Das 2:0 (0:0) in Berlin entsprang zwei lichten Momenten: Einen hatte Arturo Vidal in der 47. Minuten, den anderen Douglas Costas in der 79. Minute. Das reichte für einen Erfolg, der nicht lange in Erinnerung bleiben wird. Mit pflichtbewusster Dominanz eingefahren, bevor es am Mittwoch nächster Woche nach Madrid geht, wo im Halbfinalhinspiel der Champions League Atlético wartet. Ein Gegner, der als Tabellenzweiter der spanischen Primera División die Münchner ein wenig mehr fordern dürfte als wackere Herthaner, die froh waren, nicht unter die Räder gekommen zu sein.
Am Ende wollte sich niemand die gute Laune verderben lassen. Die Fans der Münchner sangen fröhlich: "Deutscher Fußballmeister FCB." Und in der Ostkurve hielten die Herthaner ihre blau-weißen Schals gen Himmel und feierten ihre Mannschaft, wie sie es schon am Mittwoch beim 0:3 im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund getan hatten. Trainer Pal Dardai behauptete sogar: "Ich glaube, da war mehr drin heute."
Widerlegen kann man diese Hypothese nicht, aber sie war wohl eher der Tatsache geschuldet, dass sich seine Mannschaft trotz einiger Umstellungen - oder eben drum? - gegen die Bayern erstaunlich robust und willensstark präsentierte. "Es war schwer", räumte sein Kollege Guardiola ein. Aber gewonnen haben sie doch, die Münchner. "Morgen beginnen wir, darüber zu sprechen, was uns in Madrid erwartet. Wir müssen dort unsere bestmögliche Leistung abrufen."
"Habe Verständnis für meine Spieler"
Wie schon nach dem 2:0 im Pokal gegen Bremen am Mittwoch, wollte der Trainer nicht zu streng über seine Mannschaft urteilen. Klar sei der Sieg gegen der Hertha nicht geprägt von permanenter Souveränität gewesen, vor allem nicht in der ersten Halbzeit. "Aber es ist schwer, jedes Mal 100 Prozent zu geben. Ich habe Verständnis für meine Spieler sie denken an Mittwoch." Zudem sei es so: "Wir haben alles in unserer Hand."
Und falls sich noch irgendjemand fragt, warum der FC Bayern die Liga dominiert, der musste in Berlin nur auf die Bank der Münchner schauen. Dort saßen Franck Ribéry, Javier Martínez, Xabi Alonso, David Alaba und Kingsley Coman. Und Kapitän Philipp Lahm war gar nicht erst mit in die Hauptstadt gekommen. In der Startelf standen dafür Serdar Tasci, Rafinha, Medhi Benatia und Mario Götze. Noch Fragen?
Die Fans des FC Bayern jedenfalls waren so begeistert, dass sie vor dem Anpfiff in der Westkurve neben dem Marathontor - obwohl streng verboten - ein kleines Feuerwerk entzündeten, das rot rauchte und für ein wenig Nebel sorgte. Der Rest, also das Spiel, war dann, man muss es so sagen, mäßig unterhaltsam. Aus Berliner Sicht lautete die gute Nachricht der ersten Halbzeit: Ein Debakel deutete sich nicht an. Dafür spielten die Bayern zu müde und die Herthaner zu engagiert.
Meisterfeier fällt aus
Die schlechte Nachricht nach der Pause lautete: Vidal schoss ein Tor, sein siebtes in dieser Saison. Keine drei Minuten waren gespielt, es war der erste Angriff des FC Bayern, bei dem Mario Götze schließlich unbedrängt vom Strafraumeck den Ball zurück auf Vidal passte, der aus 25 Metern schoss und Berlins Torhüter Thomas Kraft kein Chance ließ, zumal sein Kollege Niklas Stark den Ball noch abgefälscht hatte. Und da Christian Pulisic in Stuttgart noch vor der Pause für den BVB auf 2:0 erhöht hatte, war klar, dass es mit der Münchner Meisterfeier in Berlin an diesem Tag nichts mehr wird. Erst recht nicht, nachdem Henrikh Mkhitaryan in der 56. Minute das 3:0 erzielt hatte.
In Berlin tat sich derweil nicht mehr allzu viel. Die Bayern zelebrierten ihre obligatorischen 75 Prozent Ballbesitz, ohne dabei gefährlich zu wirken, die Berliner liefen hinterher. Beide Teams vermittelten den 76. 233 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion nicht den Eindruck, als würde noch an diesem kühlen, aber sonnigen Samstagnachmittag noch etwas passieren. Nur einer dachte sich: Ach, wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch noch was zeigen. Douglas Costa war’s, der zehn Minuten vor dem Ende der Partie das zweite Tor der Bayern erzielte; und das auf eine Art, die sich durchaus das Prädikat "spektakulär" verdient hatte. Er hämmerte den Ball von der rechten Seite aus 25 Metern einfach Mal in den linken oberen Winkel des Berliner Tores. Das war’s dann aber wirklich.
"Es war ein Riesenschritt. Wichtig war, dass wir die drei Punkte geholt haben", sagte Götze hinterher. Und überhaupt: "Vielleicht ist es nicht so schlecht, zu Hause deutscher Meister zu werden." Nun aber geht’s am Mittwoch erst einmal zu Atlético Madrid ins Estadio Vicente Calderón. Und das, sagte Guardiola, "wird ein komplett anderes Spiel".
Quelle: n-tv.de
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