Cupra Born VZ - Fahrt mit dem fetzigen Kompakt-Stromer

  25 März 2025    Gelesen: 109
  Cupra Born VZ - Fahrt mit dem fetzigen Kompakt-Stromer

Mit dem Cupra Born VZ hat der VW-Konzern ausgelotet, welches Potenzial im modularen Elektrobaukasten steckt. Der heiße spanische ID.3-Klon zeigt, wie man auch lautlos Emotionen wecken kann mit einem Kompakten. ntv.de hat den Hecktriebler ausgeführt.

Ganze Scharen verantwortlicher Ingenieure in den Autokonzernen dürften sich schon seit Jahren den Kopf zerbrechen, wie sie neben Praxistauglichkeit (schnelles Laden und so) auch Emotionalität in elektrisch angetriebene Fahrzeuge kriegen.

Auch der spanische Volkswagen-Ableger Cupra ist so ein emotionales Label, das heißblütigen GTI-Alternativen à la Leon mit dem berühmten soundstarken Konzernmotor EA888 (leistungsstarker Zweiliter-Vierzylinder) plötzlich elektrisch angetriebene Alternativen zur Seite stellen muss. Denn man darf nicht vergessen, dass der Konzern seinen Anteilsmix batterieelektrischer Antriebe dieses Jahr mal eben um 15 Prozentpunkte hochrampen muss, um die gesetzlichen CO2-Ziele zu erfüllen - und das ist verdammt viel Holz.

Nun also Cupra Born VZ (steht für "veloz", also schnell) statt Leon VZ mit Benzinmotor, alles klar. Äußerlich tröstet der Testwagen jedenfalls über die Trauer wegen fehlender Zylinder hinweg, er verfügt zumindest über das Potenzial dazu. Nämlich mit ausgeprägtem Heck-Diffusor - haben allerdings auch die Basismodelle -, mit cool akzentuierten Felgen inklusive kupferfarbener Einlagen, mit gleichfarbigem Element im großmäuligen Frontstoßfänger sowie mit fetziger Mattlackierung in elegantem Grün. Kann sich definitiv zeigen.

Trotz Sportsitzen komfortabel

Innen bestechen mächtige Sportsessel samt Mikrofaser-Bezug im Bereich der Wangen das Auge und damit schnell auch das Mindset. Und wer sich einmal in diese Sitzgelegenheiten gekuschelt hat, entdeckt den darüber hinaus existierenden Komfortfaktor. Ist quasi gekauft.

Allerdings darf keineswegs alles als optimal bezeichnet werden in diesem Innenraum. Zwar strahlen viele ebenfalls kupferfarbene innenarchitektonische Bausteine (das ist einfach die dominierende Hausfarbe) um die Wette und auch das Finish geht in Ordnung. Aber wann bekommen Cupra-Modelle endlich physische Lenkrad-Tasten? Zäh rückmeldende Touchflächen sind jedenfalls nicht der Weisheit letzter Schluss. Bei der Gestaltung der beiden Displays war außerdem wenig Kreativität im Spiel - der ID.3 führt sie in exakt gleicher Form mit sich. Kostenfaktor, klar, aber eben auch ein bisschen langweilig.

Doch um Innenarchitektur geht es bei der VZ-Ausgabe weniger; hier sollen vielmehr Freunde außergewöhnlicher Antriebe auf ihre Kosten kommen. Und dazu haben sich die Wolfsburger (als Vorlage dient der ID.3 GTX Performance) etwas Besonderes einfallen lassen. Eine Leistungsstufe mit 326 PS ist ja beim modularen Elektrobaukasten durchaus bekannt. Zwar nicht exakt, aber durchaus in der Größenordnung - jedoch nicht im Kontext mit bloß einer angetriebenen Achse, und die liegt hinten! Wenn man überlegt, dass da 545 Newtonmeter an den 235er-Pneus zerren, könnte die Angelegenheit ja ganz spaßig werden.

Kein Leichtgewicht

Allerdings erweist sich der mit exakt 1999 Kilogramm Leergewicht im Datenblatt eingetragene Hecktriebler als ganz schön traktionsstark. Du musst dich schon massiv anstrengen, um per Fahrpedal gezielt Unruhe in das mächtige Heck zu bekommen. Lustvolle Querbeschleunigungsorgien bekommt der 4,32 Meter lange Kompakte mit nicht allzu sperrigen 2,77 Metern Radstand allerdings dennoch hin, weil sich 79 kWh (netto) Stromspeicher im Unterboden verteilen, um für einen niedrigen Schwerpunkt zu sorgen. Und dass der Spanier generell ziemlich hurtig losstürmt, ist angesichts seiner Leistung erwartbar. Macht er allerdings fast ein bisschen beiläufig, ein Tick mehr Drama würde schon nicht schaden.

Vielleicht muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass dieser Cupra bloß 5,6 Sekunden braucht, um 100 km/h zu erreichen. Außerdem wird die untere Mittelklasse fast schon zum Autobahnjäger mit 200 km/h Toptempo - eine Marke auf dem digitalen Tacho, die übrigens ziemlich schnell erreicht wird. Bleibt die Frage, wie gut man die dann flugs aus dem Akku strömende Energie wieder ersetzen kann.

Um die Ladeperformance zu optimieren, hat der Konzern längst ein cleveres Feature eingeführt: die manuelle Batteriekonditionierung. Einfach im Lademenü aktivieren - und dann kann man anhand eines Timers sehen, wann der Akku die optimale Temperatur erreicht hat. Ist es draußen kalt, kann das Vorheizen auch mal 40 Minuten dauern, das sollte man berücksichtigen. In mehreren praktischen Tests hat der Cupra-Akku es allerdings geschafft, binnen etwas weniger als 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu laden (185 kW Peak-Ladeleistung). Damit passt die Werksangabe von 26 Minuten in etwa.

Der VZ ist kein Racer

Schön ist, dass der stärkste Born trotz sportlicher Ausrichtung kein kompromissloser Racer ist. So stehen einer direkt-präzisen Lenkung sowie Sesseln mit hohem Seitenhalt-Potenzial Dämpfer gegenüber, die ihrer Aufgabe nicht zuletzt dank elektronisch gesteuerter Variabilität gerecht werden. Zwar werden lange Wellen etwas wirkungsvoller weggeschluckt als kurze Verwerfungen, mit der Gefahr, dass auch mal ein Stoß zu den Passagieren vordringt. Aber Cupra VZ als halbwegs kommoder Autobahncruiser geht schon klar. Zumal auch das Platzangebot in der zweiten Reihe nicht so schlecht ist und knapp 400 Liter Gepäckraumvolumen selbst für Familienurlaube taugen.

Ein Knackpunkt bei batterieelektrischen Autos ist immer wieder die Reichweite, auch hier. Der vom Werk angegebene WLTP-Mindestwert von 530 Kilometern ist bei kühler Witterung keinesfalls zu halten. Selbst bei zurückhaltender Fahrt musst du nach weniger als 400 Kilometern wieder ans Kabel.

Ab 52.770 Euro gibt es den Cupra VZ. Darin sind zwar die wichtigen Grundzutaten wie LED-Licht, Parkpiepser, sämtliche Sicherheitsfunktionen plus Smartphone-Integration enthalten, aber ein für Elektroautos entscheidendes Feature fehlt. Und zwar die effizienzsteigernde und reichweitenverlängernde Wärmepumpe. Macht 1020 Euro extra. Und auch das 1520 Euro teure Package mit fest installiertem Navi plus Tempomat samt adaptiver Steuerung sollte an Bord, falls noch Budget übrig ist.

Ob der Born VZ als Golf-GTI- oder generell Verbrenneralternative zu den entsprechend motorisierten Konzern-Offerten taugt, muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich habe mich jedenfalls das eine oder andere Mal mit hochgezogenen Mundwinkeln erwischt.

Quelle: ntv.de


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