Zeremonie zur Rückgabe von Kulturgütern an den Aborigine-Stamm der Kaurna teil. Es handelt sich um ein Holzschwert, einen Speer, ein Fischernetz und einen Knüppel, die alle im 19. Jahrhundert von zwei deutschen Missionaren nach Deutschland geschickt und zuletzt im Leipziger Gassi Museum für Völkerkunde zu sehen waren.
"Jeder dieser Gegenstände birgt unzählige Geschichten. Geschichten darüber, wie das Volk der Kaurna vor über 150 Jahren lebte", sagte Baerbock bei der Übergabezeremonie im südaustralischen Adelaide. Sie wolle der spirituellen Beziehung der Kaurna zu ihrem Land Respekt zollen.
Baerbock wollte die Kulturgüter eigentlich bereits im vergangenen August persönlich übergeben. Wegen Pannen an ihrem Regierungsflieger musste sie ihre Reise damals aber schon auf dem Hinweg abbrechen. Das Grassi Museum brachte die Gegenstände daraufhin eigenständig nach Australien. Mit der Zeremonie in Adelaide gilt die Übergabe nun als offiziell besiegelt.
Anteil der indigenen Bevölkerung nur noch bei vier Prozent
Der Anteil der indigenen Bevölkerung Australiens liegt heute bei etwa vier Prozent. Zu den Kaurna werden 40.000 Australier gezählt. Die Geschichte der Aborigines reicht 60.000 Jahre zurück. Vor der britischen Kolonialisierung ab Ende des 18. Jahrhunderts gab es etwa 700 Stämme. Von ihren ehemals 300 Sprachen werden heute nur noch 20 gesprochen.
Australien ist das sechstgrößte Land der Welt, mit rund 26 Millionen Einwohnern aber verhältnismäßig dünn besiedelt. Es ist Mitglied der G20-Gruppe führender Wirtschaftsmächte, nimmt regelmäßig an den G7-Gipfeln der wirtschaftsstarken Demokratien teil und unterstützt trotz der Entfernung die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland mit Waffenlieferungen.
Australien war die erste Station einer einwöchigen Indopazifik-Reise der Ministerin. Am Freitagabend (Ortszeit) flog sie weiter nach Auckland in Neuseeland. Am Sonntag steuert Baerbock Fidschi mit seinen mehr als 300 Inseln im Südpazifik an, bevor es am Dienstag zurück nach Deutschland geht.
Quelle: ntv.de, mes/dpa
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