Elektromobilität bei Mercedes, war da nicht etwas? Hatte der Hersteller nicht jüngst Druck aus dem Kessel genommen und will sich mehr Zeit mit der Umstellung lassen? Ist korrekt, aber lange kein Grund, bei der Entwicklung künftiger batterieelektrischer Vehikel vom Gas zu gehen - im Gegenteil. Und jetzt legen die Stuttgarter so richtig los. Während der auf der MMA-Plattform basierende, runderneuerte CLA kurz vor seiner Markteinführung steht, erscheint schon eine elektrische Mittelklasse namens GLC auf Basis der Plattform MB.EA am Horizont.
Und nachdem der eher lieblose EQC viele ZF-Komponenten an Bord führte, haben die Schwaben beim GLC Leidenschaft am (Elektro-)Autobau bewiesen. Demnach stecken unter dem noch getarnten Blech des GLC in-house entwickelte Permanentsynchronmotoren. Die Systemleistung fällt hier mit 490 PS nicht allzu knapp aus. Das ist gemeinhin mehr, als eine schneebedeckte Eisfläche an Moment übertragen kann angesichts überschaubarer Reibwerte.
Ich erwähne es nur der Form halber noch einmal. Klar muss der GLC Effizienz können, und zwar die ganze Klaviatur. Dazu gehört die vom Motor entkoppelbare Vorderachse ebenso wie eine Wärmepumpe, die besonders intensiv auf der Suche nach dem letzten Quäntchen Abwärme ist - ob diese nun der Batterie, dem Antriebsstrang oder der Umgebungsluft entstammt. Außerdem wird sie genutzt, um den knapp unter 100 kWh fassenden Stromspeicher immer so zu temperieren, dass möglichst die gesamte Ladeleistung von 320 kW genutzt werden kann. Für den Kunden sind später übrigens verschiedene Batterietypen lieferbar mit unterschiedlichen Zellchemien. Ob hier auch unterschiedliche Ladeleistungen erzielt werden, bleibt abzuwarten.
GLC schlägt sich gut auf dem Schnee
Aber hier wird jetzt sowieso nicht geladen, sondern bloß entladen - macht auch noch mehr Spaß. Die Testingenieure haben ein paar schöne Abschnitte vorgesehen, um den GLC ein bisschen zu fordern. Da wäre beispielsweise eine Steigungsstrecke hoch zum Berg Galtispuoda, die es in sich hat; auf diese Weise schraubt sich der lautlose Benz forsch in die Höhenlagen, die Lappland so bietet.
Also, Lenkrad gut festhalten und rauf auf das Fahrpedal. Dabei will ich hier und heute gar nicht ausprobieren, wie wuchtig das Motorenduo den luftgefederten Allradler überhaupt anschiebt. Mir geht es viel eher darum, wie es auf der rutschigen Straße um die Traktion bestellt ist. Und wie fein die beiden unabhängig voneinander angetriebenen Achsen eigentlich miteinander korrespondieren. Und ehrlich gesagt klappt das alles recht ansatzlos. Die Elektronik regelt nämlich so fein, dass trotz urgewaltiger Drehmomente kaum Schlupf entsteht. Dabei lenkt der Allradler präzise nicht zuletzt dank Hinterachslenkung und fein rückmeldend. Ich hätte gern mehr davon, aber es soll ja bloß ein kurzer Eindruck sein.
Außerdem kommt noch der Verzögerungspart, wenn es wieder hinunter in das Tal geht. Schließlich hat Mercedes die Bremse optimiert, denn bei elektrischen Antrieben sind die Anforderungen andere als bei reinen Verbrennern. Schließlich möchte man die Bremsscheiben möglichst selten bemühen, sondern über die Energierückgewinnung verzögern. Und die Kunst besteht darin, den Übergang zwischen Reibbremse und Rekuperation so nahtlos wie möglich zu gestalten, ohne ein synthetisches Gefühl zu generieren. Mission gelungen. Und Rucke im Antriebsstrang waren jetzt auch nicht zu spüren, obwohl der GLC analog zum CLA ebenfalls zwei Übersetzungen an der Hinterachse zur Verfügung hat.
Doch solche Feinheiten wird man unter gewöhnlichen Straßenbedingungen herausfahren müssen. Ein bisschen müssen sich potenzielle Kunden noch gedulden, denn der GLC mit EQ-Technologie (so lautet der Modellname des Stromers ganz offiziell) wird im Laufe dieses Jahres enthüllt, aber erst 2026 in den Verkauf starten.
Spannend wird sein, wie lange es dann zwei GLC-Modelle parallel geben wird. Schließlich ist der Verbrenner-GLC gerade mal drei Jahre alt. Ob die künftige Plattform dann auch Verbrenner - und zwar in Längsform - eingepflanzt bekommt, bleibt abzuwarten und ist sicherlich auch abhängig von der allgemeinen Akzeptanz elektrisch angetriebener Fahrzeuge.
Quelle: ntv.de
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