Fünf Cabrios, die gehen müssen

  27 Mai 2024    Gelesen: 340
  Fünf Cabrios, die gehen müssen

Die Autofahrer knöpfen sich immer weiter zu und lassen luftige Fahrzeuge links liegen. Die von Kostendruck geplagten Hersteller ziehen daraus ihre Konsequenzen und stellen viele Frischluftmodelle ohne Nachfolger ein. Fünf Beispiele.

Den Cabrios geht die Luft aus - so hat der Marktbeobachter Jato Dynamics kürzlich eine Statistik überschrieben. Darin haben die Analysten nicht nur über ein dramatisch nachlassendes Interesse der Kunden an offenen Autos berichtet, sondern auch die Konsequenzen dieser zugeknöpften Haltung aufgezeigt. Denn immer mehr Hersteller lassen immer mehr Open-Air-Modelle auslaufen und verzichten darauf, einen Nachfolger zu bringen, so melden es die Experten.

Beschleunigt wird diese Entwicklung noch durch den hohen Kostendruck, der mit der Umstellung auf elektrische Antriebe einhergeht und die Entwickler zwingt, sich auf wenige, aussichtsreiche Modelle zu konzentrieren.

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, verdirbt uns auch noch die Politik den Sommer. Denn ab diesem Jahr gilt eine neue Richtlinie für Cyber-Security im Auto, deren Umsetzung so teuer ist, dass sie für Nischenmodelle mit kurzer Restlaufzeit kaum mehr lohnt. Statt bestehende Cabrios und Roadster also einfach weiterlaufen zu lassen, werden sie deshalb jetzt aktiv vom Markt genommen. Wir haben mit einer gehörigen Portion Wehmut und Abschiedsschmerz fünf Beispiele zusammengestellt.

Porsche 718 Boxster: Der bessere Elfer dankt ab

Ja, der Elfer ist bei Porsche heilig und niemand wird sich trauen, der Mutter aller Sportwagen am Zeug zu flicken. Doch wer seinen Porsche nicht fürs Image fährt, sondern um des Fahrens willen, der hat längst seine Liebe zum Boxster entdeckt: Kleiner, leichter, handlicher und ehrlicher, gilt er den puristischen Porsche-Fans längst als der bessere Elfer - und wird deshalb gerade umso schmerzlicher betrauert. Denn nach knapp 30 Jahren und vier Generationen ist jetzt Schluss: Genau wie sein geschlossener Vetter Cayman scheitert der offene Mittelmotor-Sportler an den Cyber-Regularien und läuft deshalb aus.

Zwar verkaufen die Händler zu Preisen ab 65.968 Euro noch ein paar Restexemplare, doch in Stuttgart zählen sie schon die Tage und vor allem die spitzer positionierten Modellvarianten wie der GTS oder gar der RS sind längst beliebte Sammlerstücke. Wer keinen mehr bekommt, für den hat Porsche einen kleinen Trost: Der Abschied ist nicht für immer, sondern im nächsten Jahr gibt es einen Nachfolger - als ersten elektrischen Sportwagen aus Stuttgart.

Lexus LC500: Abschied vom Achtzylinder

Er markiert das Ende einer Ära - wenn Lexus jetzt bald die letzten Exemplare des LC500 verkauft hat, dann ist es bei den Japanern nicht nur Schluss mit der Open-Air-Kultur. Dann drehen die Japaner - zumindest in Europa - auch dem Achtzylinder den Hahn zu.

Wer sich zu vergleichsweise günstigen Preisen von 136.900 Euro für das Serienmodell und 141.500 Euro für die Ultimate Edition noch einen LC 500 sichert, wird nicht nur mit reichlich Komfort verwöhnt und mit faszinierenden Fahrleistungen. Schließlich gibt es dafür einen fünf Liter großen V8-Sauger mit 464 PS und bestenfalls 530 Nm, der in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 sprintet und bei Vollgas 270 Sachen schafft. Es gibt auch die Gewissheit, ein besonderes Stück Automobilgeschichte zu bewahren. Denn als exklusiver Exot zwischen all den Porsche 911, den Mercedes SL und den Achter BMW, als frei atmender Achtzylinder, als eines der wenigen leidenschaftlichen Autos aus Japan und dann noch mit der sprichwörtlichen Toyota-Qualität, hat er bei uns absolutes Kultpotenzial.

Audi R8: Trüber Leuchtturm

Mit ihm wollte sich Audi von der schnöden Massenware des VW-Konzerns emanzipieren, seinen Aufstieg ins Oberhaus zementieren und endlich auch von der Vollgasfraktion ernst genommen werden: Als die Bayern den R8 auf den Markt gebracht haben, war das deshalb weniger ein Rendite- als ein Image-Projekt. Doch das ist jetzt 18 Jahre und 44.000 Autos her und zuletzt hat der Leuchtturm nur noch gefunzelt statt gestrahlt. Denn nur mit immer neuen Klein- und Sonderserien haben die Bayern das Coupé und den Roadster über die Runden gerettet. Deshalb wird dem bis zu 620 PS starken Zweisitzer auch niemand eine Träne hinterherweinen, selbst wenn er vielen als der perfektionierte PS-Protz galt. Oder vielleicht auch genau deshalb.

Und falls doch einer trauert, findet er vielleicht Trost in der Gerüchteküche. Denn auch wenn es weder konkrete Pläne gibt noch öffentliche Ankündigungen, will Audi die Überholspur offenbar nicht kampflos räumen und plant angeblich einen gemeinsamen Nachfolger für R8 und den im gleichen Aufwasch mit beerdigten TT. Und falls das nichts wird, gibt es ja immer noch den italienischen Vetter bei Lamborghini. Zwar sind die Tage des Hurracan ebenfalls gezählt, doch haben sie in St. Agatha immerhin schon einen Nachfolger avisiert.

VW T-Roc: Ende der Massenbewegung

Das Golf Cabrio hat VW schon eingestellt und bald geht es auch dem offenen T-Roc an den Kragen. Denn obwohl das SUV mit Stoffdach zu Preisen ab etwa 36.000 Euro nach dem Mini das meistverkaufte Cabrio im Land ist, rechnet sich das Nischenmodell für die Niedersachsen offenbar nicht. Wenn im nächsten Jahr die Neuauflage für den T-Roc kommt, wird der deshalb die Klappe halten und nur noch mit festem Dach kommen, hat Entwicklungsvorstand Kai Grünitz angekündigt und damit das Ende einer Massenbewegung proklamiert. Denn schon seit dem Käfer hat VW immer ein Cabrio im Programm gehabt und damit meist auch die Zulassungsstatistik angeführt.

Jaguar F-Type: Sag zum Abschied lautstark Servus

Jaguar macht aus der Not eine Tugend: Bevor die britische Nobelmarke gar vollends in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, versucht sie den Neustart auf der Electric Avenue. Damit endet nicht nur die Geschichte von vergleichsweise gewöhnlichen SUV wie dem F-Pace oder dem E-Pace und austauschbaren Limousinen wie dem XE und dem XF, damit sind auch die Tage des 2012 vorgestellten Sportwagens F-Type gezählt, der fest in der Tradition von legendären Modellen wie dem E-Type oder dem D-Type verwurzelt und entsprechend einzigartig ist. Und der verabschiedet sich, wie es sich für einen Sportwagen gehört: schnell, selbstbewusst und vor allem lautstark. R75 heißt der Letzte seiner Art, der in aller Offenheit stolze 141.800 Euro kostet, dafür aber mit einem mittlerweile konkurrenzlosen Kompressor-V8 lockt. Der hat sündige 5,0 Liter Hubraum, leistet irrwitzige 575 PS, beschleunigt in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 300 km/h. Aber selbst das wird kaum reichen, um seinem Schicksal davonzufahren. Denn am Stammsitz in Gaydon macht niemand einen Hehl daraus, dass es nach dem F-Type bei Jaguar keinen Sportwagen mehr geben wird. Zumindest nicht als Verbrenner.

Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x


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