Was ist passiert?
Nicht einmal zehn Minuten hatte Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania gesprochen, als plötzlich mehrere Schüsse fielen. Chaos brach im Publikum aus. Die Menschen schrien und duckten sich. Trump fasste sich ans Ohr und duckte sich dann auch hinter das Podium. Mehrere Agenten des Secret Service rannten auf die Bühne und bildeten einen schützenden Kreis um Trump. Sie halfen ihm auf und wollten ihn von der Bühne bringen. Er hatte seine Schuhe und auch seine Kappe verloren. An seinem rechten Ohr war eine blutige Wunde sichtbar. In seinem Gesicht waren mehrere Spritzer Blut zu sehen. Doch Trump riss die geballte Faust in die Luft, schrie noch etwas in die Menge, bevor er geschützt von den Beamten die Bühne verließ. Berichten zufolge hatte sich der mutmaßliche Schütze auf einem Dach in rund 120 Metern Entfernung positioniert. Nach dem Angriff wurde er vom Sicherheitspersonal erschossen. Warum die Sicherheitsbehörden das Attentat nicht vorhersehen oder verhindern konnten, ist derzeit noch unklar.
Wie geht es Donald Trump?
Trumps Kampagnen-Sprecher Steven Cheung erklärte, Trump gehe es gut. Der 78-jährige Ex-Präsident wurde demnach in einer medizinischen Einrichtung vor Ort untersucht. Auf seiner Online-Plattform Truth Social schilderte Trump, eine Kugel habe "den oberen Teil meines rechten Ohres durchbohrt". Ob er tatsächlich von einer Kugel verletzt wurde, ist bislang jedoch nicht bestätigt. Trump schrieb weiter, er habe sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, denn "ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse, und spürte sofort, wie die Kugel die Haut durchschlug". "Es ist unglaublich, dass sich in unserem Land solch eine Tat ereignen kann." Später wurde Trump wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Eine Trump-Sprecherin postete ein Video, das zeigt, wie Trump auf einem Flughafen in New Jersey ohne Hilfe ein Flugzeug verließ. Sein verletztes Ohr ist darauf nicht zu sehen.
Gibt es weitere Opfer?
Der Secret Service teilte mit, dass ein Zuschauer starb. Ein Notarzt, der in Zivil bei der Kundgebung als Trump-Anhänger anwesend war, hatte noch versucht, dem verstorbenen Zuschauer das Leben zu retten. Der Mann hatte laut des Notarztes eine Schusswunde im Kopf und war zwischen den Tribünen eingeklemmt. Im Nachhinein hatte Trump den Angehörigen des zu Tode gekommen Teilnehmers der Kundgebung sein Beileid ausgesprochen. Dem Secret Service zufolge wurden zwei weitere Menschen schwer verletzt.
Was ist zum Täter bekannt?
Das FBI hat den Schützen als 20-jährigen Mann identifiziert. US-Medien zufolge heißt er Thomas Matthew Crooks. Der Attentäter stammt demnach aus Bethel Park in Pennsylvania, was etwa eine Autostunde vom Ort des Geschehens entfernt liegt. Crooks soll laut Berichten von einem Dach aus etwa 120 Metern Entfernung auf Trump geschossen haben und daraufhin von Scharfschützen des Secret Service getötet worden sein. Übereinstimmenden Meldungen zufolge war Crooks im Wählerverzeichnis von Pennsylvania als Republikaner registriert - also als Wähler der Partei, für die Trump in der Präsidentschaftswahl antritt.
Wie reagieren Joe Biden und andere Demokraten?
Aus aller Welt schickten Regierungschefs, Staatsoberhäupter und Spitzenpolitiker Solidaritäts- und Genesungsgrüße an Trump und in die USA. Präsident Joe Biden sprach kurz nach dem Vorfall sogar direkt mit Trump, nachdem er sich schriftlich und persönlich zu der Tat geäußert hatte. "Es gibt in Amerika keinen Platz für diese Art von Gewalt", sagte der Demokrat. Er sei "dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht".
Dies steht in starkem Kontrast dazu, wie Trump im vergangenen Jahr auf ein versuchtes Attentat auf die demokratische Politikerin Nancy Pelosi reagiert hatte. Ein Mann war nachts in das Haus Pelosis eingebrochen und hatte ihren Mann mit einem Hammer attackiert, Paul Pelosi erlitt dabei unter anderem einen Schädelbruch. Eigentlich hatte er Nancy Pelosi angreifen und "ihr die Kniescheiben brechen" wollen. Trump hatte sich anschließend mehrfach darüber lustig gemacht.
Was bedeuten die Schüsse für die US-Präsidentschaftswahlen?
Das ist so kurz danach natürlich schwer zu sagen. Die Bilder von Donald Trump mit Blut im Gesicht und nach oben gestreckter Faust sind schon jetzt ikonisch und werden aller Voraussicht nach die Zeit bis zu den Wahlen am 5. November prägen. Dass Trump das überstandene Attentat für sich politisch zu nutzen versuchen wird, ist höchst wahrscheinlich. Zunächst bleibt jedoch abzuwarten, welche Hintergründe zur Tat oder zum Täter an die Öffentlichkeit gelangen. Über ein mögliches Motiv ist bislang noch nichts bekannt.
Welche vergleichbaren Vorfälle gab es bislang in der Geschichte der USA?
Dem Congressional Research Service (CRS) zufolge gab es in der US-Geschichte bislang mindestens "15 verschiedene Vorfälle, von denen fünf tödlich endeten", die Präsidenten oder Präsidentschaftskandidaten zum Ziel hatten. Der bekannteste ist die Ermordung des damaligen Präsidenten John F. Kennedy, der 1963 bei einer Cabriofahrt in Dallas im US-Bundesstaat Texas erschossen wurde.
1968 ereignete sich das bislang letzte tödliche Attentat: Robert F. Kennedy wurde in Los Angeles erschossen, nachdem er die demokratische Vorwahl in Kalifornien gewonnen hatte. Der CRS listet außerdem einen Granatenwurf auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush im Jahr 2005 bei einem Besuch in Georgien, die Granate explodierte jedoch nicht. 1994 gab es einen Anschlag auf Präsident Bill Clinton, die Kugeln trafen das Weiße Haus. 1981 war Präsident Ronald Reagan durch Schüsse verwundet worden, kehrte jedoch bereits nach rund vier Wochen ins Weiße Haus zurück.
1972 wurde zudem George C. Wallace, Gouverneur von Alabama und Präsidentschaftskandidat für die Demokraten, während eines Wahlkampfauftritts in Maryland angeschossen. Weil eine der Kugeln im Rückenmark verblieb, war Wallace für den Rest seines Lebens von der Hüfte abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.
Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP/rts
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