Russland könnte nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums schon bald erneut eine neue Mittelstreckenrakete namens Oreschnik gegen Ziele in der Ukraine einsetzen. Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh sagte, ein solcher Angriff könnte in den kommenden Tagen gestartet werden. Die USA rechneten durch diese Rakete nicht mit größeren Verschiebungen auf dem Schlachtfeld. Die russische Seite versuche vielmehr, die Ukraine mit dieser Waffe einzuschüchtern, sagte die Sprecherin. Details zu einem möglichen Zielort für einen Angriff nannte sie nicht.
Aus US-Kreisen verlautete kurz zuvor, Russland treffe Vorbereitungen für einen weiteren Start der Rakete, die am 21. November zum ersten Mal eingesetzt wurde. Ziel war eine militärische Einrichtung in der Stadt Dnipro. Wenige Stunden danach sagte der russische Präsident Wladimir Putin in einer TV-Ansprache, die Rakete könnte auch gegen die NATO-Verbündeten der Ukraine eingesetzt werden, die Kiew erlaubten, Raketen mit größerer Reichweite für Angriffe tiefer in Russland zu nutzen. Kurz vor dem Angriff auf Dnipro hatte US-Präsident Joe Biden einer Lockerung der Beschränkungen für den Einsatz von amerikanischen Waffen mit größerer Reichweite durch die Ukraine zugestimmt.
Das russische Verteidigungsministerium deutete unterdessen Vergeltungsmaßnahmen an, weil die Ukraine angeblich sechs in den USA hergestellte ATACMS-Raketen gegen einen Militärflugplatz in der Region Rostow eingesetzt hat. Zwei der Raketen seien von einem Luftverteidigungssystem abgefangen und vier weitere abgelenkt worden. "Dieser Angriff mit westlichen Langstreckenwaffen wird nicht unbeantwortet bleiben, und es werden entsprechende Maßnahmen ergriffen", teilte das Ministerium mit.
Das ukrainische Portal Militarnyi berichtete, dass auf dem Militärflugplatz unter anderem russische A-50-Langstrecken-Radarerkennungsflugzeuge, Il-76-Militärtransportflugzeuge und Il-38-Seepatrouillenflugzeuge repariert werden. Das ISW schrieb in einer Analyse, es habe "keine Bestätigung dafür erhalten, welche Systeme die ukrainischen Streitkräfte bei den Angriffen eingesetzt haben". Die Ukraine verfügt auch über andere weitreichendere Waffen wie umgebaute Anti-Schiffsraketen vom Typ Neptun oder Paljanyzja-Drohnen.
Russland soll nur wenige Oreschniks besitzen
Nach Angaben des Pentagons handelt es sich bei der russischen Oreschnik um den experimentellen Typ einer ballistischen Mittelstreckenrakete (IRBM), die auf der russischen Interkontinentalrakete RS-26 Rubesch basiert. Der Angriff war der erste Einsatz einer solchen Waffe in einem Krieg.
Mittelstreckenraketen haben eine Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern. Solche Waffen waren laut einem Vertrag aus der Sowjet-Ära verboten, den Washington und Moskau 2019 kündigten. Russland besitzt laut Angaben von US-Vertretern nur wenige Exemplare dieses Raketentyps.
Quelle: ntv.de, rog/AP
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