Fast jeder vierte Bus ist einer Auswertung des TÜV zufolge mit technischen Mängeln auf Deutschlands Straßen unterwegs. Wie aus dem in Berlin vorgelegten TÜV-Report Omnibus 2024 hervorgeht, haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung nicht bestanden.
Dies entspreche einem Anstieg um 2,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Bericht von 2022. Bei weiteren 10,5 Prozent (plus 0,9 Punkte) der Busse hätten die Sachverständigen "geringfügige Mängel" festgestellt, die von den Besitzern ohne erneute Kontrolle behoben werden müssen.
"Insgesamt geben die aktuellen Zahlen einen gewissen Anlass zur Sorge", sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Corona-Effekte etwa durch die vorübergehende Stilllegung von Bussen oder weniger Fahrkilometer fielen wieder weg, sodass die Mängelquoten das Niveau von vor der Pandemie erreicht hätten.
Einstmals stillgelegte Busse wieder unterwegs
Für den Bericht wurden rund 58.600 Hauptuntersuchungen (HU) von Bussen aus dem Nah- und Fernverkehr ausgewertet, die im Schnitt 388.000 Kilometer zurückgelegt hatten. Busse müssen die HU alle zwölf Monate ablegen. Im TÜV-Verband sind unter anderem die TÜV-Prüforganisationen organisiert.
Zu den häufigsten Mängeln gehören nach TÜV-Angaben Motoren und Antriebe, die Öl verlieren, sowie Defekte an der Beleuchtung. "Viele während der Pandemie stillgelegte Busse sind jetzt wieder im Einsatz und zeigen alterstypische Schwächen", sagte Goebelt. 5,1 Prozent der Busse verloren Öl, ein Plus um 0,8 Prozentpunkte. Goebelt betonte, dies sei Umwelt- und Sicherheitsrisiko zugleich, da das Öl bei Unfällen Brände beschleunigen könne.
Zudem hatten 3,8 Prozent der geprüften Fahrzeuge Probleme mit der Beleuchtung. Je älter die Busse, desto höher die Mängelquote. Bei Bussen ab zehn Jahren lag sie höher als 9 Prozent. Drei von vier Bussen (75,4 Prozent) bestanden die Hauptuntersuchung anstandslos. 2022 lag die Quote noch etwas höher (78,6 Prozent).
Im vergangenen Jahr wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge mehr als 6.200 Insassen von Bussen bei Verkehrsunfällen verletzt. 16 Menschen starben. Die Zahl der Verletzten hat mittlerweile wieder in etwa das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht. Mit gut 4.100 Verletzten hatte es 2020 einen Tiefpunkt gegeben.
Anschnallpflicht zu selten kontrolliert
In diesem Jahr kam es etwa Ende März in Nordrhein-Westfalen zu einem Busunglück auf der A44, bei dem mehr als 20 Menschen verletzt worden sind. Wenige Tage zuvor waren bei einem schweren Busunfall auf der A9 bei Leipzig vier Menschen gestorben.
Was also tun gegen diesen "Negativtrend", wie Goebelt die Entwicklung bezeichnet? Zunächst einmal betont er, dass der Bus nach wie vor eines der sichersten Verkehrsmittel sei. "Bei der Ursache von Busunfällen spielen in Deutschland weniger technische Defekte die entscheidende Rolle, sondern vor allem der Faktor Mensch."
Der TÜV sieht unter anderem die Busunternehmen in der Pflicht. So werde die Anschnallpflicht im Reise- und Fernverkehr zu selten kontrolliert. Der Verband verweist aufs Fliegen: Für mehr Sicherheit solle das Fahrpersonal vor der Abfahrt wie im Flugzeug einen Kontrollgang machen. "Schnallen Sie sich an und weisen Sie Ihre Fahrgäste regelmäßig auf die Anschnallpflicht hin", sagte Goebelt. "Das ist im Ernstfall wichtig. Das kann im Ernstfall Ihr Leben retten."
Neben der technischen Sicherheit der Fahrzeuge sei auch die Kompetenz des Fahrpersonals entscheidend, sagt Goebelt. Dabei gehe es auch um die Einhaltung der Ruhezeitungen und Verhaltensregeln für die sichere Evakuierung im Notfall. Außerdem müsse das Personal etwa im Umgang mit modernen Assistenzsystemen wie Spurhalte- oder Notbremsassistenten aus- und fortgebildet werden, die in der EU seit Juli bei Neuzulassungen Pflicht sind.
Quelle: ntv.de, jog/dpa
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