Dacia Duster 130 TCe 4x4 - nicht nur günstig, sondern auch gut

  12 Februar 2025    Gelesen: 73
 Dacia Duster 130 TCe 4x4 - nicht nur günstig, sondern auch gut

Dacia will künftig auch anspruchsvollere Kundschaft für sich gewinnen. Mit dem neuen Duster könnte dies tatsächlich gelingen. Er ist vielseitig, praktisch, wertstabil und relativ günstig in der Anschaffung - aber nicht ganz so feinsinnig wie die teurere Konkurrenz.

Es gibt Dinge, die ändern sich nie - und dann gibt es Dacia. Der Preiskampf-König, der stets dem Sparzwang viele Komfortpunkte opferte, hat mit dem neuen Duster den Schalter überraschend weit in Richtung Qualität umgelegt. Die Neuauflage des Kompakt-SUV, die sich mittlerweile die Plattform mit dem aktuellen Renault Clio teilt, ist nicht mehr nur günstig, sondern auch gut. Vom Einfach-Schraubenzieher im Werkzeugkasten ist er zum Schweizer Taschenmesser gereift, das nicht mehr nur schneidet, sondern auch glänzt.

Optisch hat der neue Duster jedenfalls deutlich gewonnen. Obwohl die Abmessungen der Neuauflage nur geringfügig vom Vorgänger abweichen, wirken die Proportionen nun stimmiger. Markante LED-Lichtgrafiken vorn und hinten, ein gelungenes Spiel von glatten Flächen und scharfen Kanten sowie die Robustbeplankung verleihen ihm eine lifestylige Note. Ob auf der Pferdekoppel oder einer Flaniermeile in der Großstadt - in beiden Welten kann sich der Kraxler sehen lassen. Als Detail fallen noch im Fensterrahmen der Hintertüren versteckte Griffe auf, die dem bislang hemdsärmelig auftretenden Rumänen einen leichten Coupé-Touch verleihen.

Vorn und hinten genug Platz

Auch das mit den Türgriffen hat der Dacia vom Technik-Spender Renault Clio geerbt. Dabei bietet der Duster mehr Raum, als man angesichts der Plattform erwarten würde. Vorn wie hinten ist genug Platz für Passagiere, der Kofferraum wächst bei Bedarf von 456 auf 1548 Liter. Ungewöhnlich für die Marke: Statt als Rückenprobleme bereitendes Folterinstrument erlebten wir den Fahrersitz selbst auf längeren Touren als angenehm. Ein griffiges Lederlenkrad, das sich zudem gut in Position rücken lässt, rundet das positive Ergonomie-Erlebnis ab.

Hinzu kommt ein übersichtliches Cockpit, das Dacia deutlich schicker und moderner als im Vorgänger eingerichtet hat. Das Kombiinstrument ist digital, mittig im Armaturenbrett gibt es außerdem einen 10-Zoll-Touchscreen für Infotainment-Funktionen und Navigation. Während Renault unter anderem im Clio auf Google, eine leistungsstarke Rechnertechnik mit fein auflösenden Displays und schicken Grafik-Welten setzt, muss man sich hier allerdings mit einfacherer Infotainment-Kost begnügen. Im Gegenzug findet man sich in übersichtlichen Menüs gut zurecht. Wir haben vorwiegend Smartphone-Apps über Android Auto genutzt, was grundsätzlich gut und kabellos funktioniert. Sollte das Smartphone etwa als Wegweiser ausfallen, ist die ab der mittleren Ausstattung Journey inkludierte Navigation des Geodatendienstes Here an Bord.

Digitaltechnik anfällig für Abstürze

Apropos Ausfälle: Wie beim Clio scheint auch die abgespeckte digitale Welt des Duster anfällig für Abstürze zu sein. Zumindest war dieses einen ganzen Tag lang in einem Rückfahrkamera-Modus eingefroren und taute erst nach einem Besuch in der Werkstatt von Renault Deutschland wieder auf. Hier reichte ein durch eine "geheime" Tastenkombination ausgelöster Neustart, damit die Rechnertechnik nach wenigen Sekunden wieder tadellos arbeitete.

Die im Vergleich zu Renault abgespeckten digitalen Welten von Dacia sind im Duster in eine Hartplastiklandschaft eingebettet, die praktisch und trotz der Abwesenheit schicker Materialien und Oberflächen sogar ansehnlich ist. Von der einstigen Tristesse und den augenscheinlichen Nachlässigkeiten, die Dacia-Innenräume so lange prägten, bleibt man mittlerweile verschont.

Fahreigenschaften überzeugen

Auch die Fahreigenschaften sind überzeugend. Die Lenkung vermittelt eine klare Rückmeldung, statt mit gnadenloser Indifferenz zu nerven. Auch bei der Fahrwerksabstimmung fühlt man sich an das ausgewogene Verhalten des Clio erinnert. Allerdings ist der Duster hochbeiniger, was ihn insgesamt ungelenker und mitunter, etwa wenn man etwa in flott gefahrenen Kurven ein Schlagloch erwischt, wie ein Offroader alter Schule seitlich versetzt. Doch nur selten empfindet man dies als ungebührlich störend.

Der Duster ist wendig, liegt auch bei hohem Autobahntempo angenehm verbindlich auf der Straße, bleibt ansonsten weitgehend unaufgeregt, wenn Unebenheiten den Weg säumen. Angesichts seiner Höherlegung und einer Optimierung von Rampen- und Böschungswinkel darf man auch ein gewisses Maß an Kraxel-Kompetenz erwarten, die unsere Allradversion in noch höheren Sphären des Offroad-Orbits führen dürfte.

Die 4x4-Option gibt es allerdings nur, wenn man sich für den 96 kW/130 PS starken Mildhybridbenziner TCe 130 entscheidet, der allein in Kombination mit Sechsgang-Handschaltung angeboten wird. Sonderlich spritzig wirkt der 1,5 -Tonner mit Allrad beim Anfahren nicht. Für den Sprint auf 100 km/h vergehen beschauliche 11 Sekunden, maximal sind 180 km/h drin. Das Allradsystem schluckt einiges von der potenziellen Spritzigkeit, die man bei 130 PS eigentlich erwarten sollte. Auf der Autobahn ist der Durchzug immerhin ordentlich, weshalb man sich eigentlich nie untermotorisiert fühlt. Effizienzwunder bleiben trotz Mildhybridisierung aus. Zumindest haben wir auf längeren Autobahntouren im Schnitt 7,5 Liter verfeuert. Laut Hersteller sollen es rund 6 Liter sein.

Assistenzsysteme modernisiert

Einen Modernisierungsschub hat der Duster in Hinblick auf die Assistenzsysteme erfahren. Kollisionsverhinderer, Verkehrszeichenerkennung mit Tempowarner, Spurhalter, Müdigkeitserkennung - dieser Fortschritt macht sich mitunter auch durch moderat aufdringliches Gepiepse oder übergriffe Lenkeingriffe bemerkbar. Doch ist das Arsenal der Helfer im Duster zugleich noch ausbaufähig, weshalb er beim Euro NCAP-Test nur drei Sterne bekam. Was wir vor allem vermisst haben auf unseren längeren Touren, war ein Tempomat, der auch den Abstand zum Vordermann anpasst. Beim Clio gibt es sowas.

Dafür ist der Duster mit einem Basispreis von rund 19.000 Euro eben auch günstiger als der 30 Zentimeter kürzere und engere Renault-Kleinwagen, der bei 19.350 Euro startet. Dacia bleibt seinem Preiswert-Image auch mit dem neuen Duster treu. Allerdings lässt sich der Preis deutlich in die Höhe treiben. Will man nicht nur einen Schraubenzieher, sondern Schweizer-Messer-Qualitäten - also 130 PS, Allradantrieb und die gute Ausstattung Journey - landet man jenseits von 27.000 Euro. Wirklich billig ist der Duster damit so oder so betrachtet nicht mehr.

Dacia Duster TCe 130 4x4 - technische Daten

Fünftüriger SUV; Länge: 4,34 m, Breite: 1,81 m (mit Außenspiegel: 2,07 m), Höhe: 1,67 m, Radstand: 2,66 m, Kofferraum: 456-1548 Liter

1,2-Liter-Dreizlinder-Benziner mit 48-Volt-Mildhybridsystem, 96 kW/130 PS, maximales Drehmoment: 230 Nm/2.100 U/min, Sechsgang-Schaltung, permanenter Allradantrieb

0-100 km/h: 11,0 s, Vmax: 180 km/h

Normverbrauch: 6,1 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 135 g/km, Testverbrauch: 7,5 Liter/100 km

Preis: ab 24.650 Euro (Expression)

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x


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