Rumänien baut Europas größten NATO-Stützpunkt

  18 Auqust 2024    Gelesen: 495
  Rumänien baut Europas größten NATO-Stützpunkt

Auf dem rumänischen Regionalflughafen in Constanța wird der größte NATO-Stützpunkt Europas gebaut - nur 100 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze und direkt am Schwarzen Meer, das Russland für sich beansprucht.

Der Flughafen "Mihail Kogălniceanu" sieht aus wie ein halbwegs normaler Regionalflughafen in Rumänien. Künftig soll er allerdings die größte NATO-Basis in Europa beheimaten. 10.000 Soldaten sollen hier in einigen Jahren stationiert sein - Mitglieder von Heer, Luftwaffe und Marine.

Die NATO will im Osten Rumäniens die Ostflanke des Verteidigungsbündnisses stärken. Der Standort ist strategisch wichtig - nah gelegen an der Ukraine und nur gut 15 Kilometer entfernt vom Schwarzen Meer, das Russland für sich beansprucht. Jahrelang hat die NATO die Region eher vernachlässigt, doch seit der russischen Annexion der Krim wird sie aufgerüstet. Seit der vollständigen Invasion der Ukraine ist sie so wichtig wie nie.

Der Flughafen in der Nähe der Stadt Constanța hat bereits einen militärischen Teil, der von den rumänischen Luftstreitkräften und ihren NATO-Verbündeten genutzt wird. In den nächsten 20 Jahren wird "Mihail Kogălniceanu" aber deutlich vergrößert und modernisiert. Geplant ist, den Stützpunkt auf 3000 Hektar auszubauen, das ist etwa zehnmal größer als das Tempelhofer Feld in Berlin und stellt sogar die große Ramstein-Basis in Rheinland-Pfalz in den Schatten.

Eigene Militärstadt am Schwarzen Meer

Zusätzliche Start- und Landebahnen für Kampfjets, weitere Rollfelder und Hangars für wuchtige Militärmaschinen sollen entstehen. Außerdem Munitionslager, Treibstoffdepots und Lagerplätze für Technik. "Alles, was gemäß NATO-Standards nötig ist", erklärt der Kommandeur der Airbase, Nicolae Cretu, in einem Beitrag von Radio Free Europe.

Bis zu 20 Jahre soll der Ausbau insgesamt andauern, Kostenpunkt 2,5 Milliarden Euro. Auch die Familien der NATO-Soldaten sollen hier leben. Deshalb werden auch Schulen und Kindergärten gebaut, Geschäfte und ein Krankenhaus. Im Prinzip entsteht eine eigene Militärstadt am Rand der rumänischen Großstadt Constanța.

Insgesamt 70.000 NATO-Soldaten sind inzwischen in Rumänien stationiert. Die Bundeswehr hat Eurofighter auf den Luftwaffenstützpunkt verlegt. Von hier aus überwacht die NATO den Luftraum an ihrer Ostflanke und probt für den Ernstfall - immer mit Vorsicht, um Missverständnisse zu vermeiden und keine Eskalation heraufzubeschwören.

Airbase-Kommandeur Cretu sagt, die Beziehungen zwischen Partnern und Verbündeten waren "noch nie so gut wie heute". Das würden die vielen Trainingsmissionen zeigen, die von den NATO-Ländern im rumänischen Luftraum durchgeführt werden.

Gefährliche Zwischenfälle über dem Schwarzen Meer

Wie gefährlich die Situation am Schwarzen Meer ist, zeigen Vorfälle aus den vergangenen Jahren. Im September 2022 feuerte ein russischer Kampfjet über dem Schwarzen Meer eine Rakete ab auf ein britisches Aufklärungsflugzeug. Die Rakete traf den Aufklärer mit rund 30 Personen Besatzung zum Glück nicht. Aus Moskau hieß es damals, der Lenkflugkörper sei wegen eines technischen Fehlers abgeschossen worden. Ein Jahr später berichtete die BBC, dass das wohl nur eine Ausrede war. Der Pilot des russischen Kampfjets hatte eine zweideutige Botschaft von der Bodenstation offenbar falsch interpretiert und demnach bewusst die Rakete abgefeuert.

Im März 2023 gab es den nächsten Zwischenfall: Eine amerikanische Drohne ist nach US-Angaben mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen und daraufhin abgestürzt. Der Jet wäre fast abgestürzt. Die Amerikaner sprachen im Anschluss von einem "gefährlichen und unprofessionellen" Vorgehen der Russen.

Russland hat auf die Ausbaupläne für den NATO-Stützpunkt in Rumänien wenig überraschend in der gewohnten Art und Weise reagiert. Der Vizepräsident im Auswärtigen Ausschuss, Andrei Klimov, sprach im Frühjahr von einer "Bedrohung für Bukarest". Je größer der "antirussische Militärstützpunkt" sei und desto näher dieser an Russlands Grenzen liege, desto wahrscheinliche werde er zum Ziel von möglichen "Vergeltungsschlägen", sollte es einen Angriff auf Russland geben. "Wenn es den Rumänen gefällt, ist es natürlich ihre Sache, aber der NATO-Selbstmordclub zieht gewöhnlich Zivilisten in solche Abenteuer hinein, die für ihre Familien und Kinder schlimm enden können."

Quelle: ntv.de


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