Das Bundesinnenministerium sieht durch den militärischen Erfolg von islamistischen Kämpfern in Syrien ein erhöhtes Risiko für Ausreisen von Islamisten aus Deutschland in die Region. Die Erfolge der Offensive durch die Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) könnten "die islamistische Szene in Deutschland motivieren, die Propaganda der HTS zu verbreiten sowie Ausreiseversuche in Richtung Syrien zu unternehmen und sich an dortigen Kämpfen zu beteiligen", teilte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage der Zeitungen der Funke-Mediengruppe mit.
Die "weitgehend positive Wahrnehmung" der militärischen Erfolge gegen das Regime von Diktator Assad "in weiten Teilen" der dschihadistischen Szene könnte darüber hinaus eine "motivierende Wirkung auf potenzielle Ausreisende nach Syrien haben", erklärte das Ministerium weiter. Der überraschende Erfolg von Gruppierungen wie der HTS werde auch in dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehenden Kreisen und vereinzelnd unter Sympathisanten der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) "positiv aufgenommen". "Generell können militärische Erfolge - soweit sie propagandistisch entsprechend instrumentalisiert werden - das Ansehen und die Attraktivität" dschihadistischer Gruppen erhöhen, fuhr die Sprecherin fort.
"Gefährdungslage in Deutschland nicht erhöht"
Zugleich hob das Innenministerium hervor, dass eine "Erhöhung der Gefährdungslage" durch dschihadistische Akteure der HTS in Deutschland zumindest vorerst nicht zu erwarten sei. Agenda und Strategie der Organisation würden sich anders als etwa beim IS auf Syrien fokussieren. "Anschläge in anderen Ländern lehnt die HTS offiziell ab", erklärte die Ministeriumssprecherin.
Kämpfer hatten am Sonntag unter Führung der HTS Damaskus erobert und den langjährigen syrischen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt, nachdem sie Ende November eine Großoffensive in Nordsyrien begonnen hatten. Die HTS ist aus der Al-Nusra-Front hervorgegangen, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, und wird von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Der Anführer der siegreichen Islamisten, Mohammed al-Dschulani, versicherte seinen Landsleuten allerdings, dass Syrien keinen weiteren Krieg erleben werde.
Quelle: ntv.de, mau/AFP
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