Dacia Bigster hat Premiere - dicker Brocken für schmales Geld

  09 Oktober 2024    Gelesen: 57
  Dacia Bigster hat Premiere - dicker Brocken für schmales Geld

Dacia bedient mit dem Bigster ein neues Segment. Eigentlich ist das nutzwertig ausgerichtete SUV gar nicht so big. Aber für den Konzern ist das neue Familienmitglied ein großer Schritt oder soll es zumindest noch werden. ntv.de hat Probe gesessen.

Die rumänische Automarke Dacia kann sich über ihre Auftragslage kaum beschweren. Und die Marke erzielt immer ihre aufgerufenen Listenpreise, denn Rabatte muss man nicht gewähren angesichts voller Auftragsbücher. Na ja, nichts wird bekanntermaßen so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Aber viel Luft nach unten ist sowieso nicht, weil der Hersteller knallhart kalkuliert und mit günstigen Preisen vor allem die Privatkundschaft anspricht. Und viel günstiger als Dacia geht quasi nicht, wenn es ein Neuwagen sein soll.

Aber Luft nach oben ist noch, scheinen sich die kreativen Köpfe des Labels gedacht zu haben - und überlegt, wie man das gute Geschäft womöglich noch weiter ankurbeln könnte. Einen Vorgeschmack auf den jetzt präsentierten Bigster gab es übrigens bereits 2021 mit dem entsprechenden Concept. Und warum sollten Menschen mit dem Bedürfnis nach viel Auto nicht auch Geld sparen wollen? Und viel Auto bietet Dacia mit dem Bigster allemal, richtig viel sogar.

Was die Abmessungen angeht, täuscht der Bigster allerdings an. Er wirkt von der Seite schön gestreckt, sodass ratende Betrachter schnell bei 4,70 Metern oder mehr landen, dabei sind es in Wirklichkeit bloß 4,57 Meter. Dafür kann sich der Radstand mit 2,70 Metern sehen lassen. Dass der Bigster nicht allzu lang ausfällt, hat auch sein Gutes. Fahrten in die belebte City beziehungsweise die damit meist verbundene Parkplatzsuche dürften tendenziell stressfrei gelingen.

Der Dacia Bigster spricht auch die Sinne an

Doch so weit ist es noch nicht. Zunächst einmal hat Dacia seinen neuen Bigster mitgebracht, damit Medienvertreter mal anfassen und Probe sitzen dürfen. Gefahren wird deutlich später. Und so ein paar markentypische Eigenschaften wären auch schnell herausgearbeitet. Erstens: Schon seit längerer Zeit gibt sich Dacia nicht mehr mit rein funktionalem Design zufrieden, das vielleicht auch noch billig wirken könnte. Jedes Dacia-Modell soll optisch gefälligst ansprechen, und das trifft auch auf den Bigster zu mit seinem kantig-stylishen Erscheinungsbild.

Doch das allein ist es natürlich nicht. Unzählige Design-Gimmicks machen den Bigster spannend. Diverse kupferfarbene Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch das Gestaltungskonzept. Dazu zählen speziell gezeichnete Elemente im unteren Bereich des betont flächig gestalteten Frontstoßfängers ebenso wie das Markenlogo in den Felgen, Streifen in den seitlichen Lüftungsschlitzen sowie die Spiegelkappen. Eine prägnante Dachreling macht den Bigster praktisch und lässt ihn burschikos aussehen. Zackig gestaltete, optisch außerdem moderne Rückleuchten im "Y"-Stil sorgen für einen frischen Look. Und gezielt zum Einsatz gebrachte Sicken machen den Bigster athletisch. Ehrlich gesagt sieht er der vorausgegangenen Designstudie ziemlich ähnlich.

Hartplastik innen

Innen geht es kaum weniger stylish zu. Der Kupferton taucht hier ebenfalls auf. Aber es geht auch um Nutzwert und dank des kantigen Außendesigns bekommt der Passagier ein geräumiges Plätzchen. Nicht weniger markentypisch ist allerdings auch die Beschaffenheit der Materialien. Da wird eben schon mit spröde wirkendem Hartplastik gearbeitet. Bitte nicht als Kritik verstehen. Dass man bei einem großen Auto zum Tarif von rund 25.000 Euro kein Interieur wie in einer S-Klasse erwarten darf, leuchtet irgendwo ein.

Dennoch hat Dacia die Infotainment-Freunde keineswegs vergessen und liefert jede Menge Displayfläche. Das Kombiinstrument hat jegliche mechanische Anzeigen abgelegt, und der zentrale Touchscreen misst mindestens sieben und auf Wunsch sogar zehn Zoll. Darüber hinaus gibt es ein großes Panoramadach zum Öffnen. Ein bisschen Lifestyle muss sein.

Wie komfortabel der Bigster am Ende ist, wird sich auf längeren Fahrten noch herausstellen müssen. Denn wie gut er federt oder wie bequem man nach Stunden noch in seinen Sesseln sitzt, ist zum jetzigen Zeitpunkt genauso wenig klar wie beispielsweise der Geräuschkomfort. Immerhin basiert er auf der sogenannten CMF-B-Plattform, eine Architektur, die auch Nissan und Renault fleißig nutzen - von zweiter Wahl kann also keine Rede sein.

Und es gibt so manche spannende Eigenschaften, die schon vor der Probefahrt auszumachen sind. So schluckt der Gepäckraum bei aufgestellten Lehnen der Rücksitze bereits 667 Liter, um selbst bei voller Besatzung nicht vor den bei ausgedehnten Reisen anfallenden Koffermengen zu kapitulieren. Das Umklappen der Rücksitze gelingt übrigens komfortabel per Hebel aus dem hinteren Abteil, es gibt keinen fummeligen Knopf oder umständliche Seile.

Kein Diesel oder Elektro

Stellt sich die Frage nach den Antrieben. Bei der Präsentation des Concepts im Jahr 2021 hat Dacia überhaupt nicht über Motoren gesprochen, während die englische Wikipedia-Version der Studie einen elektrischen Antrieb unterstellt. Der ist hier definitiv kein Thema und wird es auch nicht werden. Genau sowenig wie Diesel-Optionen. Sparfüchse bei den Betriebskosten werden dafür mit einer Autogas-Version glücklich gemacht. In diesem Fall werkelt ein neu entwickelter Ottomotor mit 140 PS unter der robust aussehenden Haube. Der 1,2 Liter große Turbo-Dreizylinder wird unterstützt durch einen Riemenstarter mit satten 16 PS. Damit ist der Dacia Bigster das erste Fahrzeug mit Hybrid-Gas-Strang.

Den potentesten Antrieb stellt mit 155 PS die Hybridvariante dar. Hier handelt es sich um die bekannte Einheit mit dem sogenannten Multimodalgetriebe aus dem Konzern, allerdings haben die Techniker nachgeschärft. Der Benzinmotor hat jetzt 1,8 statt 1,6 Liter Hubraum (wie im Dacia Jogger) sowie 107 PS und wird durch ein 50 PS starkes Elektroaggregat unterstützt, das aus einem 1,4 kWh großen Speicher Energie schöpft. Und dann wäre da noch eine kleinere Elektromaschine als Startergenerator. Der Automat hält vier Gänge für den Verbrenner plus zwei für die Elektromaschine bereit. Zudem haben die Techniker an der Betriebsstrategie gefeilt (niedrigeres Drehzahllevel und höherer elektrischer Fahranteil). Dacia verspricht übrigens, den Hybrid zum Tarif von unter 30.000 Euro anzubieten.

Abgerundet wird das Angebot von den Versionen mit aufgeladenen 1,2-Liter-Benzinmotoren (durchweg Dreizylinder). Sie übertragen ihre Kraft wahlweise auf die Vorderachse (140 PS) oder auf beide Achsen. In letzterem Fall gibt es 130 PS. In sämtlichen Varianten arbeitet der Otto nach dem Miller-Cycle-Prinzip und setzt somit Akzente bei der Effizienz.

Außerdem gibt es obligatorischerweise ein 48-Volt-Bordnetz, aus dem sich der kräftige Startergenerator speist. Und zahlreiche Assistenten machen den Bigster nicht nur zum modernen, sondern überdies sicheren Auto. Sogar luxuriöse Features wie 3D-Soundsystem und Tempomat mit adaptiver Steuerung sind lieferbar. Klar sein muss allerdings, dass der große Dacia mit sämtlichen Komfortmerkmalen auch kein Fall mehr für kleine Budgets ist. Im Frühjahr 2025 rollen die ersten Fahrzeuge zu den Kunden.

Quelle: ntv.de


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