Suzuki GSX-8R - sparsam, sportlich und nicht teuer

  30 Oktober 2024    Gelesen: 380
  Suzuki GSX-8R - sparsam, sportlich und nicht teuer

Suzuki baut seine Mittelklasse aus. Die GSX 8 R ist sportlich, aber auch langstreckentauglich, dabei genügsam beim Spritverbrauch und mit unter 10.000 Euro relativ günstig. Dafür verzichtet sie auf allerlei Modisches.

Suzuki erweitert seine Mittelklassefamilie mit der GSX-8R um einen Landstraßensportler für 9800 Euro. Neben der sportlich blau leuchtenden Vollverkleidung dominiert eine klare Technikaffinität, die von gut sichtbaren Schläuchen, Kabeln, Rahmenrohren und augenfälligen Schraubverbindungen herrührt. Das ist Geschmacksache, wie auch die übereinander angeordneten Projektionsscheinwerfer, die allen Mittelklassemodellen des neuen Suzuki-8er-Clans - V-Strom 800/DE, GSX-8S - als Erkennungsmerkmal dienen.

Alle und damit auch die GSX-8R basieren auf dem Reihentwin mit 270-Grad-Hubzapfenversatz, der mit 776 Kubik am oberen Ende der Mittelklasse rangiert. Eine überbordende Leistung ist bei maximal 83 PS damit nicht verbunden, dafür trumpft die GSX mit 78 Newtonmetern maximales Drehmoment bei 6800 Touren auf. Dieser drehmomentorientierte Charakterzug macht sich in einer lässigen Leistungsentfaltung bezahlt, denn für saftigen Schub braucht es keine Drehzahlorgien. Der Twin beeindruckt mit saftigem Druck ab 3000 Touren und einer kräftigen Mitte, die der Suzuki in allen Lebenslagen zur Souveränität verhilft.

Dazu trägt die gelungene Abstimmung der drei Motormappings bei, dank derer das Triebwerk in allen drei Stufen gut am Gas hängt, ohne mit hektischen Lastwechseln zu nerven. So bleibt der schärfste A-Modus die erste Wahl und der guten Dosierbarkeit wegen kann die in drei Stufen regelnde Traktionskontrolle ganz in den zeitweiligen Ruhestand versetzt werden. Das geschieht einfach und intuitiv mit dem überschaubaren Tastenarrangement am linken Lenker, wie überhaupt das Menü und die Anzeigen im farbigen Fünf-Zoll-TFT selbsterklärend und gut ablesbar sind.

4,2 Liter auf 100 Kilometer

Dank der Motorauslegung und einer relativ langen Übersetzung reichen dem genügsamen Suzi-Twin durchschnittlich 4,2 Liter für 100 Kilometer Fahrstrecke. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich nach Erreichen der Drehmoment-Nenndrehzahl eine gewisse Lethargie breit macht - dann empfiehlt sich ein herzhafter Tritt auf den serienmäßig von einem Zweiwege-Schaltautomaten gesteuerten Schalthebel, um in der knackigen und exakten Sechsgangbox eine fahrfreudigere Stufe einzulegen. Oder um dem recht präsenten Vibrationsbereich zu entkommen, der trotz zweier Ausgleichswellen zwischen 5000 und 6000 Touren Hand- und Fußgelenke kribbeln lässt.

Im verwinkelten Hinterland, dem natürlichen Habitat der GSX-8R, kommt es neben der reinen Motorenperformance darauf an, wie diese auf die Straße gebracht wird. Dafür genügt der Suzuki eher simple Fahrwerks-Hardware, die das Budget entlastet: Die Upside-Down-Gabel kommt ohne jegliche Verstellmöglichkeiten aus, das angelenkte Federbein lässt sich lediglich in der Vorspannung an eine etwaige Zuladung anpassen.

Lässig und mühelos um die Kurve

Daran ist nichts Ehrenrühriges, wenn die jeweilige Abstimmung funktioniert. Wie in diesem Fall, denn die mit 205 Kilo keinesfalls übergewichtige Japanerin turnt lässig und mühelos durchs Kurvengewirr. Schwungvoll lässt sie sich zu allen möglichen Schräglagen überreden, pfeilt behände durch Wechselkurven, lenkt exakt auf dem angepeilten Strich ein und bleibt auch auf Flickschuster-Asphalt die Ruhe selbst.

Unverdauliches scheinen Gabel wie Federbein nicht zu kennen, beeindruckend stabil und neutral zieht die GSX ihre schräge Bahn auch auf Sträßchen dritter Ordnung, über die reinrassige Supersportler ihre Besatzung vermutlich abgeworfen hätten.

Mit sauber austarierter Dämpfungsarbeit vermitteln die nicht ganz sensiblen Federelemente auch sporttypisch bewegt viel Souveränität. Ähnliches gilt fürs herzhafte Ankern: Die Nissin-Festsättel verzögern exakt dosierbar entsprechend der eingeleiteten Handkraft, bestens unterstützt von einem spät einregelnden ABS - die kristallklare Rückmeldung begeistert.

Fahrer hat es sehr bequem

Unterstützt wird das Kontrollgefühl von einem sehr kommoden Fahrerarrangement: Zu den breit aufgestellten, kaum nach unten gekröpften Lenkerhälften gesellen sich tief angebrachte Fußrasten und eine Sitzbank in erreichbarer Höhe, was in einer geradezu tourensportlichen Sitzposition mit Langstreckenqualitäten mündet. Mit dieser Bequemlichkeit hält der Wind- und Wetterschutz hinter der knappen Scheibe nicht mit, nur hinter das Plexiglas geduckt hält sich der Fahrtwind in Grenzen.

Kein Ruhmesblatt erntet der billige hintere Platz mit engen Kniewinkeln und knappen Polsterauflagen - da bleibt die Suzuki dem Sportgedanken treu. Für die Wochenendtour bietet sie immerhin kleine Gurte unterm Soziussitz und Aussparungen in den Soziusrastenhaltern, an denen sich Halteriemen fürs Gepäck fixieren lassen.

Große Bandbreite von beschaulich bis herzhaft

So zeigt die GSX-8R eine enorme Bandbreite, die Blaue kann alles vom herzhaften Angasen bis zum beschaulichen Bummeln, sogar das Thema Reisen ist ihr nicht vollends fremd. Das liegt am bestens geeigneten Reihentwin, stark in der Mitte, sparsam und mit guten Manieren - vom Vibrationszentrum abgesehen - im Verbund mit dem Fahrwerk, das viel zur Souveränität beiträgt.

Ausstattungsmäßig verzichtet die Suzuki auf den letzten Schrei und verweigert sich der Konnektivitätsgläubigkeit, worüber sich wie über das fehlende Quäntchen Sportsgeist generös hinwegsehen lässt beim Blick aufs Preisschild: Die GSX-8R kostet weniger als 10.000 Euro - für ein Motorrad ohne nennenswerte Schwächen beachtlich.

Suzuki GSX-8R - technische Daten und Ausstattung

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Reihenzweizylindermotor, 776 ccm Hubraum, 61 kW/83 PS bei 8.500 U/min, 78 Nm bei 6800 U/min; vier Ventile/Zylinder, dohc, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kette

Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen; vorn Upside-Down-Gabel Durchmesser 4,3 cm, 13 cm Federweg, nicht einstellbar, hinten Zweiarmschwinge aus Leichtmetallguss, Zentralfederbein, Vorspannung einstellbar, 13 cm Federweg; Leichtmetallgussfelgen; Reifen 120/70 ZR17 (vorn) und 180/55 ZR17 (hinten). Doppelscheibenbremse vorn 31 cm, radial angeschlagene Vierkolben-Festsättel, Einscheibenbremse hinten 24 cm, Einkolben-Schwimmsattel.

Assistenzsysteme: drei Fahrmodi, ABS, abschaltbare dreistufige Traktionskontrolle, Quickshifter

Maße und Gewichte: Radstand 1,465 m, Sitzhöhe 81 cm, Gewicht fahrfertig 205 kg, Zuladung 195 kg, Tankinhalt 14 l

Fahrleistungen und Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 215 km/h, 4,2 l/100 km (Werksangabe)

Preis: 9800 Euro zzgl. NK

Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x


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