Der Mercedes Sprinter entwickelt sich immer mehr zum Liebling anspruchsvoller Wohnmobilisten. Vor allem die Allrad-Variante hat im Neuheiten-Reigen auf dem vergangenen Caravan-Salon in Düsseldorf eine dominante Rolle gespielt. Hymer ist als enger Kooperationspartner von Mercedes-Benz seit eh und je im oberen Preissegment unterwegs. Und natürlich haben auch die Oberschwaben aus Bad Waldsee den Allrad-Sprinter zum neuen Modelljahr ins Programm aufgenommen. Zudem gleich im Doppelpack: als ausgebauter Van Grand Canyon S Cross-Over sowie als Teilintegrierter ML-T 570 Cross-Over, der uns als Editionsmodell (ab 156.900 Euro) für erste Testfahrten zur Verfügung stand.
Die ML-T-Serie gehört zu den beliebtesten Baureihen im Hymer-Portfolio. Die auffällige Beklebung des Cross-Over-Modells ist allerdings ein Novum. Das mag nicht jedem gefallen, ist aber ein eindeutiges Statement - obwohl die einer größeren Bodenfreiheit geschuldete, hochbeinige Karosserie und die 18-Zoll-All-Terrain-Reifen allein schon signalisieren, dass hier Allrad an Bord ist. Und der kann deutlich mehr, als nur über ein paar steinige Feldwege zu hoppeln oder vom Stellplatz auf der feuchten Wiese wieder runterzukommen.
Den hauseigenen, permanenten 4x4-Antrieb kombiniert Mercedes beim Sprinter ausschließlich mit dem 140 kW/190 PS starken Dieselmotor, der stärksten Ausbaustufe des 2,0-Liter-Vierzylinder-Aggregats, und der 9-Gang-Wandlerautomatik. Eine Kombination, die auf langen Reiseetappen eine sehr entspannte Fahrt ermöglicht. Wozu freilich auch das Multi-Media-System MBUX mit ausgezeichneter Spracherkennung seinen Teil beiträgt.
Relativ leise, Verbrauch akzeptabel
Als schwieriges Unterfangen erweist es sich bisweilen, die Kraft der 190 eingespannten Rösser zu zügeln und das für diesen 4,1-Tonner geltende Tempo-100-Limit einzuhalten. Immerhin werden die Insassen so mit einer verhältnismäßig niedrigen Geräuschkulisse und einem akzeptablen Verbrauch von 10 bis 12 Liter/100 Kilometer belohnt. Unser Langzeitschnitt betrug exakt 11,7 Liter/100 Kilometer.
Und der Wohnraum? Vom Design her ein echtes Sahnestück! Viele Elemente seines 240.000-Euro-Flaggschiffs Venture S hat Hymer auch in den ML-T übernommen: die ebenso schicken wie praktischen Bambus-Seitenverkleidungen zum Einklinken von Halterungen, Bluetooth-Lautsprechern oder ähnlichen Utensilien, die Fliesenoptik über dem Spülbecken, der Tisch aus massivem Bambusholz oder die schwarzen Armaturen in Küche und Bad im stimmigen Zusammenspiel mit den grauen Farbtönen von Klappen, Polstern und Wandverkleidungen. Und nicht zuletzt die bequemen Leder-Frontsessel mit gesteppten Nähten. Wirklich gelungen.
Die Raumaufteilung des 6,89 Meter langen und knapp über drei Meter hohen ML-T 570 folgt dem Mainstream mit Einzelbetten hinten, Küche und Bad in der Wagenmitte sowie der Sitzgruppe vorn. Letztere besteht aus Halbdinette, drehbaren Vordersitzen und dem verschiebbaren, aber leider nicht erweiterbaren Bambustisch.
Viel Küchen-Stauraum, großer Kühlschrank
Die Küche mit Drei-Flammen-Kocher, Spülbecken und zwei riesigen Auszügen hat jede Menge gut nutzbaren Stauraum. Um ans Besteck zu kommen, muss man allerdings in der oberen Schublade erst noch einen weiteren Auszug betätigen - etwas umständlich. Der Kühlschrank fasst inklusive 18-Liter-Gefrierfach üppige 154 Liter. Das gegenüberliegende Bad mit Banktoilette verwandelt sich dank einer schwenkbaren Wand im Handumdrehen in eine Dusche.
Ein Hänge-Kleiderschrank und weitere Fächer für Klamotten sind unter den Fußenden der beiden Betten relativ gut zugänglich. In den Kojen selbst lässt es sich himmlisch schlummern, sofern man nicht zu groß ist. Die Länge der Schlafstätten beträgt nämlich nur 1,79 und 1,85 Meter. In der Garage unter den Betten ist umso mehr Platz. Neben zwei E-Bikes lassen sich da auch noch Campingmöbel und allerlei Kleinkram in den geräumigen Fächern unterbringen.
Was den Hymer ML-T 570 für Abenteurer besonders attraktiv macht, ist die Auslegung auf größtmögliche Autarkie. So ist eine Dieselheizung an Bord, ein Kompressor-Kühlschrank und serienmäßig sogar eine zweite Cassette für die Toilette. Die Tanks sind groß (Frischwasser 120 Liter, Abwasser 100 Liter - mit Fernentleerung auf Knopfdruck!) und bei dem Editionsmodell gehört auch das Smartbattery-System mit insgesamt 320 Ah Lithium-Power zur Ausstattung. 190-Watt-Paneele sorgen für Stromnachschub und ein 1,8-kW-Wechselrichter für die Möglichkeit, 230-Volt-Geräte zu betreiben.
Es ist also nicht allein der Allrad-Sprinter, der den Hymer ML-T 570 Cross-Over zu einem Abenteuer-Reisemobil macht, das - nach Herstellerangaben - bis zu zehn Tagen autark ohne externen Stromanschluss betrieben werden kann.
Quelle: ntv.de, Michael Lennartz, sp-x
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