Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat mit sofortiger Wirkung seinen langjährigen Erdgas-Liefervertrag mit der russischen Gazprom gekündigt. Der Grund für diesen Schritt seien mehrere grundlegende Vertragsverletzungen durch Gazprom, wie das Unternehmen mitteilte. Der Vertrag, der aus 2006 stamme, hatte eine Laufzeit bis 2040.
Die OMV war einer der letzten großen Abnehmer von russischem Pipeline-Gas. Seit Mitte November erhält das Unternehmen jedoch kein Erdgas mehr von Gazprom. Der Lieferstopp war das Ergebnis eines Streits über ausgebliebene Gasmengen in Deutschland im September 2022. Ein Schiedsgericht hatte der OMV kürzlich Schadenersatz von 230 Millionen Euro zugesprochen. Die OMV kündigte daraufhin an, die Summe mit laufenden Gaslieferungen von Gazprom zu verrechnen, warnte jedoch gleichzeitig vor möglichen Konsequenzen in Form eines Lieferstopps seitens des russischen Konzerns. Vor dem Lieferstopp erhielt die OMV nach eigenen Angaben ungefähr fünf Terawattstunden (TWh) pro Monat. Österreichs Gesamt-Gasverbrauch lag 2023 bei rund 75 TWh.
Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer erklärte auf X, dass die Energieversorgung gesichert sei. "Russland wollte Energie als Waffe gegen uns einsetzen - das hat nicht funktioniert. Gazprom hat sich nicht an die Verträge gehalten, deshalb beendet die OMV den Vertrag, der bis 2040 laufen sollte, sofort." Die österreichische Staatsholding ÖBAG hält 31,5 Prozent an OMV.
Noch kommt russisches Erdgas in Österreich an
Energieministerin Leonore Gewessler betonte, dass mit diesem Schritt die jahrzehntelange Abhängigkeit des Landes von russischer Energie endet. "Die Beendigung des langfristigen Gazprom-Vertrags durch die OMV ist ein notwendiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit unseres Landes", schrieb sie auf X. "Und es ist die logische Konsequenz aus der Einstellung der Lieferungen durch Gazprom im Herbst dieses Jahres".
Obwohl Gazprom die Lieferungen an die OMV stoppte, erhält Österreich aber weiterhin russisches Erdgas über die Ukraine. Damit könnte allerdings zu Jahresende Schluss sein. Dann läuft nämlich der Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine aus und wird wahrscheinlich wegen des Krieges nicht verlängert.
Trotz des Lieferstopps aus Russland betonte die OMV mehrfach, alle ihre Kunden vollständig beliefern zu können. "Wir können heute auf ein diversifiziertes Portfolio alternativer Gasquellen zurückgreifen und damit die Versorgungssicherheit unserer Kunden gewährleisten", sagte Vorstandschef Alfred Stern. Der Konzern bereitet sich seit Jahren auf einen möglichen Ausfall vor und hat alternative Bezugsquellen erschlossen, darunter Lieferungen aus Norwegen, Gas aus eigener Produktion sowie verflüssigtes Erdgas (LNG).
Quelle: ntv.de, tsi/rts
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