Auf erster Fahrt mit dem Skoda Elroq - mehr E-Auto fürs Geld

  09 Dezember 2024    Gelesen: 303
  Auf erster Fahrt mit dem Skoda Elroq - mehr E-Auto fürs Geld

Mit dem elektrischen Elroq sagt Skoda den elektrischen Mitbewerbern den (Preis-)Kampf an. Und auch mit den restlichen Eigenschaften kann man ganz gut leben. Doch lesen Sie selbst.

Zunächst einmal muss man sagen: Schön, dass Volkswagens inzwischen ein bisschen langweilig gewordener modularer Elektrobaukasten um eine Variante reicher ist (bisher kleinstes SUV). Warum langweilig? Weil die Ladeperformance langsam, aber sicher anfängt, lau zu werden - insbesondere vor dem Hintergrund, dass 2025 viele ladestarke Modelle vorstellt werden. Zwar zunächst eher im Premiumbereich, aber irgendwann kommen auch die günstigeren Segmente dran.

Als herausstechend erweist sich beim neuen Skoda Elroq allerdings ein anderes Kapitel. Und zwar das Preiskapitel. Demnach kommt Skoda mit einem recht erwachsenen Stromer zum Basistarif von 33.900 Euro um die Ecke. Recht erwachsen heißt: Es geht hier um ein 4,49 Meter langes SUV, das irgendwie irgendwo im unteren Bereich der Kompaktklasse einzuordnen ist. Jedenfalls kompakter als die Konzernwettbewerber wie Audi Q4 E-Tron, Cupra Tavascan oder eben Skoda Enyaq.

Beim Namen "Elroq" handelt es sich übrigens um die Abwandlung "elektrischer Karoq" - und so starten beide preislich ähnlich (ein bisschen günstiger ist der Karoq mit 33.140 Euro dann aber doch), um zu zeigen: Batterieelektrische Fahrzeuge müssen nicht deutlich teurer sein als Verbrenner.

Reichweite fällt ordentlich aus

Genug der Vorrede, auf zur Probefahrt. Natürlich zunächst mit der komfortablen Version samt aktivem Fahrwerk plus großem Stromspeicher (77 kWh netto). In diesem Fall darf man mit rund 500 Kilometern Reichweite rechnen, so kommuniziert es der Bordcomputer. Allerdings haben die Tschechen ihr neuestes Produkt auf das autobahnarme Mallorca gebracht. Und Landstraßen mit etwas niedrigeren Geschwindigkeiten schützen nun einmal vor hohem Energieverbrauch, während konstant hohe Tempi den Akku schneller leersaugen.

Auffälliger indes als die einigermaßen brauchbare Reichweite des Elroq ist sein ausgeprägter Federungskomfort. Derart sanft über Bodenwellen rollen funktioniert eigentlich eher im höheren Segment. Um die hier im Demonstrationsfahrzeug verbauten elektronisch verstellbaren Dämpfer zu bekommen, werden jedoch 960 Euro extra fällig.

Und um den Gesamtkomfort zu maximieren, wären ja auch noch die Massagesitze ganz schön, nicht wahr? Skoda fasst im sogenannten "Maxx"-Paket gleich mehrere Komfortfeatures zusammen - darunter nicht nur das beste Mobiliar mit Massage, Lendenwirbelstütze sowie elektrischer Verstellung, sondern darüber hinaus Einparkautomatik und Tempomat mit aktiver Lenkung plus adaptiver Steuerung. Kostenpunkt: 6030 Euro. Das war es dann mit dem günstigen preislichen Einstieg. Und sowieso ist die Ausgabe mit großem Akku nicht unter 43.900 zu haben. Schnell landet man bei über 50.000 Euro, denn die Liste der Extras ist lang und verlockend.

Der Elroq funktioniert auch mit 170 PS gut

Damit verbunden sind dann allerdings auch 286 statt 170 PS. Aber Hand aufs Herz, brauchst du ein sachliches Kompaktklasse-SUV mit der Leistung eines Sportwagens? Ja, der 85er hat unten heraus schon ordentlich Druck, schiebt mächtig mit der Gewalt seiner 545 Newtonmeter und reißt dich binnen 6,6 Sekunden auf 100 km/h (bei 180 km/h ist Ende). Aber geht es für den Alltag nicht auch eine Nummer kleiner?

Umstieg in die Basis. Und was hier an Drehmoment (310 Newtonmeter) geboten wird, ist ja jetzt immerhin auch feinstes TDI-Level. TDI, das war früher das Sehnsuchtskürzel, das die begehrten, zugstarken Volkswagen-Selbstzünder trugen (und es ja sogar heute noch tun). Aber jetzt soll die Welt eben elektrisch werden und das funktioniert auch unterhalb der 200-PS-Schwelle ganz gut, wenngleich solch bodenständige Werte beim Stromer irgendwie ungewöhnlich sind.

Allerdings stellt man schnell fest, dass auch der 50er gut von der Stelle kommt und entsprechend souverän unterwegs ist (neun Sekunden bis 100 km/h). Selbst Steigungen rennt der Zweitonner beflissen hoch, ohne dabei merklich angestrengt zu wirken. Allerdings macht sich bemerkbar, dass der hier zum Einsatz kommende Testwagen mit dem Sportline-Fahrwerk schlechte Fahrbahnen deutlich trockener pariert - ohne sich allerdings nennenswert sportlicher anzufühlen, was irgendwie auch in der Natur dieses Fahrzeugsegments liegt. Wer aus Kostengründen allerdings das Grundfahrwerk ordert, bekommt jetzt auch keine schlechte Ware.

Die kleine Batterie reicht nicht jedem Kunden

Bloß sollten sich Sparfüchse gut überlegen, ob sie mit der kleinen Batterie hinkommen. Denn in der Praxis ist es so, dass man doch immer mal wieder am Lader hängt, was insbesondere für diejenigen Kunden gilt, die keine Steckdose in der Garage haben und auch sonst keine in Reichweite ihres Parkplatzes. Denn man muss sich nichts vormachen - wenn es draußen kühler wird, sind 300 Kilometer Praxisreichweite schon eher realistisch bei einer WLTP-Angabe von 378 Kilometern. Manchmal sogar darunter.

Als Kompromisslösung wird Skoda auch noch eine Variante mit rund 60 kWh Batteriekapazität einführen zum späteren Zeitpunkt (ebenso wie die Allradvariante). Allerdings muss man fairerweise auch sagen, dass sich die kleine Batterie binnen 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand bringen lässt bei einer Peak-Ladeleistung von 145 kW. Der große Akku benötigt für diesen Hub 28 Minuten (175 kW maximale Ladeleistung).

Und sonst so? Klar, die sogenannten Simply-clever-Details dürfen auch bei diesem Skoda nicht fehlen. So steckt der Eiskratzer hier nicht in der Lade-, sondern in der Kofferraumklappe. Dafür sitzt der mitgelieferte Regenschirm weiterhin in der Tür und es gibt praktische Cargo-Elemente im hinteren Abteil nebst allerlei Fächern und Netzen. Und generell präsentiert sich das ganze Interieur ordentlich verarbeitet.

Wer möchte, kann den Elroq auch per Smartphone fahrerlos aus der Parklücke bugsieren, was in seltenen Fällen vielleicht mal nötig wird, wenn man so dicht zugeparkt wird, dass das Einsteigen ins Auto unmöglich wird. In erster Linie dürfte diese Funktion aber dem Showeffekt dienlich sein. Warum nicht. Und das überarbeitete Volkswagen-Infotainment kommt auch der Marke Skoda zugute. Es macht sich in Form intuitiver Bedienbarkeit sowie deutlich schnellerer Reaktion des Touchscreens als früher bemerkbar. Und mit knapp 1600 Litern Kofferraumvolumen ist der Elroq jetzt auch kein ganz unpraktischer Geselle.

Fakt ist, dass die Tschechen nicht nur mit knackigem Preis-Leistungs-Verhältnis vorlegen, sondern auch für einen erschwinglichen Einstieg in die elektrische Mobilität sorgen mit einem rundum gelungenen Allrounder. Das dürfte andere Marken unter Zugzwang setzen.

Quelle: ntv.de


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