Cupra Born - Seats sportlicher E-Golf greift an

  07 Mai 2024    Gelesen: 636
  Cupra Born - Seats sportlicher E-Golf greift an

Elektrisch angetriebene Autos müssen nicht unbezahlbar sein. Selbst für einen vollwertigen Kompakten wie den Cupra Born gibt es attraktive Angebote. Und das Volkswagen-ID.3-Double ist ja im Grunde ganz solide. Kaufen oder nicht? Lesen Sie selbst.

Was ist bloß los mit dieser Elektromobilität? Überall ist von Krise und Rückgang die Rede. Tesla entlässt Mitarbeiter, möchte außerdem seine Supercharger nicht mehr so betreuen wie einst. Dabei ist eine gute Ladeinfrastruktur doch total wichtig. Einerseits ist zu lesen, dass Ladesäulen gering ausgelastet seien, während Interessenten andererseits befürchten, zu lange auf einen Ladeplatz warten zu müssen, wenn der Strom zur Neige geht. Sicher, die Medien mögen ihren Teil zur aktuell sinkenden Popularität batterieelektrischer Fahrzeuge beitragen, aber an den kommenden E-Fahrzeug-Modellfluten der Autohersteller ändert sich einstweilen jedenfalls nichts. Immerhin haben die Konzerne CO2-Grenzwerte einzuhalten per Gesetz und das klappt mit Verbrennern derzeit nicht, ob man das für richtig hält oder nicht.

Insofern ist die Anschaffung eines Stromers womöglich gar nicht so falsch, zumal es ja viele finanzielle Vorteile gibt auch ohne staatliche Förderung (die wurde ja abgeschafft). Günstigere Inspektionen - die Klassiker Öl- und Zündkerzenwechsel entfallen - und geringere Kosten bei den Steuern beispielsweise. Und wer dienstwagenberechtigt ist, kann bei der pauschalen Abgeltung privater Fahrten ordentlich sparen, die Grundlage dafür bildet schließlich der geviertelte Bruttolistenpreis. Aber auch bei der Anschaffung kann man sparen. Die einschlägigen Autokaufportale im Internet beziffern den Rabatt beispielsweise für den regulär ab 41.450 Euro erhältlichen Born auf bis zu 10.000 Euro. Hier dürfte aber auch das Verhandlungsgeschick des Interessenten eine Rolle spielen. Und der sportive Cupra Born ist durchaus ein erwachsenes Auto für alle Fälle.

Der kleine Stromspeicher passt nicht zu jedem Fahrprofil

Doch kann ein Cupra Born mit 58 kWh (netto) großem Stromspeicher, wie er hier im Praxistest zum Einsatz kam, überhaupt als vollwertiger fahrbarer Untersatz durchgehen? Schnell kommen die üblichen Fragen auf: Wie weit man kommt und wo man laden kann. Und erfahrungsgemäß ist es so, dass Autokäufer ohne Lademöglichkeit zu Hause generell abgeschreckt sind. Und kleine Akkus lassen sich ohnehin nicht so schnell befüllen, das ist übrigens auch ein Nachteil dieses Born-Modells mit Basis-Akku. Andererseits gilt jede unnötige Kilowattstunde Stromspeicher als zusätzliche Umweltbelastung, was wiederum für die kleine Batterie spricht.

Doch jetzt fühle ich dem spanischen Designer-Golf auf den Zahn, nehme die Reichweitenanzeige in den Blick. Und der Bordcomputer vermeldet 279 Kilometer bei 95 Prozent State of Charge. Okay, das spricht nicht gerade für ausufernden Langstrecken-Betrieb, zumal der Cupra in der Praxis binnen 30 Minuten häufig bloß von 10 auf rund 70 Prozent lädt (120 kW Peakladeleistung). Manchmal dauert es sogar länger.

Andererseits: "Reichweitenangst" muss man mit einem Elektroauto heute nicht mehr haben, weil wirklich selbst in den entlegenen Winkeln Deutschlands überall Schnellladesäulen zu finden sind. In der Regel muss man selbst auf dem Land kaum weiter als 15 Kilometer fahren, um sein Auto wieder an den Strom hängen zu können.

Hand aufs Herz: Fahren Sie mehr als 30.000 Kilometer jährlich? Und: Fahren Sie weiter als 100 Kilometer pro Tag? Aber klar, für eine Reise etwa von Köln nach Berlin muss der eine oder andere Ladestopp eingelegt werden, hier ist dann geschicktes Zeitmanagement gefragt. Oder einfach die Einstellung, dass der Weg das Ziel sei. Im Urlaub kann man sich eine solche Philosophie erlauben, im harten Berufsleben können und wollen das die meisten Autofahrer nicht unbedingt.

Der Cupra Born macht mächtig Laune

Doch schon die ersten Meter mit dem inzwischen mindestens 231 PS starken Spanier entschädigen für das Warten an der Ladesäule. Denn der 1,8 Tonnen schwere Hecktriebler bereitet wirklich Fahrspaß, giftet auf Fahrpedalbefehl nachdrücklich los (6,6 Sekunden bis 100 km/h). Die permanenterregte Synchronmaschine rampt ihr Spitzendrehmoment von 310 Newtonmetern einfach früher hoch als das dynamischste Dieselaggregat. Und außerdem trägt der Umstand, dass es hier kein Wechselgetriebe gibt, zur Souveränität bei. Zugkraftunterbrechung? Einfach nicht existent. Da stimmt es fast traurig, dass bei 160 km/h Schluss ist.

Aber kein Problem, schließlich ist der Kompakte nicht als Sportwagen, sondern durch und durch als Funktionsfahrzeug angelegt. Eines, in dem man aber wirklich gut aufgehoben ist. Vor allem die feinen Mikrofaser-Polster (so eine Art Nubuk) geben sich körpersympathisch, sind anschmiegsam. Und das Platzangebot? Vor allem in der zweiten Reihe des 4,32 Meter langen unteren Mittelklässlers mit 2,77 Metern Radstand lassen sich die Beine ordentlich sortieren.

Vorn treiben die Fahrgäste allerdings eher andere Themen um als der verfügbare Raum. Zu bieten hat der Cupra Dinge wie fancy bunte Ambientebeleuchtung, einen großen Touchscreen plus eine gut zugängliche Ladeschale für Mobiltelefone. So ist das fein. Wobei, an die Menüführung müsste der Konzern noch einmal ran (könnte intuitiver werden) und die Reaktionsfähigkeit lässt Luft nach oben. Auch die Lenkradtasten sind verbesserungswürdig, aber dieses Problem ist in der Volkswagen-Gruppe ja bereits erkannt worden - Abhilfe scheint in Sicht. Die ersten Volkswagen rollen wieder mit physischen Tasten auf der Speiche vom Hof, mal schauen, wann es auch die Modelle betrifft, die in Zwickau vom Band laufen (hier wird auch der Born gebaut).

Bleibt die Frage, warum eigentlich Cupra Born und nicht Volkswagen ID.3. Vielleicht, weil das Design einfach einen Hauch maskuliner ist. Ob das Auge den angedeuteten Diffusor hinten unbedingt braucht, sei dahingestellt. Das Fahrwerk lässt den Born jedenfalls gemäßigt bis sportlich über den Asphalt rollen, und dank präzise rückmeldender Servolenkung macht auch der Umweg über die kurvige Landstraßenpassage Laune. Aber ein Kurvenräuber ist der Spanier freilich nicht. Optisch setzt er dennoch Akzente mit dem serienmäßigen bösen Blick, den vielen kupferfarbenen Applikationen sowie ausgeprägten Schwellern.

Fazit: Der Cupra Born ist ein erwachsener Elektro-Allrounder mit der einen oder anderen Schwäche, aber vielen Stärken. Fakt ist, dass das Fahren mit dem 231 PS starken Spanier Laune macht. Und sein stylishes Design lässt ihn angriffslustig wirken, sowohl im realen als auch im übertragenen Sinne. Kein Wunder, dass er nach dem trendigen Stadtteil von Barcelona namens El Born benannt wurde. Sein Platzangebot geht in Ordnung, wobei das maximale Kofferraumvolumen mit knapp 1300 Litern nicht überbordend ausfällt. Dafür kann sich der Sitzkomfort wiederum sehen lassen. Es gibt sogar luxuriöse Features wie Head-up-Display mit Augmented-Reality-Einlagen, adaptives Fahrwerk sowie Massagesitze. Eine bei Stromern nicht ganz unwichtige Wärmepumpe muss mit rund 1000 Euro Aufpreis bezahlt werden. Im Winter könnte sie helfen, den Verbrauch im Zaum zu halten, der zumindest bei niedrigen Temperaturen auch mal über die angegebenen 17,4 kWh/100 km (WLTP-Disziplin) steigen kann. Unter dem Strich ist der Born dennoch eine Offerte, die eine Probefahrt verdient.

Quelle: ntv.de


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