USA und EU befürchten das Schlimmste im Libanon

  24 September 2024    Gelesen: 65
  USA und EU befürchten das Schlimmste im Libanon

Hunderte Tote und noch viel mehr Verletzte: Israel attackiert den Libanon heftig wie lange nicht, und die Sorge vor einem weitreichenden Krieg wächst. Die USA befürchten eine weitere Destabilisierung, der EU-Außenbeauftragte sieht eine Kriegssituation. Auch Paris schaltet sich ein.

Die französische Regierung hat wegen der kriegerischen Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz eine Sondersitzung des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen beantragt. "Als Reaktion auf die heutigen Angriffe im Libanon, denen Hunderte Menschen zum Opfer gefallen sind, habe ich eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in dieser Woche beantragt", sagte Frankreichs neuer Außenminister Jean-Noël Barrot am Montag Ortszeit in New York.

Zuvor hatte Israels Militär mit den folgenschwersten Attacken im benachbarten Libanon seit fast zwei Jahrzehnten die Sorge vor einer unkontrollierbaren Eskalation in der Region geschürt. Rund 500 Menschen wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums bei den Luftangriffen getötet, darunter Dutzende Kinder. Zudem gab es demnach mehr als 1600 Verletzte. Es ist die höchste Opferzahl im Südlibanon seit dem letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006.

Auch die USA sind besorgt und lehnen einem Insider zufolge eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah an der libanesisch-israelischen Grenze ab. "Ich kann mich zumindest in der jüngeren Vergangenheit nicht daran erinnern, dass eine Eskalation oder Intensivierung zu einer grundlegenden Deeskalation und einer tiefgreifenden Stabilisierung der Situation geführt hätte", sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Außenministeriums. Auf die Frage, ob dies im Widerspruch zur israelischen Position stehe, nickte der US-Beamte.

Israel hatte erklärt, die jüngste Intensivierung der Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon solle die Iran-treue Gruppe zu einer diplomatischen Lösung zwingen. Die US-Regierung plant, "konkrete Ideen" mit Verbündeten und Partnern zu diskutieren, um eine Ausweitung des Krieges zu verhindern. Ziel sei es, "den Kreislauf von Angriff und Gegenangriff zu durchbrechen", so der Regierungsvertreter. Washington suche nach einem Ausweg aus den Spannungen und wolle praktische Schritte unternehmen, um die Lage zu entschärfen.

Auf die Frage nach einer möglichen israelischen Bodeninvasion im Libanon äußerte sich der US-Beamte zurückhaltend. "Wir glauben offensichtlich nicht, dass eine Bodeninvasion im Libanon dazu beitragen wird, die Spannungen in der Region zu verringern", sagte er.

Borrell: Schlimmste Befürchtungen bewahrheiten sich

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte vor einer weiteren Verschärfung der Lage. "Diese Situation ist extrem gefährlich und besorgniserregend. Ich kann sagen, dass wir uns fast in einem vollwertigen Krieg befinden", sagte Borrell mit Blick auf die hohe Zahl ziviler Opfer. "Wenn das keine Kriegssituation ist, weiß ich nicht, wie ich es sonst nennen soll."

Die Bemühungen zum Abbau der Spannungen würden fortgesetzt, aber die schlimmsten Befürchtungen Europas über ein Übergreifen der Krise würden sich bewahrheiten. Die Zivilbevölkerung zahle einen hohen Preis und alle diplomatischen Bemühungen seien notwendig, um einen ausgewachsenen Krieg zu verhindern. "Hier in New York ist der Moment, dies zu tun. Jeder muss seine ganze Kraft einsetzen, um diesen Weg in den Krieg zu verhindern."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts


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