Citroën DS feiert 70 Jahre Bestehen

  16 Februar 2025    Gelesen: 379
  Citroën DS feiert 70 Jahre Bestehen

Citroën feiert 2025 das 70. Wiegenfest der "Göttin", also des Modells DS. Aber fährt man damit wirklich so göttlich? Und kann die heutige Marke DS versprechen, womit der Markenname aufgeladen ist? Eine Bestandsaufnahme zum Geburtstag.

Wohl wahr, über die DS (klingt wie Déesse in der französischen Aussprache, was Göttin heißt) sind schon tausendundeine Geschichte geschrieben worden. Aber die "Göttin" hat eben auch in Deutschland eine soziokulturelle Bedeutung, also muss man ihren Geburtstag auch begehen. Beziehungsweise: Das hier ist die Vorhut zur eigentlichen Geburtstagsfeier, denn der Öffentlichkeit zugänglich war das Auto erst auf dem Pariser Automobilsalon im Oktober 1955.

Aber 2025 ist noch jung und exakt dort, wo der Pariser Salon stattfindet, gibt es früher im Jahr die Rétromobile, wo sich zum größten Teil Klassiker tummeln. Und hier hat auch die DS ihren Platz, neben vielen hochkarätigen Klassikern aus allen Epochen und aller Welt plus diverse Hypersportwagen zu Millionenpreisen, darunter auch der McLaren F1 oder feine Stücke von Marken wie Bugatti, Koenigsegg und Pagani.

Aber nicht nur die. Auf der berühmten Rétromobile hat die Marke DS - DS-Modelle verdienen den Namen Citroën offenbar nicht mehr, aber das ist eine andere Geschichte - ihren jüngsten Sprössling, die "N°8, mitgebracht. Nicht die größte Karosse der Marke, das ist schließlich der DS9, aber als erster DS-Vertreter auf der neuen Konzernplattform STLA basierend derjenige mit der neuesten Technik. Und längenmäßig kann es der rein elektrisch angetriebene Newcomer locker mit dem Klassiker aufnehmen.

Die Blicke sind beim D-Modell

Aber was ist geblieben von der DS? Beziehungsweise vom D-Modell, denn DS ist ja bereits eine spezifische Ausführung. Revolutionäres Design? So frei sind die Designer nicht mehr wegen unzähliger Regularien in Bezug auf Crash-Themen, Kosten oder Umweltgesichtspunkten. Die N°8 löst heute zwar keine Bestellwellen aus wie die DS damals angeblich, dazu ist die Marke leider nicht bekannt genug. Aber einen betont extravagant gezeichneten Tourer haben die Franzosen schon hinbekommen. Einer übrigens, der eine feine Alternative darstellt beispielsweise zum heimischen Volkswagen ID.7 - und sogar geringfügig schneller fährt.

Die alte DS steht aber nicht nur für (damals) verrücktes Design, sondern ebenfalls für technische Innovationen: Darunter zählt definitiv die Hydropneumatik, und eng damit verknüpft ist der Fahrkomfort. Ein Fahrwerk, das ohne Stahlfedern auskommt und veränderbare Federraten erlaubt, verkneift man sich heute. Das ist ein bisschen schade, denn der Stellantis-Konzern hat ja beispielsweise die Luftfederung im Konzernfundus - Jeep und Maserati lassen grüßen.

Keine Hydropneumatik mehr bei den modernen DS

Immerhin gibt es bei neuzeitlichen DS-Baureihen einen bereits vor der Vorderachse angebrachten Sensor, um die Fahrbahn "abzutasten" - somit lassen sich die elektronisch regelbaren Dämpfer (durch variierbare Ventil-Durchflussöffnungen für das Öl ändert sich die Dämpfercharakteristik) besser auf die Fahrbahnbeschaffenheit anpassen.

Dass die historische DS ihre besonderen Qualitäten vor allem durch Fahrwerk und Zentralhydraulik (hier hängen auch Bremse und Lenkung dran) ausdrückt, zeigen schon die Exponate auf der Rétromobile. Dort ruht als Anschauungsobjekt eine DS-Karosse auf vier knallorangefarbenen Kugeln, sie stehen sinnbildlich für die berühmten Federkugeln, die bei alternden Exemplaren gerne mal ausgetauscht werden müssen. Doch die DS bietet auch noch andere Innovationen, wie beispielsweise das per Seilzug gesteuerte Kurvenlicht. Fancy.

Bodenständige Antriebe bei den DS-Klassikern

Beim Antrieb hingegen bleibt die DS bodenständig (und klingt auch so). Versuche mit einem Sechszylinder-Boxer sind ins Leere gelaufen aus Haltbarkeitsgründen, sodass die Serienmotoren eher rustikal ausfallen. Vierzylinder, teils noch aus dem Vorgänger Traction Avant, garantieren ein solides, nicht aber sonderlich geschmeidiges Fortkommen. Auch beim Getriebe ging die stattliche obere Mittelklasse einen Sonderweg. Halbautomatik oder Schaltgetriebe waren die gängigen Optionen. Eine gegen Ende der Bauzeit lieferbare Dreigang-Wandlerautomatik insbesondere für die großen Einspritzer 23 i.e. wurde kaum geordert und ist bis heute in höchstem Maße rar - allerdings auch nicht beliebt bei den heutigen DS-Fans.

Das Thema DS ist übrigens besonders vielfältig. So gab es den großen Citroën ganz offiziell ab Werk ebenso in der Break-Version, was nichts anderes bedeutet als "Kombi". Dagegen sind die heute sechsstellig gehandelten Werkscabrios schon deutlich exklusiver. Oder wie wäre es mit einem raren Coupé? Alles zu besichtigen hier auf der Rétromobile. Ebenso wie eine später nachgereichte, deutlich magerer ausstaffierte ID - unter 30.000 Euro bekommt man aber keine richtig guten Exemplare mehr. Auffällig ist, dass die Exponate in poppigen Siebzigerjahrefarben um die Wette strahlen - Blau, Gelb, Grün und Rot stechen ins Auge.

Zum Schluss noch eine kleine Sitzprobe und die weichen, nachgiebigen Ledersessel mit sympathischer Patina für einen Moment genießen sowie die fast schon sportlich angehauchten Rundinstrumente samt Drehzahlmesser wirken lassen - damals keine Selbstverständlichkeit. Das schreit doch nach einem Fahrbericht zum 70. Geburtstag, oder? Das Jahr ist ja noch jung. Schauen wir mal, was wird.

Quelle: ntv.de


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