Ukraine meldet schwere Kämpfe im Osten

  23 Mai 2024    Gelesen: 680
  Ukraine meldet schwere Kämpfe im Osten

Der Ukraine mangelt es an Systemen für die Luftverteidigung. Russland nutzt das aus und meldet die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region Donezk. In Charkiw toben nach Angaben des ukrainischen Militärs die derzeit heftigsten Kämpfe. Indes verlangt Kiew weitere Patriots von den Verbündeten.

Bei russischen Luftangriffen auf die Stadt Charkiw sind den Behörden zufolge mindestens 7 Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden. Mehr als ein Dutzend Geschosse seien abgefeuert worden, erklärte Gouverneur Oleh Synegubow auf seinem Telegram-Kanal. Dabei wurde auch das Eisenbahnnetz beschädigt.

In der Region Charkiw werde vor allem im Osten bei Kupjansk heftig gekämpft, erklärte Armeechef Olexandr Syrskyj auf Facebook. Auch gebe es Straßenkämpfe in dem Ort Wowtschansk sowie an der Verteidigungslinie bei Lypzi. Russland hatte in der Region Charkiw kürzlich eine weitere Front eröffnet. In der Region Donezk griffen russische Truppen dem Armeechef zufolge vor allem in den Frontbereichen Pokrowsk und Kurachowe an.

Von ukrainischen Behörden veröffentlichte Bilder zeigten Rettungskräfte, die nach dem Luftangriff auf Charkiw versuchen, Opfer aus den Trümmern zu bergen und Brände zu löschen. Die ukrainische Eisenbahngesellschaft teilte mit, dass bei dem Angriff Gleise und Infrastruktur in der Stadt und den umliegenden Regionen getroffen worden seien. Auch sechs Mitarbeiter wurden demnach verletzt. Behördenangaben zufolge wurde zudem eine Druckerei im Süden der Stadt beschädigt.

Charkiw ist die zweitgrößte Stadt in der Ukraine und zählte vor Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 rund 1,5 Millionen Einwohner. Seitdem ist die Stadt unweit der Grenze zu Russland immer wieder von der russischen Armee beschossen worden. Kremlchef Wladimir Putin hat zwar behauptet, das Ziel der Offensive sei nicht die Besetzung Charkiws. Vielmehr solle eine Pufferzone geschaffen werden, um den ukrainischen Beschuss russischer grenznaher Städte wie Belgorod zu stoppen, sagte er.

Nach Angaben von Militärbeobachtern zielt das Vorgehen des russischen Militärs aber auf ein Vordringen in die Tiefe und nicht in die Breite, die für eine Pufferzone nötig wäre. Russland hat bereits in den ersten Kriegstagen versucht, Charkiw zu erobern. Die Einheiten mussten sich aber mit schweren Verlusten zurückziehen.

"Sie werden jetzt gebraucht, nicht morgen"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in Onlinemedien von einem "brutalen" Angriff der Russen. Moskau nutze die Tatsache aus, dass die Ukraine immer noch nicht über eine ausreichende Luftverteidigung verfüge, beklagte er. Bereits in der vergangenen Woche hatte Selenskyj davor gewarnt, dass die russischen Angriffe auf die Region Charkiw die "erste Welle" einer größer angelegten Offensive sein könnten.

Angesichts der fehlenden Luftverteidigung forderte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den Westen erneut dazu auf, weitere Patriot-Systeme zu schicken. "Sie werden jetzt gebraucht, nicht morgen", schrieb er in einem Beitrag in Onlinemedien. Er wolle keine Namen nennen, fordere die Länder mit Patriot-Systemen aber auf, "ihre Entscheidungen zu beschleunigen und der Ukraine diese Systeme zur Verfügung zu stellen".

Die russische Armee hat in der Region Charkiw am 10. Mai eine Bodenoffensive gestartet und dabei die größten Geländegewinne in dem Krieg seit Ende 2022 verzeichnet. Nach Angaben des dortigen Gouverneurs wurden bereits fast 11.000 Einwohner der Region evakuiert.

Die ukrainischen Behörden meldeten auch den Tod eines 74-jährigen Zivilisten in der Region Saporischschja im Süden des Landes. Der Gouverneur des Gebiets erklärte, der Mann sei bei Artilleriebeschuss auf das Dorf Mala Tokmatschka getötet worden.

Moskau meldet Geländegewinne

Unterdessen teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass das Dorf Andrijiwka im Osten der Region Donezk südlich der Stadt Bachmut durch die russischen Streitkräfte zurückerobert worden sei. Bereits am Vortag hatte Moskau die Einnahme des Nachbardorfes Klischtschijiwka bekannt gegeben, das 2023 von der Ukraine befreit worden war.

Bei ukrainischen Angriffen auf die russische Grenzregion Belgorod wurde nach Angaben der dortigen Behörden ein Mensch getötet. Im Dorf Krasny Wostok sei eine Frau durch eine ukrainische Drohne ums Leben gekommen, teilte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Auch im russisch besetzten Teil der Region Donezk kam laut den dortigen Behörden ein Zivilist durch ukrainischen Beschuss ums Leben.

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps warf China derweil vor, Russland "tödliche Hilfe" für dessen Krieg gegen die Ukraine zu liefern. "Wir haben Beweise dafür, "dass Russland und China bei Kampfausrüstung für den Einsatz in der Ukraine zusammenarbeiten", sagte Shapps am Mittwoch bei einer Konferenz in London.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/rts/dpa


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